Beitrag von Ariane Bille. Auf meiner siebentägigen Interrail Reise von Lissabon über Madrid, Montpellier, Nizza, Genua und Bologna nach Athen blieb wenig Zeit, um die ganze Schönheit der einzelnen Orte wahrzunehmen. Ich verrate euch, wie ich die Städte trotzdem für mich entdeckt habe und gebe für jeden Ort 3 Tipps, die ich von Einheimischen bekommen oder selbst entdeckt habe. Hier kommt Teil 1 der Geheimtipps, Teil 2 folgt noch.
Ein Nachmittag in Lissabon. Dreieinhalb Stunden Zwischenstopp in Madrid nach einer fast schlaflosen Zugfahrt durch die Nacht. Ein Abend und ein Vormittag in Montpellier. Ein halber Tag in Nizza. Eine Nacht in Genua. Ein Nachmittag in Bologna und ein Tag in Athen. Das klingt nach Stress?
Langsames Reisen beschränkt sich für mich eigentlich nicht nur auf das Tempo, in dem ich unterwegs bin. Ich möchte auf meinen verschiedenen Etappen Zeit haben um die Orte aufzunehmen. Ich möchte verstehen, wo ich bin und die Eigenarten, Ecken und Kanten und Schönheit der Fremde wahrnehmen.
Aber nicht immer hat man den Luxus der Zeit im Gepäck. Manchmal geht es nicht anders. Deswegen habe ich mir vor meiner Interrail Reise durch Südeuropa überlegt, wie ich die verschiedenen Städte kennenlernen kann, ohne mich dabei zu stressen.
Die Devise weniger ist mehr hat mich auch und gerade bei dieser Art des Reisens wieder überzeugt. Ich muss nicht das komplette Sightseeing-Programm durchziehen, um eine Stadt wahrnehmen zu können, geschweige denn kennenzulernen.
Was habe ich davon, wenn ich jede Kirche von innen, jeden Springbrunnen, Pflasterstein und Aussichtspunkt gesehen, vom eigentlichen Leben in der Stadt aber gar nichts mitbekommen habe?
Genau, das macht mich nicht glücklicher! Da sitze ich lieber eine halbe Stunde auf einem belebten Platz und beobachte die Menschen, die an mir vorbeigehen, lausche der Musik der Straßenmusiker oder schlendere über den Markt und schaue mir das bunte Treiben an.
Ich nehme die verschiedenen Gerüche wahr, probiere das lokale Essen und versuche mich mit Händen und Füßen mit der Marktfrau zu verständigen. Ich setze mich in ein Café, komme mit den Einheimischen ins Gespräch und lasse mir verraten, was sie selbst in so kurzer Zeit in ihrem Heimatort angucken würden.
Ich versuche die gut gemeinten „Das muss man unbedingt gesehen haben“ Tipps der Reiseführer zu filtern, ich benutze sie nur als grobe Orientierung. Was interessiert mich persönlich wirklich und ist es nicht viel schöner vom Zufall überrascht zu werden?
Wie oft ist es mir passiert, dass ich vor einer Sehenswürdigkeit stand und dachte. Toll! Sieht genauso aus wie auf den Bildern! Und jetzt? Der Zufall hingegen hat mir so einige schöne Erinnerungen beschert.
Aber nicht in jeder der 7 Städte überlasse ich alles dem Zufall. In Madrid, Montpellier, Bologna und Athen verlasse ich mich auf den guten Geschmack einheimischer Foodies, mit denen ich mich vorher via Mail verabredet habe.
Ich habe damit vor einem Jahr in Tel Aviv begonnen. Die Begegnungen sind jedes Mal einzigartig. Nie weiß man genau wie das Aufeinandertreffen sein wird. Jedes Mal bin ich etwas nervös, spüre voller Vorfreude ein leichtes Kribbeln im Bauch.
Jedes Mal ist es wie ein Blind Date und jedes Mal habe ich wunderbare, genussverrückte Artgenossen kennengelernt. Sofort hat man ein Thema worüber man sich austauschen und für das man schwärmen kann. Essen verbindet.
Madrid
Und das stelle ich direkt bei meiner Ankunft in Madrid fest, als ich Amy von Restless Fork (siehe Titelbild) zu unserem Churros con Chocolate-Frühstück treffe.
Die Amerikanerin lebt seit einigen Jahren in der Hauptstadt und kam ursprünglich wegen eines Erasmus-Jahres nach Spanien. Knappe 3 Stunden Aufenthalt habe ich hier und wir entscheiden uns über die Märkte zu schlendern – ein wahres Paradies für Foodies!
Die Markstände hängen voller Jámon de Ibérico Schinkenkeulen, die vielen unterschiedlichen Tapas reihen sich kunstvoll arrangiert aneinander und überall riecht es nach frischem Fisch.
