Beitrag von Ann-Kathrin Metzger. Auf meine erste Chinareise war ich unheimlich gespannt: Würden sich skurrile Geschichten und Vorurteile bestätigen oder würde es doch ganz anders sein? Ich war auf der Halbinsel Shandong an der chinesischen Ostküste unterwegs. Ich verrate euch 10 Fun Facts, die ich von meiner Reise mitgebracht habe.
Reise auf die Shandong Halbinsel
In der Provinz Shandong habe ich vergleichsweise nur einen winzigen Einblick in dieses Land bekommen, das fast so groß ist wie der europäische Kontinent, in dem es völlig unterschiedliche Klimazonen gibt und 56 Volksgruppen zu Hause sind.
Die Provinz grenzt an das Bohai-Meer und das Gelbe Meer. Sie befindet sich in ähnlichem Abstand zu Peking im Norden und Shanghai im Süden.
Auf meiner Reise habe ich vieles über das Reich der Mitte und seine Bewohner erfahren. Einige interessante, teils auch skurrile Fakten, habe ich in meiner Liste zusammengetragen:
1) China ist in eine Reis- und eine Nudel-Hälfte unterteilt
„Und, kannst du überhaupt noch Reis sehen?“, wurde ich nach meiner Rückkehr aus China nicht nur ein Mal gefragt. Tatsächlich ist es nicht so, dass die Chinesen zu jeder Mahlzeit Reis essen.
Generell kann man sagen: Reis wird in China vor allem in der Südhälfte gegessen, im Norden sind Nudeln wichtig.
In Shandong habe ich viele Gerichte mit Gemüse (Aubergine, Tomaten, Lauch, Gurken, Kürbis), Meeresfrüchten, Pilzen, Süßkartoffeln und Nudelgerichte gegessen.
Beliebt sind die Maultaschen „Jiaozi“ und die gefüllten Hefeklöße „Baozi“. Beides fand ich sehr lecker.
2) Die Klimaunterschiede in China sind erheblich
Aufgrund seiner Ausdehnung über mehrere Klimazonen ist das Wetter in China sehr verschiedenartig: Im Nordosten, an der Grenze zu Russland, sind die Winter lang und kalt mit viel Schnee, im äußersten Süden ist es dagegen tropisch-warm. Im Westen wiederum herrscht Steppen- und Wüstenklima.
Die Provinz Shandong liegt in der warm-gemäßigten Zone. Das Wetter ist stark durch den Monsun beeinflusst, der im Sommer den Regen bringt. Im Winter ist es dagegen trocken.
Bei meinem Besuch im Juni lagen die Tagestemperaturen bei etwa 22 bis 27 Grad. Ich erlebte sowohl Tage mit strahlend blauem Himmel als auch Tage, an denen alles komplett im Nebel lag. In den Küstenregionen tritt Nebel häufig auf.
3) China hat eine Zeit, obwohl es in verschiedenen Zeitzonen liegt
China dehnt sich über ganze fünf Zeitzonen aus. Allerdings wurde für die gesamte Volksrepublik die sogenannte “Pekinger Zeit” als Normalzeit festgelegt.
Da Peking in der achten Zeitzone liegt, gilt in China für alle Uhren GMT+8.
Eine Sommerzeit gibt es in China nicht. Der Zeitunterschied zu Deutschland beträgt während unserer Sommerzeit deshalb 6 Stunden, während der Winterzeit 7 Stunden.
4) Die Chinesen stoßen gerne an und trinken „auf ex“
„Gan bei“ heißt das Zauberwort. Es wird beim Anstoßen wie „Prost“ verwendet, meint allerdings gleichzeitig, dass alle Beteiligten ihr Glas leeren sollen.
Beim Essen unter Freunden ebenso wie bei Geschäftsessen wird gerne und häufig angestoßen. Die ersten drei Male sind dem Gastgeber vorbehalten. Er erhebt das Glas, spricht einige Worte und dann wird angestoßen und ausgetrunken.
Bier zählt in China eher zu Softdrinks als zu Alkohol. Ich habe selbst erlebt, dass in einem Restaurant das Wasser aus war, während dies beim Bier wohl nie passieren würde. Die üblichen großen Bierflaschen werden gemeinschaftlich am Tisch geteilt und das Bier häufig aus Wassergläsern getrunken.
5) Jedes Jahr wird in Qingdao ein Bierfest gefeiert
Wie schon angedeutet, ist Bier überaus beliebt in China und wird schon zum Mittagessen gerne getrunken.
Das bekannteste und älteste Bier heißt „Tsingtao“ und ist den deutschen Besatzern zu verdanken, die 1903 die erste Brauerei in Tsingtao, dem heutigen Qingdao, gründeten.
Seit 1991 findet in der Küstenstadt Qingdao, in der Provinz Shandong, ein rauschendes Bierfest statt, das Bildern und Berichten zufolge unserem deutschen Oktoberfest in nichts nachsteht.
Um die restliche Zeit des Jahres zu überbrücken, gibt es in Qingdao eine Bierstraße, in der sich Bierkneipe an Bierkneipe reiht. Na dann: Gan bei!
6) Hochzeitsfotos sind in China ziemlich kitschig
Hochzeitsfotos werden in China schon vor der Hochzeit gemacht, damit sie beim rauschenden Fest zum Beispiel als Dekoration verwendet werden können. Die häufig aufwendigen Kleider leihen die Brautleute dafür aus.
Während meiner Reise durch Shandong sah ich unzählige Brautpaare, die am Meer und Strand oder vor anderen schönen Kulissen im Freien Fotos machen ließen. Dabei gilt wohl: Je kitschiger, desto besser.
