East End: Foodtour in London

“Bei England denken viele an schlichtes Essen ohne viel Geschmack. Dabei hat sich in den letzten Jahren viel getan und es gibt eine riesige Bandbreite an internationalem Essen”, erklärt uns Guide Nicole bei der Foodtour. 3,5 Stunden lang probieren wir uns durch Londons East End. In diesem Artikel erzähle ich euch von dem kulinarischen Stadtrundgang und gebe euch Tipps für das beste Essen.

Bei der Foodtour von Eating London besuchen wir acht verschiedene Restaurants, Imbisse und Pubs – viele davon haben Preise gewonnen. Wir testen typisch englisches Essen wie Fisch & Chips und beliebte internationale Gerichte wie indisches Curry.

Nicole kam vor drei Jahren aus Melbourne nach London und wohnt jetzt im East End. “Hier gibt es das beste Essen von ganz London”, meint sie. “Die wechselnden Bewohner wie Iren, Juden oder Bengalen haben ihre Spuren hinterlassen.” Sie zeigt uns nicht nur die besten Foodgeschäfte, sondern auch die Gegend. Ich war vorher noch nie im hippen East End und habe gleich einen neuen Lieblingsplatz entdeckt.

Wir starten morgens um 10.45 Uhr, eine gute Zeit. Ich bin mit der Tube bis zur Haltestelle Aldgate East gefahren, das war vom Citadines Hotel Trafalgar Square nur 30 Minuten entfernt. Unser Treffpunkt ist der Spitalfields Market. Hier versammeln sich neben Nicole und mir noch zwei Pärchen aus Kalifornien und Kanada sowie eine weitere Australierin.

Diese Foodgeschäfte besuchen wir:

St. John Bread & Wine (Titelbild)
94 – 96 Commercial Street
“Hier gibt es das beste Bacon Sandwich überhaupt”, macht uns Nicole schon vorab Appetit. Es schmeckt wirklich gut: Das Fleisch ist zart und würzig, das selbstgebackene Brot knusprig und der Ketchup schmeckt dank Apfelsauce angenehm fruchtig.

The English Restaurant
52 Bushfield Street
Ich bin im Desserthimmel! Im gemütlichen Restaurant wird der Nachtisch als überschaubare Portion in einem Porzellanschälchen serviert. Bread & Butter Pudding ist ein typisch englisches Gericht. Es war früher ein Arme-Leute-Essen, bei dem alles Übriggebliebene zusammengewürfelt wurde.

Es enthält etwa Brot, Eier, Rosinen, Orangenschale und Vanille. Die Oberfläche hat eine Kruste wie eine Creme Brulee. Das Innere – ich esse den Pudding mit Vanillesauce – ist saftig und süß. Mein Favorit auf dieser Tour!

Androuet
107b Old Spitalfields Market
Dieser kleine, charmante Käseladen mit seinem französischen Verkäufer befindet sich direkt am Spitalfields Market. In den Vitrinen locken Käsesorten aus England, Frankreich oder Spanien. Rund, eckig oder mit Loch in der Mitte – es gibt sie in allen Formen.

Wir probieren Cheddar, den beliebtesten englischen Käse. Er ist fest und schmeckt würzig – sehr gut! Der Blue Stilton ist als Blauschimmelkäse weicher, cremig und mir zu salzig.

Poppies
6 – 8 Hanbury Street
Als Vintagefan bin ich begeistert vom nächsten Laden: Er ist wie ein Diner aus den 50er Jahren eingerichtet. Wir setzen uns an einen der himmelblauen Tische. An den Wänden hängen Schwarz-Weiß-Bilder von Hollywoodstars und in der Ecke steht eine Jukebox. Die Kellnerinnen haben süße Matrosenkleider an. Allein schon wegen der Einrichtung ist Poppies meine Empfehlung!

Nicole erzählt uns, dass Besitzer Pop Newland (Poppy ist sein Spitzname) mit 11 Jahren seine ersten Fish & Chips zubereitet hat. Meine Portion besteht aus Kabeljau – zarter Fisch mit einer knusprigen Hülle. Zum Fritieren wird Erdnussöl verwendet. Die Pommes sind ebenfalls knusprig und die “Mushy Peas” (Erbsenmus) gut gewürzt. Ich esse nur ein Fischstück und ein paar Pommes, um noch Platz für die nächsten Probierstationen zu lassen.

