Gletscher, Fjorde, Wale, Delfine und Pinguine sehe ich auf meiner Chile Kreuzfahrt. Mit der Stella Australis entdecke ich in fünf Tagen Patagonien, Feuerland und Kap Hoorn. Ich zeige euch die Highlights der Kreuzfahrt, gebe euch Tipps für die Reise und für das Reisegepäck.
Zurück in Chile
Chile habe ich schon auf meiner einjährigen Weltreise erkundet. Es ist das längste und schmalste Land der Welt – 4.300 Kilometer lang und 350 Kilometer breit.
Chile ist damit auch ein Land der Kontraste: von der trockensten Wüste der Welt im Norden über Vulkane, Seen und Steppe bis hin zu Fjorden und Gletschern im Süden.
Ich besuche zum zweiten Mal die Hauptstadt Santiago de Chile und den Nationalpark Torres del Paine in Patagonien (gehört zu Chile und Argentinien).
Auf der Kreuzfahrt fahre ich von Punta Arenas in Chile nach Ushuaia in Argentinien, entdecke dabei Patagonien mit der Inselgruppe Feuerland und Kap Hoorn zum ersten Mal – wie es auch meine erste Kreuzfahrt ist.
Auf Expeditionskreuzfahrt in Chile
Fünf Tage und vier Nächte verbringe ich auf der Stella Australis von Cruceros Australis. Die Schifffahrtsgesellschaft hat sich auf Expeditionskreuzfahrten durch die südlichen Kanäle Patagoniens spezialisiert.
Die Gesellschaft wurde vor 23 Jahren gegründet und bietet jährlich zwischen September und April Fahrten an Bord der Schiffe Stella Australis und Vía Australis an.
Ihr könnt dort unterschiedliche Routen (drei, vier oder sieben Übernachtungen) buchen. Die Gesellschaft hält die nationalen und internationalen Vorschriften zum Umweltschutz ein.
Bis zu 210 Passagiere passen auf das Luxus Kreuzfahrtschiff Stella Australis (Baujahr 2010), dazu kommen bis zu 60 Crewmitglieder.
Die Passagiere sind bei meiner Kreuzfahrt meist älter, aber durchweg fit. Deshalb sind einige bei einem Landgang schon mal schneller als ich auf dem Berg.
Ich finde mich rasch in den Rhythmus an Bord ein: Jeden Tag gibt es ein bis zwei Exkursionen, dazu verlassen wir mit Zodiac Schlauchbooten das Schiff.
Dazu kommen Filmvorführungen sowie Vorträge, die an Bord und bei den Landgängen durchgeführt werden. Das Expeditionsteam (hier ist Francisco links zu sehen) erzählt über die Flora, Fauna, Geschichte und Geografie der Region.
Da es eine Expeditionskreuzfahrt ist, ist allgemein die Kleidung locker und leger.
Zum Schutz vor dem Wetter, das in diesem Teil von Chile kalt und windig werden kann, habe ich eingepackt: Outdoorjacke, Fleecepulli, Wanderhose, Skiunterwäsche, Schal, Handschuhe und Mütze.
Denn wie Francisco aus dem Expeditionsteam sagt: “Hier kann es schon mal vier Jahreszeiten in einer Stunde geben.”
Tag 1: Punta Arenas – wir gehen an Bord
Am ersten Tag müssen wir bis 17 Uhr in Punta Arenas einchecken, um 18 Uhr betreten wir das Kreuzfahrtschiff. Der Kapitän und die Besatzung begrüßen uns freundlich.
Meine geräumige Kabine liegt im zweiten Stock, sie hat ein großes Fenster zum Wasser. Neben dem Doppelbett haben auch noch ein kleiner Kleiderschrank und das Badezimmer Platz. Allzu viel Zeit werde ich hier allerdings nicht verbringen, ich bin meist nur zum Schlafen in der Kabine.
Das Schiff ist gut ausgestattet: Neben einem Restaurant und zwei Bars gibt es einen Shop und eine Mini-Bücherei. Sogar ein Gym steht zur Verfügung.
Glücklicherweise verbrauchen wir auch Kalorien bei den Landgängen, denn das Essen ist sehr, sehr gut. Ich fange beim Buffet oft mit dem Nachtisch an, aber auch Fleisch und Wein an Bord sind hervorragend.
Nach den Begrüßungscocktails heißt es: „Leinen los!”. Wir starten unsere Fahrt an den südlichsten Punkt der Welt. Durch die Magellanstraße und den Beagle-Kanal geht es durch Patagonien und Feuerland bis nach Kap Hoorn.