Begleitet werden die Paare von einem kompletten Team, bestehend aus Fotograf, Stylist und weiteren Helfern, die kofferweise Requisiten an die Schauplätze tragen und dem Brautpaar Anweisungen für neue Posen geben.
Von Schildern mit Aufschriften wie „Marry me“, über wehende Schleppen bis hin zu künstlichem Nebel habe ich alles gesehen.
Die Kleider sind weiß und rot, hellblau oder lila, mit Steinen und Muscheln verziert oder mit einer wallenden Schleppe. Bei den Anzügen der Männer ist von orangefarben bis kariert alles möglich.
7) Traubenwein ist angesagt
In China gibt’s nur Reiswein? Ganz und gar nicht. Traubenwein ist sehr beliebt und der Anbau besonders roter Rebsorten wird immer populärer. Die Provinz Shandong ist dabei das Zentrum des chinesischen Weinanbaus. Allein in der Region Penglai gibt es über 100 Weingüter.
Die erste Weinkellerei „Changyu“ gründete 1892 der Geschäftsmann Zhang Bishi in der Stadt Yantai, im Nordosten der Provinz Shandong.
In Yantai befindet sich auch das Changyu Weinkultur-Museum (56, Dama Road, Zhifu District, Yantai, Shandong Province). Im dortigen Weinkeller könnt ihr Changyu Weine verkosten. Ich probierte dort auch den süßen Eiswein, den die Chinesen sehr gerne mögen.
8) Die chinesische Fußmassage ist ein Gruppenevent
In China geht man gerne in der Gruppe, zum Beispiel nach einem gemeinsamen Abendessen mit Freunden, zur Fußmassage.
Gemeinsam mit meiner Reisegruppe probierte ich die Fußmassage im Spa „Liang Zi“ in Qingdao aus (North Part, Huaren International Mansion, 2 Shandong Road, Qingdao, China). Für 90 Minuten bezahlte ich 188 Yuan, das entspricht ungefähr 25 Euro.
Als Gruppe bekommt ihr einen eigenen Raum zugeteilt. Dort stehen große bequeme Sessel in einer Reihe, in denen ihr Platz nehmt.
Eure Füße werden erst einmal in heißem Wasser gebadet und mit Cremes und Ölen verwöhnt. Dann beginnt die eigentliche Massage.
Masseure kneten die weiblichen Füße durch, während sich Masseurinnen der männlichen Füße annehmen. Dabei üben sie einen hohen Druck auf bestimmte Punkte an den Fußsohlen aus, sodass ich an den verspannten Stellen knapp an meine Schmerzgrenze geriet – aber nur knapp.
Nachdem die Füße ausgiebig behandelt wurden, geht die Massage an den Beinen weiter, die anschließend noch gedehnt werden. Der Masseur hat mein Bein so weit nach hinten gedehnt wie ich es vorher gar nicht für möglich gehalten hatte. Im Nachhinein fühlte ich mich jedenfalls sehr entspannt.
9) In China trinkt man warmes Wasser
Etwas verwundert war ich schon, als ich an meinem ersten Tag in China einen Wasserspender fand, der kochend heißes Wasser ausgab. Ich erfuhr: Warmes Wasser trinken ist hier üblich und soll ja auch gesund sein.
In den folgenden Tagen sah ich immer wieder Einheimische, die Teeblätter in ihren Trinkflaschen dabei hatten und mit dem heißen Wasser frischen Tee aufgossen – praktische Sache!
10) Selfies (mit Ausländern) sind sehr beliebt
Man kennt das ja auch aus Deutschland: Chinesische Reisegruppen fotografieren gerne und viel. Und das eben nicht nur vor Neuschwanstein und dem Heidelberger Schloss, sondern auch im eigenen Land.
Besonders beliebt sind Selfies, auf denen man das Victory-Zeichen (Auseinanderspreizen von Zeige- und Mittelfinger zu einem „V“) vor die Linse hält. Generell sind beim Posen vor Sehenswürdigkeiten der Fantasie jedoch keine Grenzen gesetzt.
Ausländische Touristen waren eine Rarität bei meiner Reise durch die Provinz Shandong und so kam es vor, dass ich das ein oder andere Mal von einem chinesischen Touristen um ein gemeinsames Foto gebeten wurde.
Meistens bemerkte ich schon vorher verstohlene Blicke in meine Richtung, inklusive nervösem Gekicher. Ich fand es amüsant und habe gerne mitgemacht.
Ihr solltet jedoch auch darauf vorbereitet sein, dass ungefragt Fotos von euch gemacht werden. Nicht immer können sich die Chinesen überwinden, um Erlaubnis zu fragen.
Was habt ihr schon Lustiges in China erlebt?
Der Reiseveranstalter China Tours hat meine Reise nach Shandong ermöglicht. Vielen Dank dafür!
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Anja Beckmann
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4 Kommentare
Mareien
27. Juni 2016 um 10:08Toller Bericht und lustige Fakten – hast mir das Reich der Mitte damit etwas näher gebracht. =)
Anja Beckmann
28. Juni 2016 um 08:34Das freut uns! :)
Liebe Grüße
Anja
Thomas
27. Juni 2016 um 08:18Hallo,
das Essen unterteilt sich in China sehr viel feiner durch die verschiedenen Regionen. Es gibt 4 bis 5 Hauptküchen. In Beijing kann man sich gut durch alle Regionen Chinas essen. Generell ist es so, dass man Reis extra zum Essen dazubestellen muss.
Eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Shandong ist der heilige Berg Taishan. Daneben ist noch Qingdao mit der deutschen Strasse interessant.
Lg Thomas
Anja Beckmann
28. Juni 2016 um 08:33Hallo Thomas,
vielen Dank für deine Ergänzungen! :)
Viele Grüße
Anja