“Eigentlich müsste man viel häufiger mal einen Kurztrip machen”, meinte meine Freundin Ilona letztens. Sie hat Recht – denn in der Nähe von Köln liegen viele verlockende Ziele. Nachdem ich gerade in Rotterdam war, besuchte ich jetzt Flandern in Belgien.
Zwei Stunden fahre ich mit dem Zug von Köln nach Tongeren in Belgien. Umsteigen muss ich nur in Lüttich. Dort vergucke ich mich in den futuristischen Bahnhof, der durch die hereinscheinende Sonne allerdings auch ganz schön warm ist. Ab Lüttich fahre ich bei blauem Himmel und Schäfchenwolken vorbei an endlosen grünen Wiesen.
“Merci”, sagt der Schaffner und reicht mir mein Ticket zurück. Am Ankunftsort Tongeren wechselt die Sprache dann zu Flämisch. Obwohl ich an der holländischen Grenze aufgewachsen bin, kenne ich nur die wichtigsten Vokabeln: Dropjes, Vla und Stroopwafels. Ob ich damit durchkomme?
Freitag: Ankunft in Tongeren
Das klappt problemlos. Als ich abends in einer Frituure (= Pommesbude) holländische Frietjes und Bitterballen (= Fleischbällchen) bestelle, versteht die Frau Deutsch. Sie wechselt bei dem Paar neben mir mühelos zu Französisch und nimmt danach eine Bestellung auf Flämisch entgegen. Nicht schlecht!
Ihr fragt euch, warum meine erste Essenstat Fritten sind? Belgien ist dafür berühmt, das Gericht ist hier aus frittierten Fischen entstanden. Sobald ich in Tongeren landete, bekam ich prompt Lust auf dicke, goldgelbe, knusprige Pommes.
Ich übernachte im Hotel Ambiotel. Es liegt zentral zwischen Bahnhof und Marktplatz.
Samstag in Hasselt: Schokolade, Gebäck und Bier
Morgens fahre ich mit dem Zug rund 25 Minuten nach Hasselt.
Die Stadt gefällt mir auf Anhieb: kleine Gassen, viele nette Geschäfte und Restaurants, jede Menge Leute unterwegs und viele Skulpturen überall.
Meiner erster Anlaufpunkt ist das Schokoladenhaus Boon, hierzu gibt es noch einen Extraartikel.
Zu Mittag esse ich im Smaaksalon in einem alten Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert. Das “Huis de Corswarem” begrüßt mich am Eingang mit einem Baum aus Tellern – originell!
Drinnen ist das Haus grandios mit Kronleuchtern und alten Ölgemälden ausgestattet. Ich setze mich in den kleinen, stillen Hintergarten, direkt unter einen riesigen Baum.
Das Haus gehört der Stadt. Annelies leitet gemeinsam mit ihrem Mann Giovani Restaurant und Brasserie. Sie sagt: “Wichtig sind uns Limburger Produkte, die nachhaltig angebaut sind. Diese Zutaten verarbeiten wir nach lokalen Rezepten. Typisch für die Region sind etwa Käse, Speculaas, Vlaai, Genever oder Wein.”
Als Aperitif trinke ich Tonic mit Hasselter Genever, Gurke und Zitrone – super erfrischend! Dazu knabbere ich Chips aus verschiedenen Gemüsesorten. Belgien schmeckt lecker.
Mein Tipp: Probiert den Nachtisch mit Apfel, Vanillecreme und Baiser – ein Traum!
Süßes geht immer, also ziehe ich weiter zur Patisserie Cools. Hier treffe ich Frédéric Robben, der mit Stijn Vanrutten das Geschäft seit 1999 führt.
40 verschiedene Törtchen warten auf Schleckermäuler. Sorten sind etwa Meringue-Vanille, Schokolade-Banane oder Apfelsinenmousse. Nach den vier Jahreszeit richtet sich immer die Gebäckauswahl.
Ich probiere die beiden Favoriten von Frédéric: Blätterteig mit Sahne, Rhabarber und Erdbeeren und ein Schokoladentörtchen.
