Beitrag von Pia Kleine Wieskamp. In Prag kann man so einiges erleben. Mit der Stadt sind Mittelalter, Kafka, Musik, Bier und gutes deftiges Essen verbunden. Die tschechische Metropole ist ein ideales Ziel für Kulturtouristen. Das historische Zentrum ist hier – wie in nur wenigen anderen europäischen Städten – als komplettes Ensemble erhalten. Man reist in die Geschichte und ist trotzdem mit beiden Beinen in der Gegenwart.
Ob man nun Architektur liebt, auf den Spuren Mozarts oder Kafkas wandeln, die Geheimnisse des tschechischen Bieres erkunden oder einfach nur die Atmosphäre Prags in Ruhe genießen möchte – in dieser Stadt ist für jeden etwas dabei.
Die Stadt an der Moldau ist mehr als nur eine Reise wert. Ich besuchte Ende Juni für eine viertägige Kurzreise die tschechischen Metropole und habe längst nicht alles besichtigt, was ich mir vorgenommen hatte. Zudem taten sich vor Ort eine Vielzahl an interessanten und unerwarteten Möglichkeiten auf, so dass ein „Nachschlag“ bereits geplant ist.
Von der Dachterrasse des Diplomat Hotels Prag hatte ich einen fantastischen Blick auf die Burg. Diese kann man in einem schönen Spaziergang erreichen und von dort aus durch Weinreben und mit einem tollen Panoramablick auf die Moldau und die Altstadt zur Karlsbrücke gehen. Für den Rückweg wählte ich dann die U-Bahn, die mich in nur wenigen Minuten direkt zum Hotel brachte. Nach der Stadteroberung kann man sich herrlich im hoteleigenen Spa verwöhnen lassen.
Prag, die Stadt für jedermann
Ich kann versprechen, dass in Prag jeder auf seine Kosten kommt. Die Metropole bietet tausende Möglichkeiten, sie mit allen Sinnen zu erleben: Für Augenmenschen bietet die Stadt zahlreiche architektonische und künstlerische Leckerbissen, für hörende Musikmenschen bietet die Stadt ein reichhaltiges Angebot, schmeckende Gastronomie-Zungen erleben hier außergewöhnliche Zusammenstellungen, riechende Nasen erschnuppern an jeder Ecke Köstlichkeiten und tastende Menschen erleben hautnah die Stadt und deren Unebenheiten des alten Kopfsteinpflasters.
Die Stadt ist sowohl zu Fuß, mit einer der Oldtimer-Stadttouren oder auch auf Bus-Thementouren zu erkunden. Geradezu einladend sind die vielfältigen Vehikel, mit denen man Prag erobern kann: ob mit der Tram, den Bus, einem Segway, einer Kutschfahrt oder einem Oldtimer – es ist ein tolles Erlebnis.
Oft wird Prag als die historische und romantische Stadt gezeigt. Umso aufregender ist es, zeitgenössischen Künstlern und deren Werke inmitten des historischen Stadtkerns zu begegnen. Die Vielfalt der Stadt lässt Themenstreifzüge zu – beispielsweise eine Reise auf den Spuren Kafkas, eine Biertour, einen Gang in den Prager Untergrund, die Geistertour, eine Bootsrundfahrt, eine musikalische Reise mit Abstechern in der Oper, dem Nationaltheater und die Jazzclubs oder auch einen kulinarischen Rundgang.
Alternativen gibt es jede Menge, denn Prag ist in Bezug auf Tourenangebote wirklich ein absolutes Highlight. Auf meiner Entdeckungsreise habe ich mir in Prag von allem ein wenig angesehen.
Kultur pur: Auf den Spuren des Rebellen David Černý
Am besten lernt man Prag bei einer der zahlreich angebotenen Stadtrundgänge kennen. Den ersten Tag meiner Reise habe ich mich auf den Spuren des tschechischen Bildhauers David Černý bewegt.
Er ist wahrscheinlich der bedeutendste und auch meist diskutierte zeitgenössische Bildhauer des Landes. Seine Kunst setzt viele Themen, oft auch politischer oder sozialkritischer Natur, provokant in Szene.
Von seiner Hand stammen einige bekannte Skulpturen in Prag, so die krabbelnden Kleinkinder oder der auf dem Bauch eines kopfüber hängenden Pferdes sitzende heilige Wenzel, die eine Parodie auf das Reiterstandbild auf dem Wenzelsplatz ist. Ob „Pinkelnde Männer“ als Brunnenskulptur vor dem Franz Kafka-Museum oder „Tote Pferde“ in der Lucera-Passage, der tschechische Skandalkünstler provoziert und amüsiert zugleich.
