Marrakesch in Marokko: Stadt der 1001 Eindrücke

In Marokko

Beitrag von Ann-Kathrin Metzger. Marrakesch hat eine unglaubliche Atmosphäre. Vor allem von der Altstadt (Medina) bin ich überwältigt. Sie wird durch die rund 20 Kilometer lange rötliche Stadtmauer von der Neustadt abgegrenzt. Durch die schönen alten Stadttore betritt man das unüberschaubare Labyrinth an Gassen mit tausenden kleinen Geschäften. Auf dem Djemaa el Fna, auch Gauklerplatz genannt, tobt das Leben.

Marrakesch Medina Stadttor Stadtmauer
Marrakesch in Marokko
Marrakesch Medina SoukEs ist laut in Marrakesch.
Hier rufen die Händler, dort hupen Autos. Motorräder fahren knatternd vorbei. Überall tummeln sich Menschen. Was sich vielleicht erst einmal abschreckend anhören mag, habe ich jedoch als eine Art „positiven Trubel“ erlebt.

Diese Stadt ist lebendig. Hier spielt sich fast alles auf den Straßen, in den Gassen und auf den Plätzen ab.

Marrakesch Marokko SoukAlle paar Schritte riecht es anders. Stoffe und Gewürze leuchten in kräftigen Farben. In den engen Gassen wechseln sich Licht und Schatten stimmungsvoll ab.

Djemaa el FnaFasziniert hat mich vor allem der Djemaa el Fna, der „Platz der Gehenkten“. Er ist der Marktplatz von Marrakesch und das pulsierende Zentrum der Stadt. Besonders am frühen Abend gibt es für mich keinen besseren Platz, um sich aufzuhalten.

Von allen Seiten strömen die Menschen herbei. Frauen mit Kindern, Männer, Junge und Alte. Gaukler spielen traditionelle Musik, beschwören Schlangen, setzen sich Vögel auf den Kopf oder spielen lustige Spiele mit den Besuchern. Um sie herum bilden sich Menschentrauben, die dem Spektakel zusehen.

Djeema el FnaJeden Tag ab etwa 17 Uhr beginnt es auf dem Gauklerplatz zu qualmen. Der Geruch von Holzkohle und Gegrilltem liegt in der Luft. An nummerierten und überdachten Garküchen bereiten Köche marokkanische Speisen zu.

Gemüse, Fleischspieße und Fisch liegen aufgetürmt neben den Grills und werden hier gemeinsam mit der Getränkeauswahl „ausgestellt“.

Djemaa el FnaNicht wenige Stände sind mit buntem Lametta geschmückt. Die Gäste sitzen auf Bänken an Tischen mit bunt gemusterten Plastiktischdecken. Von der Decke hängen Glühlampen. Der spezielle Charme dieses Ortes.

Als ich an den Ständen entlanggehe, garantieren mir innerhalb von drei Minuten mindestens zehn junge Männer, das beste Essen zu haben und halten mir eine Plastik-Speisekarte vor die Nase. Am besten geht man dorthin, wo schon viele Menschen an den Tischen sitzen und wo vor allem Einheimische essen.

Djemaa el FnaViele, aber nicht alle, haben Tafeln oder Karten am Stand, auf denen die Preise der Gerichte stehen. Das ist praktisch, insofern man nach dem Essen nicht plötzlich von einem Preis überrascht wird, den man nicht erwartet hat. Also besser im Voraus abklären, was das Essen kosten wird.

Djemaa el FnaIch möchte viele verschiedene Dinge probieren und zeige daher auf Couscous, Auberginen, Blätterteigtaschen (Füllung = Überraschung), gemischten marokkanischen Salat und wähle eine Tajine (Schmorgericht) mit Rindfleisch und Pflaumen aus. Ich bekomme dann von allem ein bisschen auf kleinen Tellern an meinen Tisch gebracht.

Jede einzelne Speise kostet etwa zwischen 5 und 30 Dirham (10 Dirham entsprechen ca. 1 Euro). Dazu gibt es überall obligatorisch das marokkanische Fladenbrot. An meinem Stand bekomme ich außerdem zum Abschluss noch den marokkanischen Minztee. Eine Mischung aus Nana-Minze und grünem Tee mit unglaublich viel Zucker.

Djemaa el Fna
Rund um die Garküchen bieten Händler an ihren Wägen Mandeln, getrocknete Aprikosen, Datteln und Feigen, Schnecken – ich habe sie probiert, bin aber kein Fan geworden – und frisch gepressten Orangensaft an. Letzterer schmeckt großartig und kostet gerade einmal 4 Dirham.

Souk
Souks
SouksHinter den Garküchen taucht man ein in die Welt der Souks (= Basar). Diese sind rund um den Djeema el Fna meist voll von Menschen. Dringt man weiter in das Labyrinth vor, wird es leerer.

