Blauer Himmel und Wattewolken ohne Ende – den Blick aus dem Flugzeugfenster kenne ich nur zu gut. Allein auf meiner Weltreise hatte ich rund 50 Flüge. Jetzt durfte ich auf dem Condor-Flug nach Cancun zum ersten Mal (mit spezieller Genehmigung) ins Cockpit.
Zehn Tage auf der Halbinsel Yucatan liegen vor mir. Doch die Reisefreude ist es nicht allein, die mich in der Nacht vor dem Flug Schäfchen zählen lässt. Ich liege lange wach, freue mich auf den Besuch beim Kapitän im Cockpit und bin ziemlich aufgeregt. Wie der Ausblick wohl sein wird?
Um 2 Uhr schlafe ich endlich ein, 4 Stunden später klingelt der Wecker. Verschlafen nehme ich den Zug nach Frankfurt. Dort geht um 11.10 Uhr der Flieger, zusammen mit den übrigen 245 Passagieren klettere ich in die Boeing 767.
Rund 11 Stunden Flugzeit habe ich vor mir. Die Strecke: Über Paris hinweg (salut!), gaaanz lange über den atlantischen Ozean, dann zwischen Florida und Kuba hindurch nach Cancun.
Etwa drei Stunden nach dem Start fliegen wir ruhig über den Atlantik. Dann darf ich nach vorne ins Cockpit kommen. Mit der Purserin (Chefflugbegleiterin) stehe ich vor der geschlossenen Tür, mein Herz klopft schneller.
Sie öffnet für mich die Tür zu der erstaunlich kleinen Kabine – das kam mir in Filmen immer größer vor. Kapitän Lars Riebesell und sein Copilot sitzen hinter den Steuern im Cockpit, um sich unzählige Apparate. Ich lasse mich auf dem dritten Sitz hinter ihnen nieder und riskiere erst mal den Blick nach draußen.
Die Fenster vorne und zur Seite im Cockpit geben den Blick frei auf viel Himmel und Wolken – mehr als ich sonst aus dem Seitenfenster sehe. An diesen Panoramablick aus über 10 Kilometern Höhe könnte ich mich gewöhnen!
Dann schaue ich mir die unzähligen Knöpfe an der Decke über mir an. Lars Riebesell erzählt, dass das z. B. Sicherungen sind. Jedes der Systeme gibt es mindestens zweimal, manchmal sogar dreimal – falls mal eins ausfällt.
Vor den Sitzen von Pilot und Copilot befinden sich die gleichen Geräte. Aber die Aufgaben werden geteilt: Der eine fliegt, der andere kümmert sich etwa um Funk und Administration.
Der Start läuft manuell. Auch die Landung nimmt Lars Riebesell meist selbst vor. Nur etwa bei ganz schlechter Sicht übernimmt der Autopilot, der auch in der Zeit zwischen Start und Landung zum Einsatz kommt.
Beim Start hat der Pilot häufig am meisten zu tun. Erst checkt er im Cockpit ausgiebig die Systeme. Dann gibt er Gas auf der Bahn. Auf bis zu 280 Stundenkilometer beschleunigt unser Flieger, bis der Aufwind stattliche 176 Tonnen Gewicht nach oben trägt.
Als wir uns unterhalten, sind wir gerade mit 830 Stundenkilometern über dem Atlantik unterwegs. Hier gibt es – anders als über den Kontinenten – keinen Radar. Die Flugzeuge stimmen sich über Funk ab, immer mal wieder erwacht das Funkgerät im Cockpit knisternd zum Leben. So können die Flugzeuge einen Sicherheitsabstand einhalten, sowohl von der Höhe als auch von der Entfernung her.
Spannend fand ich die Wetterkarte, die vom Wetterdienst kommt. Dort sind sogenannte “Jets” eingezeichnet, Felder mit starken Winden. Böser Wind, guter Wind: Er kann Turbulenzen verursachen, aber auch – wie bei unserem Flug – für Rückenwind sorgen. Dann ist das Flugzeug schneller (Cancun, ich komme!) und verbraucht weniger Treibstoff.