Und dabei ist der Künstler in seinen Aussagen immer sehr direkt und klar. Diese Lebensnähe macht auch den Charme aus, wenn man seine Skulpturen inmitten der romantischen, gut erhaltenen Altstadt Prags entdeckt.
In einem ehemaligen Industrieobjekt im Prager Stadtteil Smíchov besuchte ich das Künstlerhaus MeetFactory, einen Treffpunkt sowohl für Künstler als auch für Kunstfreunde. Die Factory wurde 2001 von Černý gegründet. Auf drei Etagen ist in dieser Kulturschmiede Platz für Konzerte, Ausstellungen, Theater und Filmvorführungen, Ateliers und Tonstudios.
Musikstadt Prag
Prag ist heute mehr denn je eine Musikstadt. Seit jeher gilt das Prager Publikum als besonders musikkundig. Bedeutende Musiker und Komponisten besuchten und lebten in Prag.
Neben Mozart waren auch Liszt, Chopin, Beethoven, Wagner, Berlioz, Smetana, Dvorák und zahlreiche andere bekannte Komponisten und Musiker in Prag zu Gast und von der Stadt fasziniert. So ist es kaum ein Wunder, dass das erste Konservatorium Europas 1811 in Prag entstand.
Musik-Festivals, Jazz-Clubs, Theater- und Tanzbühnen runden das kulturelle Vergnügen ab.
Ich besuchte das Nationaltheater (Národní Divadlo), lauschte den Klängen des Prager Symphonieorchesters und sah die Tschechische Ballett-Symphonie II. Hierbei übernahmen drei Choreografen je einen Teil des Abendprogramms: Jiří Kylián die “Feldmesse” von Bohuslav Martinů, Petr Zuska Antonín Dvořáks “Stabat Mater” und Viktor Konvalinka Jan Jiráseks “Guru”.
Der Besuch lohnt sich, aber auch ein Besuch der Oper oder der zahlreichen Jazzclubs. Beispielsweise lauschte ich im Innenhof eines Cafés unweit des Franz Kafka Museums, einem Jazzduo mit sagenhaft tollem Sound. Plötzlich ein Kreischen, eine Aufruhr: Auf dem Hausdach hatte sich ein Pfau niedergelassen, der lautstark seinen Teil zur Musik beitrug. Das ist Prag – eine Stadt mit Herz und Charme.
Das Jüdische Viertel im historischen Stadtkern
Kaum eine andere europäische Stadt hat ein so gut erhaltenes jüdisches Viertel wie Prag. In diesem Viertel, auch Josefstadt (Josefov) genannt, kann man alleine sechs Synagogen, das jüdische Rathaus und den alten Friedhof entdecken. Dieser Stadtteil sollte auf keinen Fall beim Besuch der Stadt fehlen, denn hier findet man gemütliche Restaurants und Caféhäuser, kleine Modeläden und nette Menschen.
Unweit der Karlsbrücke befindet sich im alten jüdischen Viertel von Prag das St.-Agnes-Kloster (Anežský klášter). Im Jahre 1230 gegründet ist es nun Teil der Nationalgalerie Prags und beherbergt heute eine Ausstellung mitteleuropäischer Kunst.
Neben zeitgenössischen Installationen beherbergen die Räume bedeutende mittelalterliche Madonnenskulpturen.
Ausstellungstipp: Tim Burton
Ein Highlight meiner kurzen Pragreise war ein Besuch der Ausstellung „Die Welt des Tim Burton“. Die herrliche Ausstellung weilt noch bis zum 3. August 2014 im Haus zur steinernen Glocke.
Der amerikanische Regisseur und Graphikdesigner Tim Burton präsentiert in dieser Retrospektive sein Lebenswerk. Berühmt wurde er mit Filmen wie “Batman”, “Edward mit den Scherenhänden” oder “Mars Attacks!”.
Ich habe das Glück, an einer Führung mit der PR-Managerin der „Steinernen Glocke“ teilnehmen zu dürfen, so dass ich neben vielen Insiderinformationen auch die Erlaubnis erhielt, innerhalb der Ausstellung zu fotografieren. Und ich verrate Euch: Die Ausstellung ist sensationell gut!
Zu sehen sind neben Puppen, Zeichnungen, Kostümentwürfen, Illustrationen, Requisiten, Storyboards und Filmen ein Einblick in das Gesamtwerk des Künstlers. Hier kann man beispielsweise die Entwicklung der Figur „Edward mit den Scherenhänden“ verfolgen. Interessant ist, dass jeder Raum mit Tönen aus seinen Filmen untermalt ist.
