Wir stehen auf einem Berg in 2.600 Metern Höhe und schauen über die Baumwipfel in die Ferne. Von Nebel ist keine Spur zu sehen. Woher hat der Wald dann seinen Namen? “Nebel gibt es hier bis 7 Uhr morgens und ab 15 Uhr nachmittags”, erklärt uns Guide Luis. Gemeinsam mit ihm erkunden wir das Communityprojekt Yunguilla.
Am Eingang treffen wir Herman, den General Manager der Kooperative Yunguilla. Er ist hier geboren, lebt mit seiner Frau und den Kindern im Dorf. 50 Familien wohnen hier, es sind insgesamt 250 Personen.
Sie leben seit 1995 vor allem vom Tourismus. Weitere Einnahmequellen sind Milchprodukte, Marmelade und Handgemachtes. Das Projekt hat zeitweise auch staatliche Förderung erhalten. “Die Armut ist durch das Projekt insgesamt gesunken”, sagt Herman.
Besucher können hier etwa zelten oder in einer kleinen Hütte für 8 Personen übernachten. Die beliebteste Option: 1 bis 3 Tage bei einer Familie bleiben, am Dorfleben teilnehmen und bei der Landarbeit helfen. Im Biogarten Koriander ernten oder Kühe melken – das geht hier. Ihr bezahlt dabei 40 US-Dollar pro Person, 3 mal Essen ist inklusive.
Auch Ausflüge werden angeboten: Ihr könnt die Pflanzen- und Tierwelt erkunden, mit Blick auf Berge, Flüsse oder Wasserfälle wandern. Ihr wollt lieber reiten? Auch das ist möglich.
Ich finde die Homestays toll, um die Kultur Ecuadors unmittelbar zu erleben. Gut kann ich mir vorstellen, hier einen Spanischkurs zu besuchen – das Angebot soll es bald geben. Denn trotz der Kurse, die ich bisher mitgemacht habe, verstehe ich zwar relativ viel Spanisch, kann aber nur wenig sprechen.
Herman liebt seinen Job, das merkt man. Mit leuchtenden Augen erzählt er von dem Projekt. Auf Spanisch – Luis übersetzt, wie hier auf der Brücke, für Elke (Meerblog) und mich. Ein Ziel der Kooperative ist es, dass Dorfbewohner Englisch lernen, denn das macht den Umgang mit den Touristen leichter.
Vom Eingangsbereich führt uns Herman zuerst in ein Gewächshaus.
Hier blühen z. B. wertvolle Orchideen, die für den Export angebaut werden. Mit 36 Orchideenarten experimentieren die Dorfbewohner, die besten 10 wollen sie behalten.
Als wir wieder ins Freie treten, atme ich die reine Luft ein. 45 Kilometer von Ecuadors Hauptstadt Quito entfernt, ist es hier ganz ruhig. Nur vereinzelte Vogelstimmen sind zu hören, als wir den Pfad entlang laufen.
Immer mal wieder sehe ich einen schwarzen Schmetterling. Im Wald leben außerdem Kolibris, Tukane, Füchse, Ameisenbären und 32 Brillenbären – sie alle verstecken sich vor uns.
Aber ich bemerke andere Tiere. Die Insekten finden mich lecker, weil ich das Insektenschutzmittel vergessen habe. Zumindest meine Multifunktionsjacke habe ich mit. Denn obwohl “Yunguilla” übersetzt “warmer Ort” heißt, ist es mir etwas zu kühl.
Herman geht schnell voran, er ist die dünnere Luft in der Höhe gewöhnt. Ich spüre zwar nur noch wenig von den Symptomen der Höhenkrankheit, aber ich komme schnell aus der Puste und mein Herz klopft heftig.
Also mache ich immer wieder Fotos und frage etwas, das verschafft mir eine Atempause.
Ich wandere sonst gar nicht gerne. Aber der Spaziergang im Sonnenschein ist schön – vorbei an Bäumen mit Moos, Farnen, Bambus und exotischen Pflanzen.
Relativ steil hinauf geht es zum organischen Gemüsegarten. Rote Bete, Kopfsalat, Koriander, Radieschen und Zucchini wachsen hier etwa – vor dem Panorama von Bergen, Himmel und Wolken. In der schwarzen Vulkanerde gedeiht das Gemüse gut. Einiges landet im Restaurant auf den Tellern der Besucher, einiges essen die Dorfbewohner selbst.
Nach dem Abstieg besuchen wir das Haus von Herman. Nach dem Baumuster wurden viele Unterkünfte gestaltet: Wir treten ein und befinden uns in der großen Küche, die Fenster ringsherum umrahmen das Bergpanorama. Ein Doppel- und ein Einzelzimmer warten ein Stockwerk höher auf Besucher. Bis zu 45 Gäste kann das Dorf insgesamt beherbergen.
Die Menschen in Ecuador habe ich als offen und freundlich kennengelernt. Es muss toll sein, eines ihrer Feste mitzuerleben. Schon in Quito sahen wir mehre Fiestas, z. B. mit Kapelle und Maskentänzern.
Wifi gibt es hier übrigens nicht. Ihr könnt mal völlig abschalten… Das fällt auch nicht schwer beim Blick auf die Berge. Einkaufen könnt ihr in dem kleinen Laden. Ich habe mich dort mit Marmelade in den Sorten “Uvilla” (Physalis) und “Chigualcan” (spezielle Frucht aus Ecuador) eingedeckt.
Klasse finde ich die vielen Tiere überall: Hunde sonnen sich an den Häusern, ein weißes Pferd steht am Straßenrand und im Garten gackern die Hühner. Für die Farmarbeit müsst ihr übrigens zwischen 5 bis 6 Uhr aufstehen.
Das ist sehr früh? Der Hahn hilft mit seinem Gekrähe beim Aufwachen. Und der Jetlag ist hier mal positiv zu sehen: Deutschland ist uns 6 Stunden voraus. In Ecuador wache ich dank meiner nicht abzustellenden inneren Uhr von selbst zwischen 3 und 5 Uhr auf.
Ich bin mir sicher: Ich komme noch einmal wieder. Und dann werde ich auch Nebel im Nebelwald sehen!
Diesen Artikel habe ich auf der vierstündigen Busfahrt von Quito zur Nebelwaldlodge Mashpi geschrieben. Auf meinen Social Media Kanälen findet ihr also bald noch mehr Nebelwaldbilder.
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Zu dieser Reise hat mich Quito Turismo eingeladen. Vielen Dank dafür!
Anja Beckmann
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