Souks HandwerkerBesonders fesseln mich die Souks der unterschiedlichen Handwerkszweige. Hier entsteht vor meinen Augen all das, was in den Gassen der Medina zum Verkauf angeboten wird. Lederwaren, Eisen- und Kupferwaren, Schuhe, Keramik, Holzgegenstände, Lampen, Gewänder usw.

Der Souk el Haddadine beispielsweise gehört den Eisenschmieden. Hier hört man überall das Geräusch von Metall auf Metall. Es wird geklopft und gehämmert. Überall liegen Eisenteile verstreut. Funken sprühen. Das Eisen wird erhitzt und in Form gebracht. Kunstvolle Türen, Fenster, Stühle, Lampen, Käfige und vieles mehr entstehen daraus.

SoukAuf dem Boden kniet ein junger Mann. Unter seinen Hammerschlägen nimmt Stück für Stück ein großes Schmiedeeisentor Form an. Er setzt es aus kleinsten eisernen Elementen zusammen. Ich finde das sehr faszinierend.

SouksDer Souk des Teinturiers wiederum ist das Viertel der Färber. An den Wänden und über meinem Kopf hängt Wolle in rot und grün und blau und pink, die hier von Hand gefärbt wird.

SouksUm die nächste Ecke bemalt ein Handwerker kunstvoll ein Möbelstück aus Holz. Durch seine feinen Pinselstriche nimmt auf hellblauem Untergrund eine kunstvolle Verzierung in rot und gelb Form an.

Hinter jeder Abzweigung eröffnet sich mir etwas Neues, bisher Unbekanntes. Es ist wie eine eigene Welt hier, in der ich die Zeit vergesse.

SouksBevor ich ein Foto von einer Person mache, frage ich übrigens immer, ob der Betreffende damit einverstanden ist. Einige der Menschen hier mögen das nämlich gar nicht und das sollte man respektieren. Vor allem da einige streng gläubige Muslime die Überzeugung haben, durch das Fotografieren würden sie ihrer Seele beraubt werden.

Wieder andere möchten Geld für ein Foto – etwa 10 Dirham sind üblich – und auch das sollte dann vorher geklärt werden, damit im Nachhinein nicht eine Unsumme und eine Diskussion anstehen.

Riad ArmelleNach einem langen Tag im Trubel von Marrakesch zieht es mich in mein Riad. Ein Riad ist ein traditionelles marokkanisches Haus mit Garten bzw. einem Innenhof. Wie jedes Mal, wenn ich nach meinen Erkundungstouren durch das kleine Holztor den Innenhof des Riad Armelle betrete, fühle ich mich, als würde ich nach Hause kommen.

Eben noch bahnte ich mir zwischen Händlern, Gemüseständen und Eselskarren einen Weg im dichten und lauten Gedränge. Im nächsten Moment finde ich mich in einer orientalischen Oase mit Vogelgezwitscher, Blumenduft und Kerzenschein wieder.

Riad ArmelleHäufig haben die Riads eine Dachterrasse. Viele dieser Häuser oder kleinen Paläste wurden in den vergangenen Jahren zu Stadthotels umgebaut. Mitten im Trubel der Altstadt von Marrakesch bilden sie kleine Oasen der Ruhe.

Im überschaubaren Riad Armelle mit 14 individuell gestalteten Zimmern kam ich mir vor wie in einer marokkanischen Gastfamilie. Das lag nicht zuletzt am herzlichen und hilfsbereiten Personal.

MarrakeschMein Fazit
Marrakesch war vor der Reise eines meiner Traumziele. Die Stadt hat meinen hohen Erwartungen entsprochen und sie noch übertroffen. Marrakesch ist jedoch nicht einfach „schön“. Es ist teils laut und voll und es riecht auch nicht überall nach frischen Gewürzen und Blumen, sondern auch nach Mist und Abgasen.

Als Tourist bekommt man von den Einheimischen auch einmal einen bösen Blick zugeworfen, wenn man fotografierend umhergeht. Ich habe zurückhaltende Menschen getroffen, Menschen, denen es nur ums Geschäft geht und Menschen, die herzlich, offen und humorvoll sind. All das gehört zu Marrakesch und macht die Stadt so interessant und vielfältig, dass ich auf jeden Fall wiederkommen möchte.

Was gefällt euch an Marrakesch besonders gut?

Vielen Dank an Jahn Reisen für die Unterstützung der Reise nach Marrakesch

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Anja Beckmann

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7 Kommentare

  • Antworten
    Minna Tran
    3. Februar 2016 um 00:16

    Hallo Ann-Kathrin,

    dankeschön, das war ein schöner und ehrlicher Beitrag über Marrakesch. Ich habe letztes und vorletztes Jahr eine Rundreisedurch Marokko gemacht und fand die Städte sehr faszinierend.
    Gerade Marrakesch ist sehr facettenreich. Da befindet man sich zwischen Armut und Reichtum, Tourismus und Einheimischen, unheimlich lieben Menschen und aufdringlichen Verkäufern.

