Jerusalem: Geheimtipps einer Einheimischen

In der Altstadt von JerusalemBeitrag von Pia Kleine Wieskamp. In Jerusalem herrscht ein Wechselbad zwischen Kulturen, Glaubensrichtungen, Gegenwart und Vergangenheit, Ost, West und Globalisierung – dennoch bin ich begeistert von der Atmosphäre in Jerusalem. Die Israelin Paule Rakower hat mir ihre Geheimtipps für die Stadt verraten.

Blick auf JerusalemJerusalem ist eine interessante Stadt. Auf diesem Fleckchen Erde fand Welt- und Kulturgeschichte statt. Die Altstadt ist von einer Mauer umgeben und in vier Bereiche unterteilt, in ein jüdisches, christliches, armenisches und muslimisches Viertel.

JerusalemEinzigartig ist der Status der Stadt: Jerusalem wird sowohl von Israel als auch Palästina als jeweils eigene Hauptstadt angesehen. Es beherbergt bedeutende religiöse Stätten des Judentums, Christentums und des Islams.

Ein Grund, warum Jerusalem seit Jahrzehnten nicht zur Ruhe kommt und Auseinandersetzungen und Attentate beinahe zum Alltag gehören. Zum Thema Sicherheit bei der Israelreise habe ich einen weiteren Bericht geschrieben.

14 Suk in JerusalemIch schlenderte zunächst abends durch die Altstadt, den arabischen Suk sowie das christliche und armenische Viertel.

Auf der Straße in JerusalemAuffallend und faszinierend waren die kulturelle Vielfalt und die lebendigen Traditionen dieser multikulturellen Stadt. So sah ich orthodoxe Juden mit den Schläfenlocken genauso wie verschleierte Musliminnen.

Fest steht: Ich werde mit mehr Zeit wiederkommen! Besucher der Altstadt finden fast alle Highlights innerhalb der Stadtmauern. In ihnen befinden sich acht Tore. Einen besonderen Blick auf die Altstadt habt ihr während eines Rundgangs auf der Altstadtmauer.

6 Klagemauer in JerusalemBesonders beeindruckt hat mich die Klagemauer. Sie ist eine der wichtigsten religiösen Stätten des Judentums. Sie ist Überbleibsel der zerstörten Tempelanlage des zweiten Jerusalemer Tempels, ragt 18 Meter in die Höhe und ist ca. 50 Meter breit.

Es existieren mehrere Zugänge zur bedeutenden Gebetsmauer, jedoch ist dieser Bereich nur durch eine Sicherheitssperre, ähnlich einer Flughafenkontrolle, zu erreichen.

Persönlich hatte ich eine größere Mauer bzw. mehr Fläche erwartet. Die Klagemauer ist ein Ort des Gebets. Daher ist sie – wie in orthodoxen Synagogen – in abgetrennte Flächen für Frauen und Männer aufgeteilt.

7 Zettel in der KlagemauerGläubige stecken in die Ritzen zwischen den Kalksteinblöcken der Mauer kleine Zettel mit Bitten und Gebeten.

Übrigens werden die Zettel zweimal pro Jahr eingesammelt und auf dem Ölberg beerdigt, denn “wo der Name Gottes draufsteht, das darf nach jüdischem Gesetz nicht verbrannt werden” – weiß meine Reiseführerin Paule Rakower zu berichten.

8 Reiseführerin Paule RakowerSie konnte mir in rund sechs Stunden Führung einen sehr guten Eindruck von Jerusalem vermitteln. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes belegte die gelernte Grafikerin Paule Fremdsprachenkurse (Englisch, Französisch und Deutsch). Zusätzlich besuchte sie Kurse über die Geschichte der Architektur an der Universität in Tel Aviv.

Nun hat die rüstige Seniorin Paule ihre Berufung zum Beruf gemacht: “Ich habe sehr viel Spaß daran, sowohl Touristen als auch Israelis Orte, Gebäude, Kulturen und Informationen zu vermitteln. Ich leite etwa Geschichts-, Architektur- oder Weintouren und organisiere offene Führungen in Tel-Aviv Jaffa.“ Meine Eindrücke zur traumhaften Küstenstadt Tel Aviv könnt ihr übrigens hier nachlesen.

Stadtansicht JerusalemIch fragte Paule nach ihren persönlichen Highlights von Jerusalem, die sie mir dann auch zeigte:

  • In Jerusalem angekommen, empfiehlt es sich laut Paule, die Sightseeing-Tour mit einer geschichtlichen Führung durch die Altstadt und einem Besuch des Davidsturm-Museums zu starten. Das Davidsturm-Museum befindet sich unmittelbar am Jaffator, dem historischen Zugang zur Jerusalemer Altstadt.
  • Wer spezielles Interesse an Archäologie und am Christentum hat, sollte das Kloster der Schwestern Zions (Basilique des Dames de Sion) besuchen. Es befindet sich zwischen der 2. und 3. Station auf der “Via Dolorosa”.
    Das ist ein hochinteressanter archäologischer Ort aus römischer Zeit. In dem Gebäude wurde ein Teil des dreiportaligen alten Ecce-Homo-Bogens eingefügt. Man nahm an, dass dieser Bogen die Stelle markiert, wo Pilatus vor der Volksmenge zu Jesus sagte: “Ecce homo” („Sehet, der Mensch“).

