Beitrag von Daniel Briest. Eine Mondlandschaft von oben, ein Abenteuerplatz von unten und das Gefühl von Tausendundeiner Nacht mitten in der Wüste. Ich habe Jordanien aus verschiedenen Perspektiven erlebt: Auf über 1.000 Metern Höhe aus einem Heißluftballon über Wadi Rum, zu Fuß durch die Felsenstadt Petra und schlummernd in einem Beduinencamp.
Der größte Schatz in Jordanien ist rosarot und ist von hohen Bergen umgeben.
Ich betrete die Felsenstadt Petra mit einer gewissen Ehrfurcht. Das Weltwunder der Neuzeit ist über 2.000 Jahre alt und zweifellos die größte touristische Attraktion von Jordanien.
Langsam gehe ich durch die vielen Schluchten, die ein imposantes Spiel von Licht und Schatten darbieten. Mal erscheinen die Felswände in einem leuchtenden Rot und dann wieder nahezu mystisch dunkel.
Das wohl berühmteste Bauwerk von Petra erreiche ich, nachdem ich durch einige Schluchten gegangen bin: das Schatzhaus.
Mit seiner Höhe von fast 40 Metern und einer Breite von 25 Metern kann ich es aus weiter Entfernung sehen. Als ich dann vor der Fassade des Khazne al-Firaun – wie das Schatzhaus im Original heißt – stehe, bin ich schwer beeindruckt.
Mindestens genau so faszinierend sind die vielen Tempelfassaden, Felsengräber und Grabhallen, die sich auf dem weitläufigen Areal der Felsenstadt befinden.
Gerade einmal ungefähr zehn Prozent wurden bisher von Petra ausgegraben. Ich mag mir nicht ausdenken, was sich noch für einzigartige Werke hinter den Felsen in Jordanien verstecken.
Petra ist nicht bloß eine antike Felsenstadt, sondern ein echter Platz zum Erkunden. Hier kann man locker einen ganzen Tag zu Fuß verbringen und selbst dann kann man nicht alles sehen.
In einem gesonderten Artikel werde ich euch verraten, was ihr in Petra unbedingt angucken müsst und worauf ihr beim Besuch des (neuen) Weltwunders achten solltet.
Mein Tipp: Klar, vor dem Schatzhaus tummeln sich meistens sehr viele Touristen. Wer dennoch ein tolles Foto von der Fassade machen möchte, sollte so weit wie möglich nach hinten gehen und dann auf einen Stein steigen.
Durch eine kleine Erhebung kann man über einige Touristen sein Foto hinweg schießen und hat keine große Menschenmasse auf dem Foto im Vordergrund.
Massen von Menschen sucht man in einer Region von Jordanien vergebens: Das Wadi Rum, die größte Wüstenlandschaft in Jordanien, ist ein riesiges, nahezu unberührtes Areal.
Ein Wadi ist ein ausgetrockneter Flusslauf, der nur nach starken Regenfällen vorübergehend Wasser führt. Feiner Wüstensand wechselt sich hier mit schroffen Felsformationen ab, die bis zu 1.750 Meter aus dem Wüstenboden ragen.
Ich verbringe eine Nacht in der Wüste.
Mein Tipp: Das Captain’s Desert Camp (Ad-disi, Wadi Rum 00962) ist ein Wüstencamp, das allen Ansprüchen genügt. Ihr findet hier fließend Wasser, Strom und tolle Einzelzelte vor. Ratsam ist es aber, mehr als eine Nacht hier zu verbringen.
Im Wadi Rum kann man klettern, eine Jeeptour machen oder auf Kamelen reiten. Viel zu viele Erlebnisse, die man an nur einem Tag gar nicht erledigen kann.
Ich übernachte in einem schön ausgestatteten Zelt zwischen Büschen und Beduinen.
Mein Zelt ist sehr geräumig und verfügt sogar über eine eigene Toilette. Das Bett finde ich sehr bequem, die Matratze ist hart und lässt mich schnell einschlafen. Besonders mag ich die gemusterten Teppiche, die im ganzen Zelt an den Wänden aufgehangen sind.