Pride of Spitalfields
3 Heneage Street
Nicole führt uns zu einem ihrer Lieblingspubs. Als wir es betreten, läuft Soulmusik aus den Sixties. Männer stehen an der Theke, trinken etwas und unterhalten sich. Nicole erzählt, dass sie erst in England Pubs wirklich zu schätzen gelernt hat: “Alle kommen hierhin, auch mit Kindern oder Haustieren.” Es ist einfach gemütlich im Pub.

Auf einem Sofa schläft Lenny, der Pub-Kater. “He’s quite a famous cat”, sagt Nicole. Der Kater ist durch Social Media bekannt geworden und ist aufdringliche Fans gewöhnt. Als ich sein weiches Fell streichele, schläft er einfach weiter.

Ich setze mich zu den anderen und wir probieren Ale-Bier und Cider-Apfelwein aus fingerhutgroßen Gläsern. Cheers! Ich mag Bier meist nicht – zu bitter. Das Ale mit seinem malzigen Geschmack ist aber ok.

Nicole erzählt, dass Cider ihr Lieblingstränk in England sei. Meins auch! Ihr könnt ihn im Sommer kalt trinken, dann ist er erfrischend. Zu Weihnachten vertreibt er heiß die Kälte.

Aladin
132 Brick Lane
Worauf ich mich immer in England freue? Auf die vielen indischen Restaurants. Nicole zufolge gibt es davon 15.000 im ganzen Land. Indisch ist die Nr. 1 beim Takeaway-Essen noch vor Fish & Chips.

Aladin ist laut BBC eines der besten Curryhäuser der Welt, selbst Prinz Charles hat schon hier gespeist. Klingt posh? Dabei geht es gar nicht übertrieben vornehm zu. Es ist ein schlicht eingerichtetes, gemütliches Restaurant mit lockerer Atmosphäre.

Ich finde die indischen Currys toll, wir probieren gleich drei verschiedene zu Naan-Brot: eins ist vegetarisch, eins mit Lamm und eins mit Hühnchen – mit ansteigendem Schärfegrad. Das Lammcurry mit mittlerer Schärfe ist für mich perfekt.

Beigel Bake
159 Brick Lane
Meinen ersten Bagel habe ich damals in London gegessen. Bei diesem Bagelstore steht eine lange Schlange an der Theke – der muss gut sein!

Ich beiße in einen halben Bagel mit Salt Beef, Senf und Gurke. Ich bin kein großer Fleischfan, deshalb probiere ich nur ein paar Bissen. Für mich schmeckt er nach nicht viel, vielleicht liegt das am scharfen Essen zuvor. Oder ich bin einfach komplett satt…

Pizza East
56 Shoreditch High Street
Süßes geht jedoch immer! Im “Pizza East” gibt es mehr als Pizza. Die ehemalige Keksfabrik ist mit gradlinigem Design eingerichtet. Zum berühmten englischen Tee bekommen wir jeweils ein schmales Stück Salted Caramel & Chocolate Tarte. Ich liebe Salzkaramell, mit der zartbitteren Schokolade schmeckt das perfekt.

Das war die letzte Station und für den Rest des Tages – ach was, für den Rest der Woche! – habe ich genug gegessen. Ich mache nach der Foodtour einen Spaziergang durch das East End, schaue mir spannende Vintagegeschäfte, Streetart und Häuser noch mal näher an.

Mein Fazit
Lohnt sich die Tour? Für mich war sie genau das Richtige, um diesen Stadtteil und das Essen kennenzulernen. Nicole hat uns tolle Plätze gezeigt und uns viel Wissenswertes erzählt. Macht Appetit auf mehr!

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Anja Beckmann

Reisebloggerin bei Travel on Toast

Auf diesem Reiseblog gebe ich Tipps für Ausflugsziele in NRW, Städtereisen, Strandurlaub, Urlaub mit Hund und vegan reisen. Folge mir gerne auf Social Media!

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