Beitrag von Daniel Briest. Der Sitz des Wagens ruckelt. Aber nicht unangenehm. Denn wir fahren mit gemäßigten 20 km/h den Schotterweg entlang. Off-Road. Ohne Verkehrszeichen, ohne Schutzplanken. Auf über 1.100 Metern Höhe. Mitten im Gebirge von Südkreta. Das ist das Land Rover Adventure Greece, das ich sechs Tage lang erlebe.
Das vierrädrige Abenteuer beginnt jeden Tag mit einem kurzen Augenreiben. Nicht aus Müdigkeit. Der Grund ist im wahrsten Sinne des Wortes in Stein gemeißelt und bietet einen träumerischen Ausblick auf das Meer.
Das Daios Cove Hotel ist unser Start- und Endpunkt sowie Aufenthaltsort während der Land Rover Adventure Greece Woche.
Es ist inmitten einer Bucht eingebaut und bietet all das, was man sich von einem 5 Sterne Hotel wünscht.
Eine sehr ansprechendes Interieur, gutes Essen, aufmerksamen Service und einen hohen Wohlfühlfaktor.
Am ersten Tag unserer Tour werde ich von den Instruktoren in den neuen Land Rover Discovery Sport eingewiesen.
Mein erster Eindruck: Das passt! Obwohl ich zugegebenermaßen gehörig Respekt vor dem großen Auto hatte, fühlt sich das erste Sitzen richtig gut an.
Und das setzt sich beim Fahren fort. Mit dem Land Rover fahren wir in der Kolonne im Südosten Kretas.
Wann war ich zuletzt so stark konzentriert? Ich gucke abwechselnd nach vorne und durch den Rückspiegel. Beide Hände stets fest am Lenkrad und den Oberkörper leicht Richtung Motorhaube gebeugt, um zu sehen, ob ich irgendein Gestein mit den Rädern erwische.
Die Strecke an der Nordküste und durch die Berge Richtung Südosten führt uns vorbei an schnuckeligen Bergdörfern.
Je mehr ich das Auto die zahlreichen Serpentinen hochschraube, desto mehr Spaß habe ich. Allradsystem und Automatikschaltung sorgen für ein unkompliziertes Fahrvergnügen.
Zurück fahren wir über das Orno- und Thripiti-Bergmassiv. In knapp 200 Kilometern habe ich mich mit dem Fahrzeug vertraut gemacht und bin gewappnet für die kommenden peu à peu anspruchsvolleren Touren.
Die fruchtbare Lasithi-Hochebene ist unser Ziel am Tag 2. Dafür fahren wir mitten in die Berge. Und ich lerne zum ersten Mal kennen, was es heißt Off-Road zu sein. Wir fahren durch verlassene Olivenhaine, über Schotter und Gestein.
All das mit Bedacht. Mit maximal 20 km/h fahren wir die allermeisten Off-Road Strecken entlang, oftmals sogar noch langsamer. Nicht nur um, das Risiko für die Fahrer und Mitfahrer zu minimieren, sondern auch um die Umwelt so wenig wie möglich nachhaltig zu beschädigen.
Über jeden Stopp, den wir während der Tour machen, bin ich froh.
Denn die Landschaft haut mich stellenweise echt aus den Latschen.
Die massiven Gebirge, die wellenartig in die Höhe schießen, dazwischen immer wieder grüne Täler und im Hintergrund das schimmernde Meer. Kreta, wie ich es bis dato noch nicht kannte.
Nach gut sieben Stunden kehren wir wieder zum Hotel zurück. Während des Einschlafens versuche ich die Strecke noch einmal im Kopf abzufahren. Denn die zahlreichen landschaftlichen Eindrücke von Tag 2 laden einfach zum Träumen ein.
Nachdem rund 330 Kilometer an den ersten beiden Tag zurückgelegt worden sind, heißt es an Tag 3: Auszeit!
Ich tausche meinen Sitz hinter dem Lenkrad gegen einen Liegeplatz auf einem Katamaran ein. Vom Dorf Plaka schippern wir gemütlich Richtung Süden zum Hotel zurück. Die autofreien Stunden genieße ich in vollen Zügen.
Einfach mal abschalten und auf nichts achten. Das brauche ich auch. Denn die nächsten beiden Tage werden die für mich fahrerisch anspruchsvollsten. Das Abenteuer auf vier Rädern ist in den ersten beiden Tagen anscheinend nur langsam ins Rollen gekommen.
Unser Ziel ist an Tag 4 und 5 vierstellig. 2.456 Meter. Mit dem Land Rover fahren wir ins Inselinnere dem Mount Psiloritis entgegen. Der höchste Gipfel Kretas.
Nach einigen staubigen Off-Road-Trails und mehr als einem Dutzend wilden Serpentinen kann ich die weiß bedeckte Spitze des Berges sehen.
Ein besonderes Highlight der Tour: Schnee auf Kreta.