Eine Klimaanlage oder Ventilator gibt es im Zelt leider nicht. Die anfängliche unerträgliche Hitze im Zelt legt sich bei mir aber schnell.
Am Abend kann man es sich in einer der vielen Sitzecken bequem machen. Ich genieße Hühnchen und Lamm, das in einem Erdloch gegart worden ist. Ein bisschen macht sich in mir das Gefühl von Tausendundeiner Nacht breit. Wer mag, kann auch Shisha rauchen oder der live aufgeführten Musik lauschen.
In der Nacht herrscht komplette Stille. Bis auf das Bellen von ein paar Hunden in der Nacht, höre ich gar nichts. Keine knarzenden Türen, kein elektrisches Surren. Mir gefällt die totale Ruhe. Trotzdem fällt es mir sehr schwer einzuschlafen. Denn am nächsten Tag erwartet mich mein persönliches Highlight in Jordanien.
Von Minute zu Minute wird das Gelb immer größer. Ein heißes Zischen bringt den Ballon auf Endgröße.
Kurz schlucke ich. Aus Angst. Eigentlich freue ich mich aber. Denn es ist meine erste Heißluftballonfahrt. Und diese findet im Morgengrauen über dem Wadi Rum in Jordanien statt.
Eng an eng stehen wir im Korb. Für einen Moment überlege ich noch, ob ich mich trauen soll nach unten zu gucken oder lieber schnurstracks Richtung Horizont. Während ich überlege, fliegen wir schon lange.
Ich bin sehr überrascht, wie schnell und sanft der Heißluftballon auf über 1.000 Meter Höhe steigt. Aus der Höhe sieht die Wüste mit ihren Felsformationen wie eine Mondlandschaft aus. Wir fliegen ganz langsam in Richtung der israelischen Grenze.
Menschenleer. Verworrene Linien im Sand. Ungleichmäßige Felsenspitzen. Unendliche Weite.
Die 30 Minuten Ballonfahrt vergehen, im wahrsten Sinne des Wortes, wie im Flug. Wir landen genau so sanft, wie wir auch gestartet sind. Ich bin mehr als überrascht. Heißluftballon klang für mich immer mehr nach einer wackeligen, furchteinflößenden Angelegenheit.
Pustekuchen. Für mich war die Fahrt in Jordanien Balsam für die (Höhenangst)-Seele.
Was ist euer Tipp für Jordanien?
Weiterlesen zu Jordanien
Petra in Jordanien: Lockruf der Felsenstadt
Jordanien: Ein sicheres Reisevergnügen?
Rezepte aus Jordanien zum Nachkochen
Vielen Dank für die Unterstützung an das Jordanische Fremdenverkehrsamt (auf der Website findet ihr viele hilfreiche Informationen), das die Reise ermöglicht hat.
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Anja Beckmann
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Kerstin
18. Oktober 2015 um 09:51Ein ganz toller Bericht. Wir waren 2013 in Jordanien. Wir haben das ganze Land durchquert. Von Um Quais bis Aqaba. Es war einfach nur schön. Die Bilder sind toll. Aber in Natura noch viel schöner.
Christian
5. Oktober 2015 um 18:26Sehr cooler Reisebericht von Jordanien! Das Camp ist ja auch mal verdammt komfortabel ;)
Ich war 2013 auch in Jordanien und auch in Petra und im Wadi Rum. Beides wirklich sehr schön, ich kann es nur bestätigen.
Unser Wüstencamp war aber deutlich einfacher ausgestattet.
Gruß
Christian
P.S. Wer Sternegucken mag, wird das Wadi Rum lieben. Selten habe ich so eine klare Nacht erlebt und selten konnte ich die Milchstraße so gut fotografieren, wie dort.
tanja
3. Oktober 2015 um 19:57Die Bilder sind traumhaft! :)
Jordanien ist auch ein Ziel auf meiner Reiseliste, ich finde Petra sehr beeindruckend :)