Pompeji & Paestum: Geschichte erleben in Süditalien

foto-P1-Impressionen-von-PompejiBeitrag von Pia Kleine Wieskamp. Vor einigen Wochen besuchte ich die süditalienische Gegend Cilento. Gerne sehe ich mir, während draußen das Herbstwetter wütet, meine Fotografien an und erinnere mich an das schöne Wetter in der Region unweit Neapels. Schaut ihr auch manchmal auf die Wettervorhersage eures letzten Urlaubsortes? Ich schon! Und in Pompeji sind es derzeit 23 Grad.

Reiseblogger in PompejiDas Gebiet Cilento, nahe der Hafenstadt Neapel gelegen, bietet nicht nur – wie in dem Artikel Cilento beschrieben – eine herrliche Küstenlandschaft, Wassersportmöglichkeiten, Strände sowie einen intakten Nationalpark, von hier aus sind auch einige der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Italiens zu besichtigen. In Tagesausflügen geht es zu Weltkulturhinterlassenschaften wie der Altstadt Neapels, der Insel Capri und der verschütteten Stadt Pompeji.

Foto-P-3-Taenzer-aus-Genua-mi-Tanzkurs-im-HotelMeine tanzende Familie
Während meines Aufenthalts in Pisciotta-Palinuro macht mich Patricia, eine nette Mitarbeiterin des Hotelresorts Baia del Silenzio, mit einer Gruppe Reisender aus Genua bekannt.

Die Genovesen sind eine lustige Truppe von rund 40 Personen, die eine gemeinsame Leidenschaft haben: Tanzen. Und fast stereotypisch italienisch – La Familia – hat jedes Mitglied dieser besonderen Reisegemeinschaft mindestens ein Familienmitglied in Erikas Tanzschule. Dort erlernen und leben sie südamerikanische Rhythmen.

Italien PompejiDie Tänzer im Alter von acht bis 72 Jahren sind in ihren einwöchigen Urlaub gemeinsam mit Kindern, Partnern, Enkeln und Großeltern gereist – (m)eine wunderbare italienische Großfamilie, die mich schnell nach einem gemeinsamen Bootsausflug zu den Grotten Palinuros adoptierte. Als italienische resolute “Mama” fungiert die zierliche Tanzlehrerin Erika.

Ihr und Patricia habe ich es zu verdanken, dass ich von Cilento aus eine der bedeutendsten römischen antiken Stätten, die seit Jahrzehnten auf meiner “Most Want To Visit List” steht, endlich LIVE und in NATURA bestaunen kann: Pompeji.

Foto-Alternative-Pompeji-im-SonnenscheinPompeji, die eingeäscherte Stadt
Natürlich darf bei einem Aufenthalt in der Nähe Neapels ein Besuch in Pompeji, das im Jahr 79 nach Christus vom Vesuv unter Bimsstein und Asche begraben wurde, nicht fehlen. Bereits in den 70er Jahren, als ich das Video “Live at Pompeii” von Pink Floyd sah, wusste ich, dass ich diese alte Stadt besichtigen musste.

Das ist es dann auch wert im Urlaub gegen 5:30 Uhr aufzustehen, zu frühstücken, mein Lunchpaket in der Küche abzuholen und mich mit meiner Familie zum Bus zu begeben. Die Fahrt nach Pompeji dauert ca. vier Stunden und passiert herrliche Küstenstriche und eine beeindruckende Landschaft.

Abkuehlung am Brunnen in PompejisDas Thermometer zeigt beinahe 30 Grad und mein erster Gang sind die Händler vor dem Eingang der antiken Stadt. Hier erstehe ich zunächst einen Strohhut, um Gesicht und Gehirnzellen vor der Sonne zu schützen. Der Eingang ist recht voll, hier wartet bereits der bestellte Führer.

Foto-Pompeji-TheaterPompeji wurde im achten vorchristlichen Jahrhundert gegründet. Mit der Einnahme durch die Römer um 290 vor Christus vervielfachte sich die Einwohnerzahl binnen kurzer Zeit: Pompeji wurde zur Großstadt der Antike.

