Israel heute: Wie sicher ist die Reise?

B1 Schilder Staedte - Israel heuteBeitrag von Pia Kleine Wieskamp. Letzte Woche stand ich noch bei 25 Grad in Jerusalem und beobachtete einen herrlichen Sonnenuntergang über dieser geschichtsträchtigen Stadt. Eine Erinnerung, die ich nicht missen möchte! Vom 5. bis 12. November reiste ich durch Israel.

Israel heute - Blick auf JerusalemAuf dem Programm der Tour standen die kulturellen und religiösen Hauptsehenswürdigkeiten des Landes. Die Reiseroute führte uns von Tel Aviv nach Jaffa, Caesarea, Haifa, Galiläa, Nazareth, den See Genezareth und über das Tote Meer weiter nach Jerusalem.

B2 Israel heute - Surflehrer in TelAvivWie sicher ist die Reise nach Israel heute?
Oft werde ich gefragt, ob es denn sicher ist, in Israel zu reisen? Denn in Israel hat es in den vergangenen Wochen immer wieder Anschläge und Zusammenstöße zwischen Israelis und Palästinensern gegeben. Vor allem der Tempelberg, das von Juden wie Muslimen als heilig betrachtete Gelände in Jerusalem, steht im Zentrum der Auseinandersetzungen.

Israel - JerusalemEs ist schon ein eigenartiges Gefühl, ein Land zu bereisen, in dem politische Unruhen den Alltag beherrschen und Attentate Teil des Tagesgeschehens sind. Aber um ganz ehrlich zu sein: Ich habe mich nie unsicher gefühlt oder viele militärische Aktivitäten, Unruhen bzw. Demonstrationen beobachtet.

Natürlich habe auch ich ein mulmiges Gefühl, wenn ich lese, dass kurz nachdem wir Tel Aviv verlassen haben, Menschen angegriffen wurden. Aber Attentate und Auseinandersetzungen gibt es derzeit leider an vielen Orten der Welt – wir leben in turbulenten Zeiten.

B3 Israel - KlagemauerDie Klagemauer ist heute einer der meistbesuchten Orte Israels. Der Platz ist täglich rund um die Uhr geöffnet. Um auf diesen Platz zu gelangen, passieren Besucher Sicherheitskontrollen. Die Klagemauer ist in einem Bereich für Männer und einem für Frauen durch einen Sichtschutz getrennt.

„Angst isst die Seele auf“
Bereits der Abflug in München mit der israelischen El Al ist aufregend. Die Flüge in Richtung Israel werden in einer gesonderten Halle abgefertigt. Die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen verlangen, dass ich mich zwei Stunden vor Abflug in der Halle einfinden muss. Das Flugzeug wird von bewaffneter Polizei bewacht und sogar mit einem Fahrzeug bis aufs Rollfeld begleitet. Das habe ich bisher noch nicht erlebt.

B6 Israel - Alltag in JerusalemVor Ort in Israel reise ich in einer Touristen-Blase. Erwartet habe ich verstärkte Präsenz von Militär und Polizei, Angst und Beklemmung bei israelischen Einwohnern. Selbstverständlich gibt es Absperrungen und Kontrollen. Auch wird das Gebiet rund um den Tempelberg von Überwachungskameras, die in einem Ballon über der Altstadt Jerusalems schweben, beobachtet. Dennoch habe ich in Ländern mit weniger Unruhen bedeutend mehr Militäraufkommen erlebt.

Israel - Jerusalem StadtlebenAls Außenstehende, also der Landessprache nicht mächtig, habe ich von den Unruhen fast nichts mitbekommen. Ich habe weder eine große Anzahl an Polizeisperren noch Sirenen, Versammlungen, laute Diskussionen oder anderes bemerkt. Oft waren die einzigen Hinweise auf Attentate in Facebook, per E-Mails von Freunden oder in Online-Nachrichten zu erfahren.

Mein Reiseführer Or, der mich durch das Nachtleben Tel Avivs führte, erklärt die fehlende Aufregung folgendermaßen: „Ich denke ja auch nicht immer daran, dass ich von einem Auto überfahren werden kann. Oder anders gesagt, ist mir klar, dass morgen mein Leben beendet sein kann, und dadurch genieße ich einfach jeden Tag mein Leben – ich lebe intensiver.“

B4 Israel - Strand in Tel AvivWie gesagt – vor meiner Reise nach Israel hatte ich so meine Bedenken und ein ungutes Bauchgefühl. Ich habe Ablehnung befürchtet, da ich Deutsche bin – Angst vor der Konfrontation mit der NS-Vergangenheit der Deutschen. Trotz Interesse an diesem geschichtlich und kunstgeschichtlich so spannenden Land hat mich die Angst vor Ablehnung immer wieder davon abgehalten, Israel zu besuchen.