Das Video zeigt, wie Tim Burton selbst Hand an seine Ausstellung legte:
Aber auch Freunde des guten Essens und Trinkens kommen in Prag auf ihre Kosten. Bei einem Streifgang durch Prag entdeckt man zahlreiche Brauereien, ein Lebkuchenmuseum, ein Gastronomiemuseum, zahlreiche Confiserien und Schokoladenhersteller, Kaffeehäuser und vieles mehr.
Ich habe beispielsweise bei einem Workshop das Sushi-Rollen erlernt.
In der „Kleinen Stadt“ entdeckte ich die Trdelníks, hier wird ein süßer Hefeteig auf Stangen gerollt und dann unter Drehen auf offenem Feuer gebacken. Zum Schluss wird das Ganze in Zucker und Zimt gewälzt. Es sieht ein wenig nach Baumrinde am Spieß aus und duftet und schmeckt herrlich.
Für meinen “süßen Zahn” war ich auch im Diplomat Hotel Prag bestens aufgehoben:-)
Ritterkämpfe und versteckte Gassen auf der Kleinseite
Gerade die Seite von der Karlsbrücke in Richtung Burg hat es mir besonders angetan. Im Prager Stadtteil Mala Strana, auch als Kleinseite bekannt, befinden sich gleich neben den Touristenströmen abgelegene Ecken und Wege.
Hier kann man Fischer beobachten, Matrosen, die für ihre Bootstouren werben, romantische Restaurants an der Moldau oder kleine Läden mit Böhmischem Glas. Mich überraschten Ritter in Rüstungen, die sich im Kampf üben. Wie bereits erwähnt: Es wird in Prag jede Menge Unterhaltung an allen Ecken geboten.
Die Moldauinsel Kampa
Neben drei romantischen Wassermühlen lädt ein Park am Ufer der Moldau zum Entspannen und Spazierengehen ein. An der Brücke zum Grossprioratsplatz befinden sich nach altem Brauch am Geländer Liebesschlösser als Treuesymbol. Dort befindet sich auch die John Lennon Wall, eine Wand mit diversen Graffitis, die bereits zur Zeit des kommunistischen Regimes existierten.
Burgen, Klöster, Kirchen
Auf dem Weg zur Burg sollte man sich ein wenig Zeit nehmen, denn dieser Teil von Prag hat seinen eigenen Charme. Hier sind ganze Straßenzüge seit dem 18. Jahrhundert fast unverändert geblieben. Durch „Weinreben“ spaziert man zum Kloster Strahov, welches neben dem spektakulären Blick auf Prag eine beeindruckende Bibliothek und einen schönen Biergarten bietet.
Wer sich bereits im Kleinen Prager Stadtteil befindet, sollte unbedingt die Burg ansehen. Hier gibt es neben Wachwechsel und Gardesoldaten auch wunderschöne Burggärten.
Fazit: Alles in allem habe ich noch viele Facetten der Goldenen Stadt nicht gesehen. Es reizt mich sehr, Prag auch im Schneekleid der Winterzeit zu entdecken.
Hinweis
Nach Prag hat mich das Diplomat Hotel Prag eingeladen. Vielen Dank dafür!
Anja Beckmann
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14 Kommentare
Alina Eder
4. April 2016 um 17:58Hallo Anja!
Wollte gerne Anfang Mai mit meinem Freund nach Prag und wir haben auch schon ein Hotel.
Jedoch weiß ich nicht, wie wir anreisen sollen..(sind aus Tirol, Jenbach BHF), es scheint sehr schwierig eine gute Zugverbindung zu bekommen, hast du vielleicht einen Tipp für mich? lg Alina
Anja Beckmann
4. April 2016 um 18:56Hallo Alina,
da ich leider noch nie in Prag war und die Autorin (die aus München kommt) nicht mehr für mein Blog schreibt, kann ich dir leider nicht weiterhelfen.
Liebe Grüße
Anja
Berni
2. April 2016 um 12:13Hi Anja,
ich plane eine Klassenfahrt nach Prag.
Welches Schwarzlichttheater ist für Jugendliche im Alter von 18-20 Jahren sehenswert? Oder sind die Schwarzlichttheater in Prag eher als Touristen-Abzocke einzustufen?
Gibt es für o.g. Jugendliche abseits der historischen Sehenswürdigkeiten interessante Programmpunkte in Prag?