Foto-P7-2-pompeji-PlatzAls Pompeji am 24. und 25. August des Jahres 79 von der Asche des Vesuvs bedeckt wurden, waren viele Gebäude schon mehr als dreihundert Jahre alt. Zwei Drittel von Pompeji wurden mittlerweile wieder ausgegraben.

Atrium in PompeiMeine Erwartungen an Pompeji sind hoch – vielleicht zu hoch: Erwartet habe ich Bilder und ein Gefühl der „Erhabenheit“ und Ruhe.

Foto-P7-1-menschenmassen-auf-den-strassen-pompeisMittlerweile besuchen über zwei Millionen Menschen jährlich die Ausgrabungen. Und leider habe ich bei meinem Pompeji-Besuch bei weitem mehr Menschenmassen, für den Massentourismus angelegte Pfade, zu schöne und vielleicht überrestaurierte Häuser gesehen und wenig gefühltes „echtes“ Kulturerbe entdecken können.

Foto-p-o-Roemer in PompeianaDas Problem mit dem Massentourismus
Ja, ich weiß, es ist ein Problem, denn viele Menschen möchten eine solch außergewöhnliche Stätte mit eigenen Augen erkunden. Aber es ist möglich – wie am Beispiel Alhambra zu sehen – mit der Einführung von Zeitfenster-Tickets, kulturelles Erbe auch sehen zu können und somit ein Überleben bzw. einen Erhalt dieser historisch wertvollen Stätte zu ermöglichen.

Pompeji in ItalienDer große, nicht regulierte Besucherstrom lässt die ausgegrabenen Ruinen verfallen, Fresken verblassen, Mosaike und wertvolle Inschriften werden zerstört. Deshalb sind viele der Ausgrabungsfundstücke im Museum in Neapel ausgestellt.

FoTo-P7-Gasse-in-PompejiBereits 1802 beschreibt der Schriftsteller Johann Gottfried Seume auf seinem Spaziergang nach Syrakus: ”Ich lief eine Stunde in Pompeji herum, und sah was die andern auch gesehen hatten, und lief in den aufgegrabenen Gassen und den zu Tage geförderten Häusern hin und her. Die Alten wohnten doch ziemlich enge.” Mein Traum sieht so aus: Wie gerne würde ich mich in der Anlage einsperren lassen und in der Einsamkeit der Nacht die Stadt auf mich wirken lassen.

Foto-P8-Tempel-von-PaestumPaestum – Griechenland in Italien
Ganz anders dagegen kommt Paestum daher. Mit dem Zug fahre ich von Palinuro aus ca. eine Stunde und erreiche Paestum. Vom Bahnhof aus führt eine Allee zur Ausgrabung. Ich passiere ein altes römisches Tor, die Außenmauer und gehe einen traumhaften Weg zur Ausgrabung.

Foto-P8-neu-Tempelanlagen-in-PaestumIm Gegensatz zu Pompeji erscheint Paestum ganz ruhig – eben piano, piano. Das Städtchen hat nicht nur die antiken Tempel, sondern auch einen historischen Turm am Strand, ein feines Museum sowie die bekannten Büffel zur Mozzarella-Herstellung zu bieten.

Foto-P8-2-Tempel-in-PaestumInnerhalb des Ausgrabungsgeländes kann ich ungestört zwischen den Ruinen umherwandeln. Mich behindern kaum Abgrenzungen oder Zäune. Schattige Bäume laden ein, die antiken Hinterlassenschaften unserer Vorfahren in Muße und Ruhe zu betrachten. So habe ich mir es vorgestellt!

Foto-P82-Paestum-traumhaft-leere-AnlageEin Gefühl der Ruhe und den Zwischendaseins – zwischen Traum, Reise in die Vergangenheit und der Jetztzeit, der Realität, tritt ein. Herrlich!