Selbstverständlich sind die dortigen Unruhen auch nicht beruhigend, aber mit diesen Ängsten und Befürchtungen behaftet, wird die Welt auf einmal sehr klein. In Israel kommt mir der Satz “Angst ist die Seele auf” in den Sinn; eindeutig lassen sich die Israelis nicht von Angst zerfressen. Welches Land kann und darf man denn dann nicht besuchen?

Meine Rundreise durch Israel heute, das Land der Bibel, der Kreuzritter und des Orients, endete in Jerusalem, was “Stadt des Friedens” bedeutet. Hier fand ich, gerade in der Altstadt, eine Koexistenz und ein Zusammenleben verschiedener Völker vor, deren Kulturen miteinander verwoben sind und sich gegenseitig befruchten.

B5 Israel - Graffiti in Tel AvivIsrael heute als Schmelztiegel verschiedener Kulturen
Israel stand schon immer auf meiner Reisewunschliste, da es unglaublich viele biblische Orte und historische Stätten beheimatet, die mich seit meiner Schulzeit faszinierten. Juden, Phönizier, Hasmonäer, Ägypter, Napoleons Truppen, Palästinenser, Osmanen und Europäer haben ihre Spuren in diesem Landstrich hinterlassen.

Die multikulturelle Großstadt Tel Aviv, mit ihrem Ruf als Partystadt und “Big Apple” des Nahen Ostens, Firmensitzen von Google oder Facebook, steht als Sinnbild eines Israels der Gegenwart, der Moderne. Zugleich stoßen wir hier auch auf die orientalische Hafenstadt Jaffa, die auf eine 5.500-jährige Geschichte zurückblickt. Historisches und Moderne treffen sich in Israel auf Schritt und Tritt.

Israel - JaffaWas macht Israel heute als Reiseland interessant?
Für mich sind es einerseits die Gegensätze: Hier wechseln sich lebendige Szeneviertel mit Wüstenlandstrichen, eine Jahrtausende alte Geschichte mit futuristischen Gebäuden, heilige Stätten und osmanische Bäder ab.

Israel - WüstentourEs ist eine Bereicherung, Israel heute mit seinen klingenden Namen wie Nazareth, Bethlehem, Jerusalem, Jordan, See Genezareth mit eigenen Augen zu sehen. Selbstverständlich bietet Israel aber auch sehr schöne Strände, Tauchparadiese, Möglichkeiten für Jeep- und Wandertouren, Wellness-Oasen und vieles mehr.

B7 Israel - Baecker in JaffaKulinarisches aus Israel
In der Bibel wird der Landstrich “Kanaan”, der heute ein Teil Israels ist, als “Das Land, wo Milch und Honig fließen” beschrieben. Auch auf Israel heute trifft diese bildliche Umschreibung eines Landes im kulinarischen Überfluss zu. So vielseitig und abwechslungsreich ist die Küche Israels, die von den vielen historischen und landesspezifischen Einflüssen der verschiedenen ethnischen und gesellschaftlichen Bevölkerungsgruppen Israels bestimmt wird, dass es unmöglich ist, die israelische Küche allumfassend zu beschreiben.

Neben vielen hervorragenden Restaurants bietet u. a. das Projekt EatWith Touristen in Tel Aviv und Jerusalem die einmalige Möglichkeit, Spezialitäten des Landes aus heimischen Privatküchen zu genießen. Hier kann beispielsweise ein Shabbat Dinner mit Freunden gebucht werden.

Außergewöhnliche Gaumenfreuden gibt es natürlich auch auf den Märkten der Städte. Hier werden oft Kleinigkeiten angeboten, die man perfekt beim Bummel durch die Stadt verzehren kann. Ich persönlich bin ein Fan der Falafel – frittierte Bällchen aus Kichererbsenmus – die es an kleinen Ständen entlang der Straße zu kaufen gibt. Meist werden die Falafel zusammen mit Salat, Humus und verschiedenen Saucen, eingerollt in einen Fladen, gegessen.

Aber auch Schwarma sind nicht zu verachten. Hierbei wird geröstetes Fleisch (Rind, Pute oder Lamm) in dünnes Brot oder Pita gerollt. Auch Boreka, in Teigtaschen eingepacktes Gemüse, Käse, Oliven etc., sollte man unbedingt in Israel probieren. Abends habe ich mich im Restaurant mit Mezzes, einer Kombination aus mehreren verschiedenen Vorspeisen, Fisch und israelischem Wein verwöhnen lassen.

Israel - KlagemauerMein Fazit
Ich empfand die Reise durch Israel heute trotz der derzeitigen Situation als eine gute Erfahrung. Denn wenn man selbst im Land ist und einen kleinen Einblick in das Leben der Menschen dort erhält, erscheint all die Aufregung und Angst vor Reisen nach Israel unverständlich. Das Leben geht hier seinen gewohnten Gang, von den Unruhen ist an den touristisch wichtigen Orten wenig zu spüren.