10 Österreichische Hospiz in Jerusalem

  • Mir ist jedoch ein anderes Erlebnis verbunden mit der Via Dolorosa im Gedächtnis haften geblieben – das Österreichische Hospiz. Das Kaffeehaus dort ist ein schöner Ort, um Jerusalem zu genießen. Hier findet der Besucher ein kleines und ruhiges europäisches Paradies.
    Während im Haus eine Kirche zu Gebet ruft, höre ich den Muezzin – und fühle mich nun richtig angekommen. Das Hospiz dient als Unterkunft und Herberge für Pilger und Reisende.

11 Schwester Bernadette

  • Ich lasse mir das schöne Gebäude von Vize-Rektorin Schwester Bernadette zeigen. Begleitet werden wir während des Rundgangs von Herzensbrecher Benny, einem „Findelhund”, der schnell die Herzen sämtlicher Besucher erobert. Jeder Neuankömmling wird begrüßt und mit Aufmerksamkeit überhäuft.
    Sowohl als Unterkunft oder auch nur für einen Kaffeehausbesuch in der ruhigen Gartenoase kann ich dieses Hospiz empfehlen. Die Zimmer sind einfach und zweckdienlich ausgestattet.
    Das Haus glänzt – leicht erhöht gelegen – mit sagenhaftem Blick auf die Altstadt Jerusalems.

13 Essen in Israel

  • Für arabische Leckereien wie Humus, Falafel und Schawarma, ein Fleischgericht, das mich an Döner Kebab erinnert, ist ein Bummel durch das muslimische Altstadtviertel ein Muss. Die Altstadt bietet eine einmalige Kombination von Speisen vom Markt wie etwa Falafel, Schawarma, traditionelle Süßwaren und frische Säfte, die auch unterwegs gegessen und getrunken werden können.
  • Schöne Restaurants gibt es in der restaurierten „Deutschen Kolonie“ außerhalb der Altstadt Jerusalems. Die Deutsche Kolonie ist eins der beliebtesten Ziele für Einheimische und Touristen in Jerusalem: Die meisten Restaurants in dieser Umgebung liegen an der lebendigen Straße Emek Refaim angesiedelt. Wo die Emek Refaim und die Bethlehem Straße zusammentreffen, befindet sich das Gemeindehaus der Templer mit Glockenturm.

Lampen in Jerusalem

  • Eine einzigartige „biblische“ Küche bietet das Restaurant The Eucalyptus (Felt Allee zwischen Hativat Yerushalayim 14 und Dror Eliel St.) von Chefkoch Moshe Basson. Es liegt bei unserem Ausgangspunkt, Vis-à-Vis der Altstadtmauer, nicht weit vom Jaffator. Das Eucalyptus ist koscher und serviert moderne Interpretationen biblischer Küche, basierend auf Szenen wie Jakobs und Esaus Linseneintopf.
  • Die Altstadt erinnert mich an viele arabische Suks. Das geschäftige bunte Treiben gefällt mir. An vielen Ecken stehen Gruppen von Soldaten und Polizisten, um die Menschen zu schützen.
    Wem das Getümmel zu viel werden sollte, kann sich auf einer Dachterrasse eines Restaurants ausruhen und die Aussicht genießen.
    Ich besuche im christlichen Viertel das Golden City Restaurant (130 Aftemos Market) und genieße den Panoramablick sowie Falafel.

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Anja Beckmann

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7 Kommentare

  • Antworten
    Christina G.
    20. November 2016 um 19:25

    Vielen Dank für deine tollen Eindrücke…kannst du uns vielleicht verraten, wie bist du an deine Stadtführerin für Jerusalem gekommen bist? Hast du ihre Kontakdaten? Danke…viele Grüße.

  • Antworten
    Katharina
    4. Juli 2016 um 09:36

    Toller Bericht! Mir hat Jerusalem von allen Reisezielen in Israel auch am besten gefallen. Man bekommt fast Gänsehaut, wenn man denkt, welche geschichtliche und religiöse Bedeutung die Stadt eigentlich hat, wenn man so durch die Straßen schlendert.

  • Antworten
    Pia
    29. Mai 2015 um 13:26

    Hallo Francis,
    Jerusalem ist eine Reise wert – aber besuche auch Tel Aviv siehe Blogartikel. Es ist nur 1 Stunde entfernt und liegt sm Meer!
    Liebe Grüße
    Pia

  • Antworten
    Francis
    29. Mai 2015 um 12:57

    Hi,
    sehr schön geschrieben. Ich muss zugeben, dass ich Jerusalem nie als Reiseziel auf dem Schirm hatte. Aber das hat sich eben geändert. Mal sehen, wann es uns dahin verschlägt.
    Sonnige Grüße aus Indien,
    Francis

  • Antworten
    Pia
    28. Mai 2015 um 11:56

    Hallo N. Berger,
    ja – es ist wie das Leben – bunt, manchmal Chaos, manchmal traurig, oft schön!
    Liebe Grüße
    Pia

  • Antworten
    N.Berger
    28. Mai 2015 um 11:25

    Jerusalem zeigt, wie viel in einer Stadt passieren kann, aufeinmal, nebeneinander, gegensätzlich,… Toll!

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