Piloten üben einmal im Vierteljahr im Simulator, z. B. Triebwerksausfall, Durchstarten oder den Ausfall der Systeme. Beruhigend für jemanden wie mich, der trotz sehr vieler Stunden im Flieger etwas Flugangst hat: Auch wenn beide Triebwerke ausfallen, gleitet das Flugzeug noch. Es hält dann natürlich nicht mehr seine Höhe, sondern muss landen.
Wie ist Lars Riebesell, der in Hamburg wohnt, zu seinem Beruf gekommen? “Ich wollte schon immer fliegen”, erzählt er. “Mit einem Segelflugzeug fing alles an, jetzt fliege ich die Boeing 757 und 767.” Die Vorteile seiner Arbeit? “Es geht meist ins Warme, neben Urlaubzielen auch zu Städten.” Aber: Auch Piloten leiden unter Jetlag…
Wie mein Flug im Bereich für die Fluggäste verlief? Standard sind bei Condor die Economy Sitze. Eine Stufe höher ist Premium Economy. Ich sitze in der Comfort Class = Königsklasse. Sie kostet 500 Euro mehr pro Flugstrecke als Economy. Hier fühle ich mich gleich pudelwohl: Die Sitze sind schön breit und auch mit meinen 1,80 Metern kann ich die Beine richtig lang machen.
Die Speisekarte ist im Retrodesign gehalten, echt hübsch. Auch der Blick hinein erfreut mich: lecker, lecker! Die bunten Vorspeisen schmecken gut und sehen super aus – vor allem die orange-gelb gestreifte Paprikaterrine finde ich witzig. Auch toll: Der kleine Salz- und Pfefferstreuer in Fliegerform.
Als Hauptspeise lieber Spargel mit Truthahnsteak oder Riesengarnelen mediterran? Ich entscheide mich für das vegetarische Gericht: Raviolacci gefüllt mit Mascarpone und Limette in Tomatensauce mit Mangold. Schließlich war ich gerade erst eine Woche in Bologna und vermisse das italienische Essen schmerzlich.
Zum Dessert gibt es Erdbeer-Mousse-Törtchen mit Rhabarberkompott. Dazu eine Wolke aus Kokossahne – hmmm!
Die Flugbegleiter sind durchweg nett und aufmerksam. Nach dem Essen stelle ich meinen Sitz zurück und entspanne mich. Vorher habe ich mir aus dem bunten Zeitschriftangebot zwei ausgesucht.
Drei Filme laufen über zentrale Screens. Ich leihe mir aber lieber ein Tablet und sehe mir einen der sechs Filme an.
Dann hole ich den fehlenden Schlaf der vergangenen Nacht nach. Diesmal mit nur wenig Zählen “Eine Schäfchenwolke, zwei Schäfchenwolken…”
Mein Fazit
Der Ausflug ins Cockpit war echt ein Erlebnis. Außerdem fühlte ich mich als Passagier auf diesem Langstreckenflug sehr gepampert, das war ein schöner Start in die Mexikoreise!
Hinweis
Der Flug nach Cancun wurde von Condor gesponsert. Vielen Dank für #mexikomitcondor!
Anja Beckmann
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13 Kommentare
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7. Januar 2014 um 07:32[…] Als ich angekommen war, lagen im Wartebereich des Gates Zeitschriften zum Mitnehmen aus. Das kannte ich schon von meinen Condorflügen nach Teneriffa oder Mexiko (dort durfte ich sogar mit einer speziellen Genehmigung in Cockpit). […]
Jochen
18. Oktober 2013 um 18:54Ich hatte vor einigen Jahren ebenfalls mehrfach eine Cockpitgenehmigung und kann bestätigen, dass der Ausblick wirklich schön ist: Große Fenster, aus gehärtetem Glas und nicht Makrolon wie die seitlichen Kabinenfenster.