    Da braucht man erst mal ein wenig Zeit, um sich daran zu gewöhnen. Aber wenn es soweit ist, verliebt man sich in Marrakesch. Mit Herz und Seele. Auch wenn die Gerüche manchmal sehr abscheulich sind. ;)

    Ganz liebe Grüße,
    Minna

  • Antworten
    Joachim
    27. November 2015 um 00:22

    Vielen Dank für die schönen Fotos. Bei einigen Garküchen am Djemaa el Fna wird tatsächlich manchmal ein bisschen getrickst und die Rechnung ist zufällig 100 DH höher. Man beugt dem vor, in dem man sich entweder gut merkt, was man bestellt hat, oder das auf den Papiertischtüchern notiert, dann gibts auch keine Probleme. Der “ertappte” Kellner reagierte mit einem schelmischen Grinsen auf meinen Hinweis, dass ihm ein kleiner “Rechenfehler” unterlaufen sei…

    Ich halte Marokko für ein sicheres Reiseland und fahre im Dezember wieder runter. Hast du eventuell noch einen guten Restauranttipp für mich?

  • Antworten
    Ann-Kathrin Metzger
    26. November 2015 um 00:26

    Hi Ariane,
    ich war vier Tage in Marrakesch und habe einen davon auch für eine Tour ins Umland genutzt. Ich kann dir einen Tagesausflug ins Ourika-Tal empfehlen. Ourika liegt etwa 40 km südöstlich von Marrakesch, dort beginnt der Hohe Atlas. Jeden Montag ist Wochenmarkt. Ein chaotisches Spektakel, dass ich sehr interessant fand. Besonders ein Bereich mit Barbieren war sehenswert!
    Fährst du entlang des Ourika-Flusses bergauf, liegen auf der gegenüberliegenden Seite viele Cafés und Restaurants mit knallbunten Möbeln am und im Wasser. Teils spektakuläre Hängebrücke führen auf die andere Seite. Hier kühlen sich im Sommer die Menschen aus der Stadt ab.
    Es gibt außerdem schöne Wanderrouten auf denen du die traditionellen Berberdörfer sehen kannst, die in die Berghänge gebaut wurden. Eine tolle Bergtour geht zum Beispiel immer am Ourika-Fluss entlang, von Wasserfall zu Wasserfall. Im November war es hier wunderschön mit der Herbstfärbung und vor allem angenehm ruhig.
    Falls du dich für Marrakesch entscheidest, wünsche ich dir schon jetzt ganz viel Spaß! Ich würde sofort wieder dorthin reisen :-)

  • Antworten
    Ariane
    25. November 2015 um 19:12

    Ach schön, ich überlege auch im Januar über meinen Geburstag alleine dorthin zu reisen. Wie lange warst du denn da? Hast du Tipps für´s Umland?

  • Antworten
    Ann-Kathrin Metzger
    25. November 2015 um 16:11

    Lieber Thomas, liebe Silke,
    lieben Dank für euren Kommentar. Schön, dass wir unsere Begeisterung teilen. Ich denke, angesichts dessen, was gerade auf der Welt passiert, ist die Sicherheitslage auch für Marokko und Marrakesch nur bedingt zu beantworten. Das Auswärtige Amt weist darauf hin, dass Marokko „ein politisch stabiles Land mit guter touristischer und sicherheitspolitischer Infrastruktur“ ist, warnt jedoch auch aktuell vor „Gefahrenelementen“. Es wird „dringend empfohlen […] Menschenansammlungen zu meiden.“ Da ihr schon in Marrakesch wart, wisst ihr, dass Letzteres wohl kaum möglich ist, wenn man die Souks und den Djemaa el Fna liebt. Ich persönlich habe mich während meiner Tage in Marrakesch niemals gefährdet gefühlt und würde das Land und die Stadt in der aktuellen Lage wieder bereisen.
    Viele Grüße,
    Ann-Kathrin

  • Antworten
    Marion
    25. November 2015 um 15:19

    Vielen Dank für diesen wunderschönen Artikel! Die perfekte Einstimmung für meine Reise nach Marrakesch im Januar. Freu mich schon riesig darauf :-)
    Liebe Grüße,
    Marion

  • Antworten
    Thomas & Silke
    24. November 2015 um 21:17

    Marokko, ein wunderbares, exotisches und doch so nahes Land. Wir waren dort und ebenso von der Vielfalt der Eindrücke begeistert.
    Ist es im Moment noch immer so sicher zu bereisen?
    Wir würden gerne wieder mal nach Marrakech, Safi oder in den Hohen Atlas … träum. :)
    Danke für diesen schönen Beitrag,

    Thomas und Silke.

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