Tag 2: Ainsworth Bucht und Tucker-Insel mit Pinguinen
Im Morgengrauen durchfährt das Schiff den Almirantazgo Fjord bis zur Ainsworth-Bucht mit dem Marinelli-Gletscher im Hintergrund.
In den Zodiac Booten gehen wir an Land, in jedes Boot passen zwölf Leute. Es ist acht Grad warm, der Geruch nach Seetang liegt in der Luft.
Die Expeditionen werden in verschiedenen Sprachen wie Deutsch, Englisch, Spanisch oder Französisch angeboten. Jede Gruppe mit Guide hat bis zu 20 Teilnehmer.
Unsere siebenköpfige Expeditionsgruppe mit Guide Francisco wird “German Albatross” getauft.
Am Anfang lässt er uns kurz innehalten, für drei Minuten sollen wir die Augen schließen und einfach nur zuhören – dem Wind, den Wellen und den Vögeln. Das ist fast meditativ…
Wir unternehmen eine kleine Wanderung, um die Landschaft ringsum zu bewundern. “Das alles hier war vor 100 Jahren noch von Eis bedeckt”, sagt Francisco.
Am Strand und auf der Insel halten wir nach einer Kolonie von südamerikanischen Seeelefanten Ausschau – leider vergeblich.
Dafür finden wir rot leuchtende Beeren, interessante Blumenmuster und Pilze, die Francisco – am Boden liegend – fotografiert.
Zurück am Strand, probiere ich den “Mortal”: heiße Schokolade mit Whisky.
Danach einen Whisky mit Gletschereis. Beides wärmt schön…
Zurück auf dem Schiff, genießen wir unser Mittagessen und starten dann zur Tucker-Insel, zu den Pinguinen.
Hier landen wir mit den Schlauchbooten an. Aus den Booten heraus beobachten wir die Kolonien von Magellanpinguinen. “Geschätzt 8.000 Pinguine leben hier in der Hochsaison”, so Francisco.
Der Magellanpinguin ist etwa 70 Zentimeter hoch und wiegt vier Kilogramm.
Ich kann mich an Pinguinen einfach nicht sattsehen – allein wie sie herumwatscheln. Einige von ihnen gehen auch langsam ins Meer und stürzen sich dann in die Fluten.
Tag 3: Wale, Delfine, der Pia-Gletscher und die Gletscher-Allee
Die Morgen an Bord finde ich besonders schön. Die Sonne geht auf, schimmert auf dem glatten Meer und dahinter erheben sich die Berge.
An diesem Tag habe ich auch noch Glück, sehe Delfine und Wale. Zwei Buckelwale pusten Luft aus und verschwinden wieder, dabei heben sie majestätisch ihre Schwanzflosse.
Wir kreuzen auf dem nordöstlichen Arm des Beagle-Kanals und fahren in die Pia-Bucht hinein, wo wir am gleichnamigen Gletscher an Land gehen. Es ist 11 Grad warm und wir nähern uns purem Eis.
Als wir mit dem Zodiac Boot heranfahren, ragt die Gletscherwand scheinbar endlos vor uns auf. 80 bis 90 Meter ist laut Francisco der Pia-Gletscher hoch.
Wir wandern hoch bis zu einem Aussichtspunkt, von dem aus wir den Gletscher beobachten können.
“Jede Woche sieht Pia anders aus”, sagt Francisco. “Der Gletscher ist sehr aktiv.” Wir erleben, wie sich gewaltige Eisblöcke aus dem Gletscher lösen und ins Meer stürzen.
Dieser Tag kann die Pinguine noch übertrumpfen. Der Pia-Gletscher ist unglaublich schön – das ist das Highlight dieser Chile Kreuzfahrt.
Wir setzen die Fahrt durch den Nordwestarm des Beagle-Kanals fort, um die Allee der Gletscher zu bewundern. Fünf Gletscher befinden sich in der Allee.
Europäische Siedler nannten sie zur Erinnerung an ihre alte Heimat “Alemania”, “Francia” oder “Holanda”. Passend dazu werden uns kleine Snacks serviert, z. B. Pizzastücke.
Die Allee der Gletscher ist der Lieblingsplatz von Jaime Iturra, Kapitän der Stella Australis. Ich besuche ihn auf der Kommandobrücke.
Es ist spannend, die Fahrt von hier aus zu beobachten, ebenso wie die Tätigkeiten der Crewmitglieder.
