Wir fahren auf einer “Scenic Route” in Südengland – vorbei am Meer, Kreidefelsen und grünen Hügeln mit Schafen. Dabei lassen wir uns den Fahrtwind um die Nasen wehen und hören Sixties-Soul. Eine Woche lang sind wir im Auto von Köln über Dover, Rye und Beachy Head nach Brighton unterwegs.
Mein Freund Carsten liebt wie ich Autos, Motorroller und alles aus den Sixties. Wir sind schon oft über Land gereist: Es ging nach Gijon an der spanischen Atlantikküste, auf zwei alten Vespas an die Cote d’Azur oder vorbei an Stonehenge nach Cornwall.
Im Auto überlasse ich Carsten meist das Steuer, ich fahre nicht gerne selbst.
Reisen im Auto geht langsamer als mit dem Flieger. Aber es vermittelt ein Gefühl von Freiheit: Wir können das Land in unserem eigenen Tempo erkunden. Und wenn wir auf dem Weg interessante Dinge entdecken, halten wir einfach an.
Brighton haben wir schon oft angesteuert, dort findet jedes Jahr im August ein großes Mod-/Sixtiestreffen statt. In diesem Jahr sind wir wieder mit Freunden dort verabredet.
Wir fahren in Carstens dunkelblauem Mercedes von 1992 durch Südengland. Es ist ein rechtsgesteuerter Wagen, weil er für den japanischen Markt gebaut wurde. Das sorgt in Deutschland regelmäßig für verwunderte Blicke.
Vier Stunden brauchen wir von Köln nach Dünkirchen, mit der Fähre setzen wir dann nach Dover über.
Die Fahrt verläuft ruhig. Wir genießen an Deck Sonne und Meerluft. Dann lassen wir uns die ersten Fish & Chips schmecken. Dazu gibt es – hurra – kostenloses Wifi!
Nach zwei Stunden sehen wir die Kreidefelsen von Dover vor uns aufragen. Auf der Straße fädeln wir uns links ein. “Der Linksverkehr ist easy – mit etwas Konzentration geht das gut. Noch mal einfacher wird es, wenn der Wagen rechtsgesteuert ist”, meint Carsten.
Auf der A259 mit schöner Aussicht brauchen wir für die rund 45 Kilometer nach Rye in East Sussex gute anderthalb Stunden. Dann kommen wir endlich in unserem Bed & Breakfast an, dem Wisteria Corner. Es liegt zentral, schön ruhig und das English Breakfast ist sensationell. Nach fast acht Stunden “op jück” (unterwegs) heißt es: erstmal schlafen. Am nächsten Morgen werde ich von Geschrei der Möwen geweckt.
Wir laufen nach dem Frühstück durch das mittelalterliche Städtchen Rye, das uns ein englischer Bekannter empfohlen hat.
Es wirkt leicht verschlafen, aber süß. “Wie ein Dorf aus einem Miss Marple-Film”, findet Carsten. Es gibt eine Mermaid Street und Kopfsteinpflaster führen hinauf zum Kirchplatz und dem alten Friedhof.
Die kleinen Häuser sind weiß mit bunten Türen oder haben Fachwerk, oft sind sie geschmückt mit Blumen – die werden umschwärmt von Hummeln und Schmetterlingen.
Die Häuser tragen malerische Namen wie “House opposite”, “The house with two front doors” oder “Tiny bookstore”. Der Autor Henry James hat im “Lamb House” von 1898 bis 1916 gelebt.
Ich spiele Burgfräulein beim Ypres Tower.
Wir laufen an den zwei Tagen in Rye kreuz und quer durch die Stadt. Wir essen in Restaurants und Pubs, treffen gefühlte 100.000 Hunde samt Besitzern und besuchen viele der Antiquitätenläden. Im Kanalhafen sehen wir uns die Schiffe an. Das Wetter ist gerade am ersten Tag in Südengland sonnig und warm.
Dann fahren wir weiter nach Brighton. Hastings und Eastbourne liegen auf dem Weg und verströmen den Charme früherer Strandvergnügen: Es gibt ein Pier, Kieselstrände und Häuser, die an mehrstöckige Sahnetorten erinnern.
Traumhaft schön ist die Landspitze Beachy Head bei Eastbourne. Den Ort haben wir durch Zufall entdeckt, weil der Name so verlockend klang. Hier befindet sich mit 162 Metern der höchste Kreidefels Großbritanniens. Wir schauen hinab auf den Felsen, das Meer und den Leuchtturm.