Paar Anmerkungen zu deinem Text:
Jedes Flugzeug hat ein eigenes Bordradargerät nach voraus und den Seiten. Die Antenne steckt in der Flugzeugnase, das Anzeigegerät zeigt ein etwas anderes Bild als das Rundumradar auf Schiffen.
In nahezu allen Fällen erfolgt die Landung bis kurz vor das Aufsetzen automatisch. Der Anflugkurs wird in den Autopiloten eingegeben, ebenso der geplante Gleitwinkel. Ist die Runway voraus, übernimmt das sogenannte ILS (vereinfacht gesagt ein vom Zielflughafen gesendeter gebündelter Funkstrahl) den Endanflug. Ab 200 Fuß über dem Boden sendet das Bodenabstandradar per Sprachansage die Resthöhe. Aufsetzen und Bremsen ist Handarbeit.
Ein Link, wer das mal sehen will: http://www.youtube.com/watch?v=3SOtWtqtkQo
crriena
6. Juli 2013 um 00:19Darfst Du beim Rückflug noch mal ins Cockpit? :) Das ist wirklich eine grandiose Erfahrung! Wann geht es denn zurück?
An so ein Essen könnte ich mich beim Fliegen auch gewöhnen ! Wobei ich bald wieder mit Etihad fliege und ich war vom Essen in der Economy Class schon sehr begeistert- wie muss das dann nur in den anderen Kategorien aussehen? :)
11 things to do in Mexico | Travel on Toast
18. Juni 2013 um 23:22[…] Tage verbrachte ich an der Riviera Maya. Der Flug war schon spannend für mich, weil ich ins Cockpit […]
Sisa
16. Juni 2013 um 09:35Was für ein tolles Erlebnis! Ein Besuch im Cockpit ist ja schon fast alleine eine Reise wert. Danke, dass wir durch den wirklich lesenswerten Beitrag an deinem kleinen Abenteuer teil haben durften!
Liebe Grüße nach Mexico
Sisa
Dani
16. Juni 2013 um 07:52Ein Blick in die Technik ist immer mehr wie spannend, der Flug hat dann ja richtig zum geniessen eingeladen. Habe eine tolle Zeit in Mexico :-)
LG sendet Dani
Jochen Kof
11. Juni 2013 um 18:16Wow, würde auch mal gerne ein Cockpit von innen sehen :) Abgesehen davon ist Mexiko bestimmt super schön, hoffe du schreibst noch was über deine Reise :)
Anja Beckmann
12. Juni 2013 um 05:19Mexiko ist toll! Ich werde einige Artikel dazu veröffentlichen.
Alex
10. Juni 2013 um 18:38Gratuliere zu deinem Cockpit-Besuch! Da hast du es bestimmt nicht fettigen oder zerkratzten Scheiben zu tun, wie es weiter hinten in der Kabine der Fall ist, oder? Und ungestörten Weitblick…
Hoffe von deinem Rückflug in ein paar Tagen kannst du auch nochmal was schönes berichten – bis dahin erst einmal viel Spaß in Mexiko!
Viele Grüße,
Alex
Anja Beckmann
12. Juni 2013 um 05:20Vielen Dank! Mexiko ist so schön, ich mag noch gar nicht an den Rückflug denken…
Viele Grüße
Anja
Michael
10. Juni 2013 um 18:33Wow … ein Ausflug ins Cockpit, das hört sich ineressant an. Ich fliege ja äußerst selten, aber so ein Blick nach vorne raus würde mich auch enorm beruhigen (im Auto schaue ich schließlich auch nicht immer zur Seite raus ;-)).
LG
Michael
Anja Beckmann
12. Juni 2013 um 05:21Der Blick nach vorne raus ist toll – daran könnte ich mich gewöhnen!
Viele Grüße
Anja