Tag 4: Landgang an der Wulaia-Bucht und am Kap Hoorn
Wir fahren durch den Murray-Kanal und gehen in der Wulaia-Bucht an Land. Hier befand sich eine der größten Siedlungen der Yamana-Indianer. Zudem landete Charles Darwin auf seiner Weltreise hier 1833 an Bord der MS Beagle.
Einzelne Gruppen wandern durch den Urwald mit seinen einheimischen Bäumen sowie zahlreichen Farnen – hoch zu einem Aussichtspunkt. Ich schließe mich einer Gruppe an, die an der Wasserkante entlangläuft.
Auch hier wieder: Landschafen wie gemalt. Der See spiegelt den Himmel, die Wolken und die Hügel.
Am Nachmittag fahren wir durch die Nassau-Bucht Richtung Süden bis zur Isla Hornos. Kap Hoorn wurde 1616 entdeckt, die Landspitze ist 425 Meter hoch.
Lange Zeit war dies für die Segelschiffe ein wichtiger Seeweg vom Atlantischen zum Pazifischen Ozean.
Die Umrundung des Kaps gehörte zu den gefürchtetsten Schiffspassagen. Schätzungen zufolge ruhen im größten Schiffsfriedhof der Weltmeere mehr als 800 Schiffe und 10.000 Menschen.
Bei uns spielt das Wetter mit und wir können an Kap Hoorn an Land gehen. “Du warst auf Kap Hoorn, DEM Kap Hoorn?”, ist die Reaktion meines Vaters, als er später davon hört.
Er ist ein Seebär, von ihm habe ich die Liebe zum Meer und zu Schiffen geerbt. Das zeigt noch mal, wie selten so ein Glücksfall ist.
Mit den Zodiac Booten fahren wir zum Kap Hoorn. Da das Wetter ungewöhnlich gut ist, warten dort keine meterhohen Wellen auf uns, sondern relativ ruhige See. Am Steg klettern wir 167 Stufen hinauf.
Vor der chilenischen Flagge lasse ich wie die anderen auch ein Foto von mir machen.
Hier oben treffen wir Leuchtturmwärter Manuel. Er ist für ein Jahr hier, seit 4 Monaten – zusammen mit seiner Frau und den Kindern (2 und 14 Jahre alt). “Willkommen am Ende der Welt, willkommen am Kap Hoorn!”, ruft er uns entgegen.
Zwei Leuchttürme hat die Insel, für den einen ist er zuständig. “Das Wetter kann hier sehr schnell umschlagen und ein Sturm bewegt die ganze Insel”, erzählt er uns. Die Windgeschwindigkeit kann über 250 km/h erreichen.
Wir besichtigen das Albatros-Monument, das im November 2014 zur Hälfte vom Wind zerstört wurde. Und wir spüren ihn, er pfeift durch unsere Haare und rüttelt an unseren Kleidern.
Auch wird es schon dunkel und uns langsam etwas unheimlich. Schnell wieder zurück aufs Schiff…
Dort verbringen wir einen entspannten letzten Abend und schauen uns mit allen Passagieren Fotos der Reise in der Darwin Lounge an.
Tag 5: Ushuaia
Am diesem Morgen erreichen wir Ushuaia, die wichtigsten argentinische Stadt auf Feuerland.
Als wir im Hafen anlegen, hole ich mir noch schnell einen Pinguinstempel für meinen Pass. Gültig ist der nicht, sieht aber schön aus. Und er wird mich an diese Reise erinnern – mit ihren vielen, vielen Highlights.
Weiterlesen zu Chile
Chile: Meine Reise ans Ende der Welt
Ceviche – das weltbeste Rezept
LAN Airlines: Dreamliner fliegen in der Business Class
Turismo Chile (auf der Website findet ihr viele hilfreiche Informationen) und Cruceros Australis haben meine Reise nach Chile unterstützt. Vielen Dank dafür!
Newsletter & Social Media
Du möchtest über neue Blogbeiträge informiert werden? Dann abonniere Travel on Toast per Newsletter. So erhältst du einmal im Monat Inspiration, Geheimtipps und Hinweise auf Gewinnspiele. Folge mir auch gerne über Instagram, Facebook oder Pinterest. Hier erfährst du noch mehr über mich.