Anja Beckmann
3. April 2016 um 10:56Hi Berni,
ich selbst war leider noch nicht in Prag und die Autorin arbeitet nicht mehr für mein Blog. Diese Frage kann ich dir also leider nicht beantworten.
Viele Grüße und gute Reise
Anja
Sunita Putz
11. Februar 2016 um 14:02Hi, ich möchte im Sommer mit 2 Freudinnen nach Prag und hätte da eine Frage – wo kann man am besten günstig und zentral übernachten? Was ist mit Prag 1 Prag 2 oder Prag 3 gemeint? – Wir möchten gerne zentral wohnen, damit man viel zu Fuß machen kann. Würde mich auf Tipps freuen! Danke!
Manuel
8. Oktober 2015 um 23:40Anmerkung: ich möchte die vorblogger keineswegs in ihren Aussagen reduzieren. Aber gewisse Zweifel habe ich an den Aussagen trotzdem. Oder fährt man wirklich 340km nur an einem Abend zum dinieren in Prag. Wohl kaum. Da gibt’s in Dresden die viel grössere Auswahlrunde besseren Gaststätten. In jeder Beziehung. (Dresden nach Prag in km = 167km ein Weg.)
Lg manuel
Anja Beckmann
10. Oktober 2015 um 08:32Hallo Manuel,
alle Artikel beruhen auf Reisen, die ich oder meine Autoren selbst gemacht haben. Tut mir leid, dass du Prag anders erlebst als Pia, die den Beitrag auf Basis ihrer viertägigen Kurzreise geschrieben hat.
Viele Grüße
Anja
Manuel
8. Oktober 2015 um 23:34Prag. Eine Stadt die man(n) und Frau (nicht) gesehen haben muss. Ich war bereits zweimal während des Aufbaus nach der Öffnung dort und bin diese Woche ein drittes mal hingegangen. Definitiv zum letzten Mal. Vom ersten zum aktuellen Besuch hat sich die Situation zunehmend verschlechtert. Was ich in den letzten Tagen erlebt habe ist wohl nicht mehr zu topen. Wer massenweise Touristen mag, gerne stundenlang nach einem freien Platz in einem Café sucht der muss nach Prag. Wer gerne überteuerte Hotels bezahlt, die kulinarischen Genüsse als unwichtig einstuft und sich von zahlreichen touristenangeboten über den Tisch ziehen lassen will der muss nach Prag. Die Kultur und die Architektur ist beeindruckend. Nur wozu dient letzteres wenn man das Bauwerk aufgrund der Menschenmassen die sich wie durch Geisterhand geführt immer zur selben Zeit am selben platz versammelt nicht erleben kann? Weitere Gründe weshalb von einem Besuch in Prag abzuraten ist, können sie bei mir gerne erfragen. Die Gründe sind zahlreich. Gruss manuel
Pia
23. April 2015 um 14:21Hallo Stef, hallo Hannes,
eine Reise nach Prag lohnt definitiv. Ich habe mir fest vorgenommen, Prag auch im Winter zu besuchen:-) Liebe Grüße Pia
Syd
17. April 2015 um 16:38Prag ist und bleibt ein Knaller. Ich kann es nur empfehlen. Ich wohne in Dresden und bin auch schon das ein oder andere Mal “nur zum Abendessen” hingefahren: Einfach weil diese Stadt so charmant, so spannend und vielseitig ist – egal zu welcher Jahrszeit! Da lohnt sich der Weg. Und er lohnt sich auch für alle, die weiter weg wohnen (als ich)! Wartet nicht. Besucht sie einfach ;)
Schöner Artikel! :)
Grüße
Anja Beckmann
19. April 2015 um 18:41Vielen Dank für deine Rückmeldung!
Viele Grüße
Anja (die anders als Pia bisher noch nicht in Prag war, es aber fest vorhat)
Pia
13. Juli 2014 um 09:09Hallo Stef, ich habe mir vorgenommen Prag auch im Winter besuchen, wenn der Schnee auf den Dächern liegt und Glühwein ausgeschenkt wird.
Liebe Grüße
Pia
Stef
11. Juli 2014 um 13:25Ich war im April in Prag und mir geht es wie du. Ich möchte noch einmal zurück und mehr Zeit dort verbringen. Es gibt so viel zu entdecken und ich liebe Prags Architektur!
Hannes
11. Juli 2014 um 10:30Ich war auch mal vor 15 Jahren in Prag. Da habe ich die Stadt ganz schön gefunden. Eigentlich wollte ich dieses Jahr nochmal hin, habe mich aber für Amsterdam entschieden.