Foto-P9-1-Wandmalerien-im-Museum-von-PaestumNach dem Besuch des Museums, mit wunderschönen Fresken, mache ich mich auf der Suche nach einer Erfrischung: es sind an die 30 Grad. Neben dem Museum finde ich eine Kirchengemeinde, mit offenem WLAN und einer Hochzeit in der romanischen Kirche.

Foto-P-LimonecelloNach einem Gelato, einer Tasse Cappuccino, einem Glas Zitronenlikör, „Limoncello“, ist es Zeit für den Rückweg. Leider bleibt mir keine Zeit die Mozzarella-Büffelfarm zu besuchen. Aber das ist kein Problem, da ich mir fest vorgenommen habe, Cilento mit mehr Zeit im Gepäck erneut zu besuchen.

Foto-p12-Kuninarische-Koestlichkeiten-der-RegionViel zu schnell ist mein Kurzaufenthalt in Süditalien wieder zu Ende. Im hervorragenden Restaurant des Ressorts Baia Del Silenzio genieße ich noch eine köstliche Mahlzeit, bestehend aus Nudeln mit Muscheln und Fleisch (Vorspeise), Frittierte Meeresfrüchte und Fische (Hauptspeise) sowie einem Schiffchen aus Karamell und Eis und kühlen Weißwein mit dem Gründer der Anlage, bevor ich am kommenden Morgen zur Heimreise aufbreche.

Wart ihr schon mal in Pompeji oder Paestum?

Zu der Cilento Reise haben mich die Italienische Zentrale für Tourismus ENIT, Germanwings und das Resort Baia del Silenzio eingeladen. Vielen Dank dafür!

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Anja Beckmann

Reisebloggerin bei Travel on Toast
Auf diesem Reiseblog gebe ich Tipps für Ausflugsziele in NRW, Städtereisen, Strandurlaub, Urlaub mit Hund und vegan reisen. Folge mir gerne auf Social Media!

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4 Kommentare

  • Antworten
    Pia
    27. Oktober 2014 um 16:27

    Liebe Heldin,

    REISEN sollte kein Traum bleiben – versuche einige Wünsche zu verwirklichen. Trotzdem ist es schön, noch enige Träume und Wünsche zu haben. Wunschlos glücklich zu sein, wäre mir wirklich zu langweilig. Die Pyramiden lohnen sich, und RÖMISCHE Hinterlalassenschaften findet man beinehe weltweit. Die schönsten römischen Mosaikböden habe ich beispielsweise auf Zypern gesehen, ganz versteckte Ausgrabungen dagegen bietet u.a. die Türkei ….
    Also, packen wir unsere Reisewünsche an:-)
    Grüße aus München
    Pia

  • Antworten
    Pia
    24. Oktober 2014 um 17:16

    Hallo Verena,
    es lohnt sich, denn es gibt in Cilento noch weitere Ausgrabungen, Klöster, Sehenswürdigkeiten und natürlich die wahnsinnig schöne Küste.
    Grüße aus München
    Pia

  • Antworten
    Heldin
    24. Oktober 2014 um 16:46

    Italien war schon immer mal ein Traum von mir, seit ich mit meinen Eltern als Kind mal auf einem Campingplatz 14 tolle Tage am Meer verbracht habe. Gerade die alten Schauplätze der Geschichte sind es, die mich an den meisten Ländern reizen und so würde ich gerne mal die Pyramiden sehen, ebenso aber auch Pompeji und eigentlich…ja eigentlich alles, was die große weite Welt zu bieten hat.

    Toller Reisebereicht…wirklich sehr schön.
    Viele Grüße
    Eine Heldin

  • Antworten
    Verena Fiona
    23. Oktober 2014 um 13:44

    Die Anlage von Paestum sieht ja genauso aus wie die Akropolis in Athen!
    In Italien war ich, bis auf einma ein paar Tage in Rom mit meiner Mutter, noch nicht. Aber Pompeji würde mich schon reizen. Alte Kulturstätten fand ich schon immer großartig!

    Liebe Grüße
    Verena Fiona

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