Es ist ganz still. Der Wind weht spürbar, verwuschelt uns die Haare und fährt durch das Gras. Er ist so stark, dass sich die Bäume schon seinem Druck gebeugt haben.
Weiter geht es durch Südengland – vorbei an einer malerischen Landschaft: Grüne Hügel, soweit das Auge reicht. Auf einem Feld liegen Heuballen. In der Ferne sehen wir einen weiteren Leuchtturm und Kreidefelsen. Die Strecke von Beachy Head nach Brighton ist besonders attraktiv.
Das typisch wechselhafte englische Wetter erleben wir im Seebad Brighton: Sonnenbrille ab in die Handtasche, Regenschirm rausgeholt.
Wir übernachten wieder im Paskins Town House, in der Nähe von Pier und Innenstadt. Das Haus ist im Jugendstil eingerichtet, das liebe ich.
Zum Frühstück können wir uns etwa entscheiden zwischen Full Sussex Breakfast (Speck, Wurst, Eier, Tomaten und Pilze), der vegetarischen oder veganen Variante, Bagels oder Porridge. Den warmen Haferbrei esse ich zu gerne!
In Brighton gehen wir auf eine Zeitreise in die Sixties – mit Soul, Vespas und Vintageshops.
Den sonnigen Sonntag nutzen wir für den Strand. Auf den Kieseln stehen blau-weiß- und rot-weiß-gestreifte Liegestühle.
Ganze Familien haben es sich hier gemütlich gemacht und ein paar Tollkühne planschen im kalten Wasser.
Auf dem Brighton Pier von 1899 locken Achterbahn, Karussell und Restaurants.
Mit dem Riesenrad Brighton Wheel kann man auf Strand und Meer schauen.
In der Innenstadt erhaschen wir immer wieder einen Blick auf den Royal Pavilion.
Ihn ließ der Prinz von Wales Georg IV. von 1815 bis 1822 erbauen.
Der Stil orientiert sich an den Mogulpalästen in Indien.
Vor dem prachtvollen Bau sitzt ein Sitarspieler und musiziert. Ein wenig Indien in Brighton…
Falls ihr dort seid: Unbedingt auch einen Blick ins Innere werfen! Der Pavillon ist wunderschön im chinesischen Stil eingerichtet. Allein für den gigantischen Kronleuchter mit einem kunstvollen Drachen würde ich einiges geben. Die Küche ist so groß, dass man darin Fußball spielen könnte.
Nach einer Woche in Südengland fahren wir wieder zurück. Uns hat es super gefallen: Strand, Stadt, Shopping, Sixtiespartys und gutes Essen – die perfekte Kombination! Wer sich generell für Roadtrips interessiert: Im Januar sind wir in Australien die Great Ocean Road entlang gefahren.
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Anja Beckmann
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18 Kommentare
Sandra
15. April 2019 um 10:38Mann ey – davon träume ich schon ewig. Ich mache ja immer nur kurze Stippvisite an der englischen Küste und bewege mich mit den Öffis. Haber soooo Bock auf einen Roadtrip aber eben auch diese mentale Sperre im Kopf. Ich werde mir Carstens Tipps mal zu Herzen nehmen. Geht Ihr mal wieder zum Mod-Festival? Das steht ja auch auf meiner Liste.
Liebe Grüße aus Berlin (nur noch zwei Wochen bis es wieder auf die Insel geht, yay yay yayy :)
Sandra
Anja Beckmann
15. April 2019 um 20:07Hallo Sandra,
wir haben den Roadtrip schon häufiger gemacht – immer wieder toll! Dieses Jahr fahren wir aber wohl nach Gijon in Nordspanien statt nach Brighton. In Berlin gibt es ja auch Modpartys, falls du da mal hin willst.
Liebe Grüße und gute Reise nach UK
Anja
Sybi
25. August 2016 um 22:12Hallo Anja,
Mein Freund und ich überlegen, ebenfalls von Köln aus nach Dünkirchen zu fahren und von Dover aus dann nach Brighton. :) Meine Frage: Fallen auf der Strecke Mautgebühren an? Wir überlegen noch, ob wir lieber mit dem Auto fahren oder fliegen. :)
Anja Beckmann
25. August 2016 um 22:24Hallo Sybi,
wir sind über Land gefahren und mussten keine Maut dort bezahlen.
Liebe Grüße
Anja
Christina
6. Mai 2014 um 21:00Hallo,
Wir machen einmal im Jahr eine Geschwistertour (4 Mädels 1 Bruder, ja ja ich weiß, der Arme)