Anja Beckmann
Neueste Artikel von Anja Beckmann (alle ansehen)
- Hotel Zeeuws Licht, Holland: Zeeland mit Hund erleben - 29. Januar 2023
- Genusswelt VILA VITA Marburg: Märchenhafter Kurzurlaub mit Hund - 2. November 2022
- Urlaubsregion Saale-Unstrut: Schöne Orte und Ausflugsziele - 28. Oktober 2022
26 Kommentare
Axel Koenig
11. Mai 2016 um 23:42wo und wie kannich eine so tolle Reise buchen?
Fantastische Bilder und Aufmachung
Anja Beckmann
13. Mai 2016 um 16:09Hallo Axel,
klasse, dass dir mein Beitrag gefällt! Australis ist ja im Beitrag verlinkt, dort kannst du die Expeditionskreuzfahrt buchen.
Viele Grüße
Anja
Tina
31. August 2015 um 22:00Liebe Anja,
herzlichen Dank für den schönen Bericht. Wir hatten das Glück, 2x mit Cruceros Australis reisen zu dürfen. Mit 2 Landgängen (Kap Hoorn). Beim 2. Mal wurden wir vom Kapitän an Bord der Stella Australis am Kap Hoorn vermählt. Somit verbinden wir sehr viel mit diesem Ort. Und es tut im Herzen weh, das kaputte Monument zu sehen. Hat es an Bord evtl. Infos über einen möglichen Wiederaufbau/Spendenkonto gegeben?
Liebe Grüße. Tina
Anja Beckmann
1. September 2015 um 09:53Liebe Tina,
mit zwei Landgängen bei zwei Kreuzfahrten hattet ihr ja wirklich Glück! Und dort zu heiraten stelle ich mir toll vor.
Zum Wiederaufbau des Denkmals habe ich leider nichts gehört.
Liebe Grüße
Anja
Charlie
30. August 2015 um 15:08Die Gletscher sehen wunderbar aus. So ein Abenteuer möchte ich auch gerne mal erleben. VG
Amelie
30. August 2015 um 15:01Wunderschöne Landschaften. Danke für den sehr guten beitrag. LG
Neni
26. August 2015 um 15:04Chile sieht so faszinierend aus! Und mit Pinguinen bekommt man mich ja sowieso immer, so süß!
Anja Beckmann
29. August 2015 um 12:15Das finde ich auch, die sind einfach zu niedlich! Und der Rest von Chile kann sich auch sehen lassen. :)
Liebe Grüße
Anja
Tanja
26. August 2015 um 05:23Guten morgen Anja,
einen Kaffee ,eine Zigarette und deinen Bericht dazu.Geniale Morgenlektüre!! Nun kann ich fast nicht arbeiten gehen ;-) ,weil ich lieber weiter träumen möchte.
Die Bilder faszinieren ,nehmen einen mit und bewegen mich. Diese Länder stehen auch auf unserer To-Do-Liste und jetzt noch mehr denn je !! Vielen lieben Dank,das du uns so verzaubert hast! /Tanja
Anja Beckmann
29. August 2015 um 12:13Gern geschehen. :) Als ich die Bilder ausgewählt und bearbeitet habe, wäre ich auch am liebsten gleich wieder hingeflogen.
Liebe Grüße
Anja
N.Berger
25. August 2015 um 09:20Chile hat ein unglaublich vielfältiges Landschaftsbild! Einfach nur zum Verlieben.
Anja Beckmann
25. August 2015 um 15:11Das stimmt. :)
Melanie
24. August 2015 um 10:46Oh was für ein Traum! Da bin ich ja direkt neidisch. Aber für mich geht es vielleicht auch im Januar da runter – dann aber noch weiter südlich :-)
LG Mel
Anja Beckmann
25. August 2015 um 15:09Das klingt spannend! Unternimmst du auch eine Schifffahrt?
Liebe Grüße
Anja
Franzi
24. August 2015 um 08:26Traumhaft – die Bilder machen mich gerade wirklich sprachlos. Da möchte ich unbedingt auch mal hin! LG Franzi
Anja Beckmann
25. August 2015 um 15:09Die Gegend ist wirklich unglaublich schön!
Liebe Grüße
Anja
kati
24. August 2015 um 07:20wow. das macht richtig lust auf patagonien. ist bei mir für 2016 geplant.
wie viel kleingeld brauch ich hierfür?
hast du sonst südarmika-tipps für mich (peru, chile, argentinien, patagonien) – reisedauer ab august 16 bis jänner 2017.
Anja Beckmann
25. August 2015 um 15:07Hallo Kati,
auf der Website der Schifffahrtsgesellschaft erfährst du die Preise für die Kreuzfahrt.
Über Südamerika findest du viele Artikel in meinem Blog, z. B. zu Peru, Chile oder Ecuador.
Liebe Grüße
Anja