Es fällt mir schwer stark zu bleiben und ohne eine der duftenden Schinkenkeulen in den nächsten Zug nach Montpellier zu steigen. Aber vorher nehme ich mir von Amy noch ein paar Tipps für Madrid mit:
Weinbar: Vinoteca Vides,
Calle Libertad 12, Chueca, 28004 Madrid
Essen: Carmencita, Calle Libertad 16, 28004 Madrid
Markt: Mercado de San Fernando,
Calle de Embajadores 41, 28012 Madrid
Montpellier
In der jungen Studentenstadt Montpellier treffe ich mich mit Blue von Montpellier CityCrunch zum Mittagessen in der Brasserie Café Marceau.
Das Blog wird von einem Bloggerkollektiv geschrieben und beschäftigt sich mit allen schönen Dingen, die man in und um Montpellier herum erleben kann – ein großer Teil davon ist natürlich auch Essen.
Blue ist eine der Autorinnen und schreibt anonym, weswegen es hier auch kein Bild von ihr gibt.
Während wir auf unser Essen warten, tauschen wir uns über unsere Leidenschaften aus und erzählen uns einen Schwung aus unserem Leben. Im echten Leben arbeitet Blue im Filmbereich und hat dadurch schon viel von der Welt gesehen. Und da ist Blues Mittagspause auch schon vorbei, wie schade!
Gerne hätte ich noch mehr zugehört und erzählt – dann muss ich eben noch mal mit mehr Zeit im Gepäck nach Montpellier fahren. Bevor Blue wieder im Büro verschwindet, verrät sie mir 3 Dinge, die sie in ihrer Wahlheimat Montpellier gerne tut:
Kunst und Essen: La Panacée,
14 Rue de l’École de Pharmacie, 34000 Montpellier
Vintage-Shop und Café: Chic et bohème, 31 Rue Proudhon, 34090 Montpellier
Cocktail Bar: Papa Doble, 6 Rue du Petit Scel, 34000 Montpellier
Nizza
Mittags steige ich voller Enthusiasmus in den Zug nach Nizza. Ich bin begeistert: In den letzten 24 Stunden habe ich zwei komplett unterschiedliche Menschen kennengelernt, die ich ohne das Internet und meinen Interrail Global Pass wohl nie getroffen hätte.
„Und das ist erst der Anfang“ denke ich mir, während der Zug losrollt und ich meinen Café Gourmand genieße, den ich mir aus Montpellier mitgenommen habe.
Diese Art zu reisen, in der man zwischendurch immer Zeit hat das Erlebte sacken zu lassen und sich auf die unbekannten neuen Orte zu freuen, gefällt mir immer mehr.
In Nizza habe ich keine Verabredung, hier lasse ich mich einfach treiben. Ich blicke auf den rosarot gefärbten Horizont der Côte d’Azur und atme die salzige Luft ein. Das Licht ist hier ganz besonders. Alles strahlt, als ob ein Weichzeichnungsfilter über meiner Sonnenbrille liegen würde.
Ich schlendere über den Blumenmarkt an duftenden Blüten und Lavendelbergen vorbei, bewundere die Käseauswahl und genieße die Cuisine Nissarde. In den Restaurants, die mit diesem Label markiert sind, kann man die unverfälschte traditionelle Küche Nizzas kosten.
Hunger auf Socca (eine Art Pfannkuchen aus Kichererbsenmehl, Öl und Salz), Ravioli Niçoise oder Soupe au Pistou? Na dann los!
Markt: Marché aux Fleurs
, Cours Saleya, 06300 Nizza
Essen: Acchiardo,
38 Rue Droite, 06300 Nizza
Chocolaterie: Maison Auer,
7 Rue Saint-François de Paule, 06300 Nizza
In meinem nächsten Artikel verrate ich euch Geheimtipps für Bologna, Athen und Lissabon.
Was sind eure Geheimtipps für die Städte? Wir freuen uns auf eure Kommentare!
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Interrail Luxus: In der 1. Klasse durch Südeuropa
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Interrail hat mir die Reise ermöglicht, vielen Dank dafür!
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Anja Beckmann
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4 Kommentare
Gerda
9. August 2016 um 22:29Frankreich hat so unglaublich viel zu bieten, das man es sich kaum vorstellen kann. Allein schon, wenn man einen Mietwagen in Nizza nimmt, und die Côte d’Azur entlang fährt, könnte man wochenlang unterwegs sein
Anja Beckmann
10. August 2016 um 08:31Das finde ich auch. Es ist unglaublich schön!
Viele Grüße
Anja
Ariane
26. Juni 2015 um 14:26Ha, da haben wir ja was gemeinsam :)
Nellie Berger
25. Juni 2015 um 10:43Genau das ist die Art und Weise wie auch ich gerne Reise…vor allem sich einfach irgendwo hinsetzen und die Menschen beobachten…so bekommt man am besten das Gefühl für Land, Kultur und Leute.