Welche Erfahrungen habt ihr bei einer Reise ins Israel heute gemacht?

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Tel Aviv und das Essen
Jerusalem: Geheimtipps einer Einheimischen

Zu der Reise wurde ich vom Staatlichen Israelischen Verkehrsbüro eingeladen. 

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Anja Beckmann

Reisebloggerin bei Travel on Toast
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12 Kommentare

  • Antworten
    Svenja Büchter
    26. Mai 2015 um 06:34

    Ich war im Oktober 2013 in Israel und habe mich sofort in das Land verliebt.
    Ich war da mit Freunden und wir waren in Jerusalem, in der Nähe von dem toten Meer bzw. Masada und in Tel Aviv.
    Das Land hat so viel zu bieten nicht nur religiös, sondern auch kulturell. Ich kann mir sehr gut vorstellen dort zu leben, weil man da unten anders lebt. Meine Freunde und ich haben in einem Wüstencamp übernachtet. Es heißt Shekedis Camplodge. So gut wie da ging es mir noch nie. Das War mein Highlight in Israel. Mit den unterschiedlichsten Menschen aus allen Ländern saßen wir am Lagerfeuer und haben alles ums uns Rum vergessen. Also ich werde in naher Zukunft wieder nach Israel reisen um das Land noch weiter zu entdecken und kann nur jedem empfehlen dieses Abenteuer anzutreten

  • Antworten
    ReiseFreaks ReiseBlog
    1. Mai 2015 um 11:29

    Danke für die hilfreichen Worte. Zeit für einen Kurztrip nach Israel. Der SicherheitsCheck am Flughafen muss wohl sein, aber danach fühlt man sich doppelt sicher.

  • Antworten
    Gabi
    8. April 2015 um 08:35

    Hallo, wir sind vorgestern aus Israel zurück gekommen. Was Anja schreibt bezüglich der erhöhten Gefahr, wie es in den Medien teilweise hochgespielt wird, auch wir haben nichts davon mitbekommen. Im Land ist es ruhig, keine vermehrte Polizeipräsenz, kein Militär auf den Straßen. Wir, meine Familie und ich haben den Reiseplan und die Route so machen können, wie vorgesehen und ich fühlte mich sicher. Israel ist ein sehr schönes Land und ich denke, dass das nicht die letzte Reise nach Israel war. Der geflügelte Ausspruch “nächstes Jahr in Jerusalem” wird nicht leer bleiben. Shalom Gabi

  • Antworten
    Gabi
    7. April 2015 um 10:09

    Hallo, wir sind vorgestern aus Israel zurück gekommen. Es war sehr schön. Was Pia schreibt bezüglich der erhöthen Gefahr, wie es in den Medien teilweise hochgespielt wird, haben wir auch nichts davon mitbekommen. Im Land ist es ruhig, keine vermehrte Polizeipräsenz, kein Militär auf den Straßen. Wir, meine Familie und ich haben den Reiseplan und die Route so machen können, wie vorgesehen. Israel ist ein sehr schönes Land und ich denke, dass das nicht die letzte Reise nach Israel war. Der geflügelte Ausspruch “Nächstes Jahr in Jerusalem” wird nicht leer bleiben. Shalom Gabi

  • Antworten
    Mein Interview im Marco Polo travel Magazine | Point-PR
    4. Februar 2015 um 13:27

    […] Ausführlich habe ich diese Frage in dem Blogartikel Israel heute, wie sicher ist die Reise? beantwortet. […]

  • Antworten
    Pia
    28. November 2014 um 22:11

    Hallo Manfred,

    ich teile Deine Meinung und würde jederzeit wieder Israel besuchen.
    Grüße aus München
    Pia

  • Antworten
    Pia
    28. November 2014 um 21:16

    Ja liebe Inge,
    Israel lohnt auch für eine zweite Reise.
    LG Pia

  • Antworten
    Oliver
    28. November 2014 um 16:10

    Ein schöner Artikel das erstmal vorweg. Ich wird auch gerne mal nach Israel reisen, nur schreckte mich bis jetzt immer die unruhen da ab. Aber ich werde mir es doch nochmal überlegen nach diesem Bericht da trotzdem hinzufahren. Danke für diesen Hilfreichen Artikel.

    Greets

    Olli

  • Antworten
    Manfred
    27. November 2014 um 15:03

    Ja, Israel ist trotz allem eine Reise wert.Wir waren im April und würden Jederzeit wieder gehen.

  • Antworten
    Inge Seibel
    25. November 2014 um 11:13

    Schöner Bericht, Pia. Ich war im November 2013 zuletzt in Israel.

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