Natürlich ist hier auch der Hasselter Speculaas zu kaufen. Er schmeckt sehr gut, ist aber dicker, weicher und nussiger als unser Spekulatius. Sehr unfair: In Belgien gibt es den Gewürzkeks das ganze Jahr über.
Dann statte ich der Schlossbrauerei Ter Dolen einen Besuch ab und probiere dort das Kirschbier.
Abends bin ich wieder in Tongeren. Das Bistro Bis ist nicht weit von meinem Hotel entfernt.
Es ist rustikal eingerichtet: Fußboden, Tische und Stühle sind aus Holz. An den Wänden hängen Geweihe, auf den Tischen liegen rot-weiß karierte Servietten und die Gäste sind lässig gekleidet. Dazu gibt es Countrysongs und 50er/60er Jahre Musik.
Das hausgemachte Brot ist schön warm verpackt. Dazu wird gesalzene Butter auf einer Schiefertafel gereicht.
Die Kabeljau-Ceviche für 17 Euro ist der Hammer! Das Gericht stammt ursprünglich aus Peru, roher Fisch wird dazu in Limettensaft mariniert. Die Ceviche in Belgien mit Fisch und Meeresfrüchten schmeckt frisch, enthält Gurken und Kirschtomaten. Bessere Ceviche habe ich bisher noch nicht gegessen – weder in Peru, Chile oder Mexiko.
Sonntag in Tongeren: Antikmarkt und moderne französische Küche
Tongeren ist die älteste Stadt in Belgien. Sie erinnert mich ein wenig an meinen Heimatort Aachen mit Kopfsteinpflaster, einer großen Kirche und römischen Überresten. Ich liiiebe Flohmärkte. Deshalb bin ich begeistert, dass in Tongeren der größte Flohmarkt der Beneluxländer stattfindet. Dazu gibt es diesen Extraartikel.
Zu Mittag esse ich im schicken Altermezzo. Inhaber Jean-Pierre führt das Restaurant seit 3,5 Jahren gemeinsam mit seiner Frau Gerda. Küchenchef ist Jo Grootaers, gerade mal 22 Jahre alt.
Das Altermezzo steht für moderne französische Küche mit asiatischen Einflüssen. Als Zutaten werden häufig Limburger Produkte genommen. Alle sechs Wochen ändert sich das Menü.
Das Restaurant wurde nach dem Konzept von Gerda schwarz-weiß eingerichtet: schwarzer Steinboden, weiße Tische und dazu schwarz-weiße Loungestühle. Aufgelockert wird es durch große rote Kirschen auf der Fensterbank, goldene und schwarze Gartenzwerge und pinkfarbene Orchideen. Minimalistisch mit Farbtupfen – I like!
Ich habe das Vier-Gänge-Menü für 54 Euro – es ist seinen Preis absolut wert. Alles ist sehr gut, sieht toll aus und überrascht mit ungewöhnlichen Elementen.
Superlecker ist der Matjeshering mit Gurke, Dill und Eisenkraut. Heiß trifft kalt: Dazu wird Gurkeneiscreme serviert.
Wunderbar ist auch der Nachtisch mit Aprikoseneis, frischen Früchten und Kokosmakronen.
Am späten Nachmittag fahre ich wieder nach Hause. Tot ziens und bis bald, Flandern!
Hinweis
Nach Belgien eingeladen wurde ich von Tourismus Flandern-Brüssel. Vielen Dank dafür!
Anja Beckmann
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4 Kommentare
Maria
11. September 2013 um 12:23Ohhh! Alles sieht so lecker aus)))) Wunderschoene Bilder!
Chris
24. August 2013 um 15:31Hey,
bei den tollen Bildern kriegt man ja direkt Hunger! Wirklich sehr schön. Danke für den Artikel. Du hast mich auf die Idee gebracht auch endlich mal wieder einen Kurztrip zu unternehmen.
Grüße aus Berlin
Chris
Christina
20. August 2013 um 09:28Hihi, da wäre ich sofort dabei gewesen! :D
Sieht wirklich alles super lecker aus und ich bin gespannt, was du noch alles aus Flandern berichtest.
Liebe Grüße
Christina
Jana
20. August 2013 um 08:18Danke für die immer wieder tollen Bilder vom Essen! Da schlägt mein kulinarisches Herz um einige Oktaven höher! :-)