Wir fahren durch eine Schneewehe, während die Sonne durch das Auto scheint und man links tiefe Schluchten vorbeirauschen sehen kann. Am liebsten möchte ich jede 50 Meter auf die Bremse treten, um einfach für ein paar Minuten aus dem Fenster zu staunen.
Die Tour an Tag 4 ist insofern besonders, als dass sie nicht nur mit 215 Kilometern die längste ist, sondern auch, da wir nicht zum Daios Cove zurückkehren. Wir übernachten an einem einsamen Strand in der Lendas-Region in Zelten.
Den Strand erreichen wir über schmale holprige Schotterwege. Mitten im Sand bauen wir ein Lagerfeuer auf. Zur Stärkung wird Lamm und Schwein vom Grill gegessen.
Beim sanften Wellenrauschen fallen meine Augen fast wie von selbst zu.
Am Morgen danach fahren wir wieder zurück in die Zivilisation. Tag 5 zeichnet sich durch wirklich anspruchsvolle Off-Road-Tracks aus. Stellenweise konzentriere ich mich so stark wie bei meiner damaligen Abiprüfung. Kein Wunder.
In den Asterousia-Bergen geht es über 1.000 Meter bergab. In meinem Kopf schwirren Szenarien herum, wie ich mit dem Auto schon das Tal herunterstürze. Aber eine gesunde Angst schadet ja nicht. Desto aufmerksamer bin ich jedenfalls hinter dem Lenkrad.
Rechts große Gesteinsbrocken, links der Abgrund. Nicht nur der Fahrer, auch der Beifahrer ist bei den Off-Road-Tracks gefragt. Eine Herausforderung, die beide fordert und gemeinsam sehr viel Spaß macht.
Der letzte Tag der Land Rover Adventure Greece Tour steht ganz im Zeichen der Kulinarik. Ich koche mit der herzlichen Frau Argyro im Bergdorf Kritsa.
Es gibt Hühnchen, mit Bohnen und Kartoffeln und kleine Pfannküchlein mit Sesam und Honig. Ehrliche, einfache Küche, die schmeckt.
Wir parken zum letzen Mal unsere Land Rover vor dem Hotel. Geben unsere Schlüssel ab. Und für einen kurzen Moment erwische ich mich, wie ich dem Land Rover ein wenig hinterher trauere.
Ein Auto, das mir während der sechs Tage ans Herz gewachsen ist. Nicht nur, weil es mich sicher durch die abenteuerreichen Strecken gebracht hat. Es hat mir auch Seiten von Kreta gezeigt, die ich so nie gesehen hätte.
Wart ihr schon mal auf Offroad-Tour?
Vielen Dank an Land Rover Adventure Greece und Daios Cove, die die Reise ermöglicht haben!
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Anja Beckmann
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10 Kommentare
Martin
29. Mai 2015 um 12:09Sehr schöner Reisebericht. Kreta ist wirklich wunderschön, vor allem wenn man die Möglichkeit hat das Land und die Leute selber zu entdecken.
Rudolf
25. Mai 2015 um 11:03Toller Reisebericht Daniel,
Ich hab mitgezittert bei der Fahrt um die Klippen.Ebenso das Staunen über die wunderbare Natur Kretas nachempfunden. Danke
Grüße von Rudolf
Petra Postert
21. Mai 2015 um 18:19Super Berichtvon, man hat das Gefühl,dass man dabei war;-)
Ich bin froh, dass wir dieses Jahr auch Griechenland für uns gebucht haben..
Marion
21. Mai 2015 um 07:53Du hast mich persönlich mit auf diese doch sehr besondere Reise genommen, Daniel. Kreta zeigt sich hier von einer ganz neuen Seite. Ab auf die Insel!
Daniel Briest
20. Mai 2015 um 17:14Danke für euer Lob! :)
N.Berger
20. Mai 2015 um 15:07Die tollen Fotos zeugen von Augenblicken, die es die ganze Anspannung und Konzenration wert waren!
Frank
20. Mai 2015 um 14:43Wenn man man das so liest und sich die tollen Fotos dabei anschaut,will man am liebsten sofort die Koffer packen und nach Kreta fliegen. Ein sehr interessanter Reisebericht mit wirklich eindrucksvollen Fotos von der Insel. Danke,mach weiter so.
☺
Sina
20. Mai 2015 um 12:26Ein Bericht, so wunderbar geschrieben, dass es sich anfühlt, als hätte ich gerade einen Kurztrip nach Kreta hinter mir. Danke für soviel sprachliche Eleganz gepaart mit den wunderschönen Landschaftsaufnahmen.
Liebe Grüße
Sina
Daniel Briest
20. Mai 2015 um 11:36Danke!
Ein kleines Abenteuer war es wirklich! :)
Sophia
20. Mai 2015 um 11:35Cooler Bericht – klingt nach einem richtigen Abenteuer!! Und deine Bilder sind wunderschön :)
Viele Grüße
Sophia