“Ich habe Bier im Blut”, lacht Mieke Desplenter. Sie stammt aus einer bekannten Brauereifamilie und betreibt mit ihrem Mann Jeroen die Brauerei Ter Dolen in Belgien. Zu dem ehemaligen Bauernhof gehört auch ein Schloss, in dem die Familie lebt – es ist auf den Bierflaschen und -gläsern zu sehen. Hier probiere ich belgisches Bier.
Wie schmeckt eigentlich Kirschbier? Das will ich bei meinem Wochenende in Flandern herausfinden. Auf Ter Dolen in Houthalen-Helchteren bei Hasselt wird es mir in einem großen Kelch serviert. Es schmeckt herb-süß, mit intensivem Kirscharoma und ist ziemlich lecker.
Belgisches Bier gibt es in über 500 Sorten und es hat eine lange Tradition: Im Mittelalter wurde es vor allem in den Klöstern gebraut. Im Laufe der Zeit kamen Gewürze, Kräuter und Früchte wie Kirsche, Himbeere oder Banane dazu. Eine weitere Besonderheit der belgischen Bierkultur ist auch das jeweilige Glas zum Bier.
Vom Brauereicafe aus nimmt mich Mieke mit auf einen Rundgang. Durch ein verschnörkeltes Eisentor betreten wir den verwunschen wirkenden Pfad zum Schloss. Am Weg ragen Bäume auf, ein Häschen hoppelt vorbei und ein Kranich fliegt davon.
Idyllisch sieht auch das Schloss aus dem 16. Jahrhundert aus, der ehemalige Sitz des Konvents Sint Truiden. Passend dazu stellt die “Kasteelbrouwerij” (= Schlossbrauerei) “Abdijbier” (= Abteibier) her, nach überlieferten Rezepten.
Im Schloss stoße ich auf Miekes Vater – auf einer Flasche. Sein Bild ziert die Sorte Armand, die nach ihm benannt wurde. Sie hat sogar eine Art Bier-Oscar gewonnen: Die Goldmedaille bei der Brussels Beer Challenge.
“Mein Vater war sehr stolz und glücklich, als ich 1994 eine eigene Brauerei eröffnet habe”, erzählt Mieke. Auch ihre Tochter (22) und ihr Sohn (20) zeigen Interesse an der Brauerei, studieren aber noch Wirtschaft.
“Bier zu brauen ist eine Kunst”, meint Mieke, als sie mich durch die Brauerei im Hofgebäude führt. Es ist ein altes Gebäude von 1643, darin stehen moderne Maschinen. Der Familienbetrieb stellt verschiedene Biersorten her: Blond (6,1 % Alkoholgehalt), Donker/Dunkel (7,1 %), Tripel (8,1 %), Armand (7 %) und Kriek/Kirschbier (4,5 %).
Hopfengeruch liegt in der Luft. An diesem Wochenende wird – anders als sonst – gebraut. Denn das Wetter ist schön, die Nachfrage hoch. 3.000 Hektoliter werden pro Jahr hergestellt. Das Bier wird in ganz Limburg in Gaststätten verkauft. Ich frage Mieke, warum belgisches Bier so bekannt ist: “Wir machen es mit Liebe. Für ein gutes Bier brauchst du die richtigen Zutaten, Wissen und Leidenschaft.”
Ich treffe Braumeister Hendrick Hanssen, der seit einem halben Jahr hier arbeitet. Er zieht gerade ein Muster. Welches Bier ihm am besten schmeckt? Seine Antwort: “Das Armand, da es ungefiltert ist, viele Aromen enthält und hopfig schmeckt.” Er ist einer der vielen Fans des Biers vom Schloss.
Schlossbrauerei Ter Dolen
Wenn ihr euch die Brauerei selbst einmal anschauen möchtet und belgisches Bier probieren möchtet, es finden Führungen statt:
Eikendreef 21, 3530 Houthalen-Helchteren
Samstag und Sonntag, 15 Uhr
Dauer: 45 Minuten
Sprache: Holländisch, für Gruppen auch auf Deutsch
5 Euro pro Person, 1 Getränk ist enthalten
Hinweis
Nach Belgien eingeladen wurde ich von Tourismus Flandern-Brüssel. Vielen Dank dafür! Meine Meinung bleibt davon unberührt.
Anja Beckmann
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3 Kommentare
michael
19. April 2014 um 11:12Hey Anja,
Belgisches Bier ist einfach das Beste. Als Riesenfan kann ich deine Tipps allen Neueinsteigern ebenfalls ans Herz legen, vor allem Armand sollte man mal probiert haben – yummiiiiii =)
Einladung zum Flandern Blog Award | Travel on Toast - Reiseblog & FoodblogTravel on Toast – Reiseblog & Foodblog
1. Februar 2014 um 18:02[…] war selbst schon als Reisebloggerin in Flandern unterwegs: Ich habe einen Chocolatier besucht, eine Schlossbrauerei und den Flohmarkt in […]
shadownlight
19. August 2013 um 20:15na dann prost :)
liebe gruesse!