Hola, volcanes! 52 Vulkane hat Ecuador – klar, dass ich auf meiner Reise immer wieder welche sehe. Die Hauptstadt Quito auf 2.850 Metern Höhe ist umringt von ihnen. Von hier aus nehme ich den nostalgischen Tren de los Volcanes.
Morgens um 7 Uhr blinzele ich vor meinem Hotel Casa Gangotena (mit Vulkanblick) am San Francisco Platz in die Sonne. So früh schon so fantastisches Wetter – mit blauem Himmel und Sonnenschein. Ich warte auf meinen Guide Marco. Die kurze Wartezeit vertreibe ich mir damit, einen Mann zu beobachten, der auf dem Platz eine ganze Traube Tauben füttert.
Marco, um die 30 Jahre alt und gute 20 Zentimeter kleiner als ich mit meinen 1,80 Metern (in Ecuador bin ich ein Riese), begrüßt mich mit einem breiten Lächeln. Ich klettere in seinen Kleinbus, der mich in 15 Minuten zur Chimbacalle Station bringt.
1908 wurde der Bahnhof fertiggestellt. Alte Schwarz-Weiß-Fotos im Café zeigen seine Geschichte, daneben hängen traditionelle Schaffnermützen und der Fußboden im Wartebereich hat ein altmodisches Muster aus Stein.
Der Zug auf den Gleisen wirkt ebenfalls wie aus der alten Zeit entsprungen. Mit der schicken Lok vom Titelbild fahren wir leider nicht, wir haben einen schlichteren Zugwagen.
Am Bahnhof herrscht an diesem Samstagmorgen ein irrer Trubel: Familien posieren vor dem alten Zug für ein Bild, zwei kleine Jungen spielen Fangen und im Warteraum holen wir uns mit einem Film Appetit auf die Zugfahrt.
Die meisten Gäste scheinen Einheimische zu sein, ich kann nur wenige Ausländer identifizieren. “Am Wochenende ist hier immer viel los”, erzählt mir Marco. Alles ist sehr gut organisiert: Mein Bahnticket ist hinterlegt, ich hole es ab und muss dafür meinen Pass vorlegen. Aus dem Wartebereich werden wir waggonweise aufgerufen.
Im Waggon Nr. 1580 für 27 Leute mit Holzwänden und -fußboden sitze ich. Ich nehme auf dem bequemen, gepolsterten Sitz Platz. Ein Tisch kann heruntergeklappt werden.
Eine Familie mit 5 Personen setzt sich um mich herum. Der Vater spricht Englisch und fragt mich gleich neugierig: “Do you like Ecuador?” Ich antworte ehrlich: “I love it.” Die freundlichen Menschen sind ein Grund dafür.
Mit Smalltalk vertreibe ich mir die Zeit bis zur Abfahrt. Dann lässt der Schaffner die Bahnhofsglocke erklingen, der Zug pustet eine Dampfwolke aus und wir fahren langsam los.
Zugbegleiter Andres spricht Spanisch und Englisch. Praktisch, denn trotz einiger Kurse ist mein Spanisch eher spärlich. Seine Übersetzungsdienste braucht im Abteil außer mir nur noch ein deutsches Ehepaar.
Der Zug fährt ein Stück an der “Avenida de los Volcanes” entlang. Der Forscher Alexander von Humboldt hat ihr den Namen “Straße der Vulkane” gegeben, denn die Route ist von aktiven und nicht aktiven Feuerbergen gesäumt. Von 12 Vulkanen auf der Strecke von Quito bis El Boliche werde ich bis mittags 7 sehen. “Das ist ein ziemlich guter Tag”, meint Andres.
Links und rechts kann man die Fenster öffnen und daraus fotografieren. Auf die offene Plattform kann man während der Fahrt leider nicht. Dort steht jeweils ein Mann, der bremst und Signale gibt.
Wir fahren aus Quito heraus. Dabei sehen wir rechts den “El Panecillo” Hügel mit der Statue stehen.
Auch an Vororten fahren wir vorbei, an Häusern mit Graffiti, an winkenden Menschen und Hunden, die den roten Zug wütend ankläffen.
Dann kommen Vulkane auf der linken Seite in Fahrtrichtung in Sicht, u. a. der Cotopaxi mit seinem schneebedeckten Gipfel. Auf dem Bild seht ihr ihn ganz rechts. Er ist stattliche 5.897 Meter hoch, damit der zweithöchste Berg Ecuadors und einer der höchsten aktiven Vulkane der Welt.
Gemütlich tuckern wir durch die Landschaft. Ihr habt also genügend Zeit, um Bilder zu machen.
Unser erster Stopp nach rund einer Stunde ist Tambillo.
Von hier aus habt ihr einen schönen Blick auf Natur und die Stadt.
Ich stelle mich bei einem Stand an, ich hätte gerne eine Empanada (Teigtasche). Das möchten auch ziemlich viele andere. Jeder bestellt wild durcheinander oder nimmt sich gleich eine Empanada aus dem Korb und hält der Kellnerin das Geld hin. Vornehme Zurückhaltung macht nicht satt, also mache ich es genauso. Glücklich beiße ich in das warme Gebäck, da sind die 15 Minuten Pause schon wieder herum.
45 Minuten brauchen wir bis zum nächsten Stopp in Machachi. Wir fahren vorbei an Bergen und sattgrünen Wiesen mit Kühen. Mmh, das sieht ein wenig aus wie in den Alpen.
Die Familienmitglieder um mich herum scheint jedoch Kühe zu mögen, sie zeigen aufgeregt auf die schwarz-weißen Tiere und der Vater filmt sie. Mir wären Lamas lieber, euch vermutlich auch?
Dann halten wir für 20 Minuten in Machachi an. Schon bei der Einfahrt sehen wir die Tanzgruppe. Die Tänzer wirbeln umeinander, zu einer fröhlich klingenden Musik.
Auch hier können wir wieder etwas zu Essen und zu Trinken kaufen. Auf der Fahrt verhungert und verdurstet ihr also nicht, dazu verteilt Andres noch Stückchen von ecuadorianischer Schokolade.
Auf zum letzten Stück der Zugfahrt! Wir sehen “Las Tres Marias” oder auch “The Three Marys”. Zwei davon habe ich auf meinem Bild erwischt, sie scheinen sich aneinander zu kuscheln.
Endstation für mich ist El Boliche, hier wartet Guide Marco auf mich. Die Luft riecht frisch und nach Blumen, wir sind auf 3.500 Metern Höhe. Mit dem Kleinbus fahren wir zurück nach Quito.
Allerdings machen wir noch einen Stopp in Machachi, bei “La Estacion”. Nach dem Essen im Restaurant besuche ich die Farm. Sehr angetan bin ich von dem roten Haus unter Palmen.
Toll finde ich aber auch die einheimischen Tiere.
Hier schaue ich mir Lamas und Alpakas an. Ihr kennt den Unterschied nicht? Alpakas sind kleiner als Lamas, haben dafür aber wesentlich mehr Wolle. Dieses Alpaka ist sehr wollig.
Auf der Farm treffe ich auch meinen ersten “Chagra”, das ist ein Cowboy in Ecuador. Marcos Vater ist ein Chagra, kümmert sich um Pferde und andere Tiere. Ein spannender Einblick in das Leben von Ecuador…
Mein Fazit
Die Zugfahrt war sehr schön, um die Umgebung von Quito zu erleben. Die Fahrt war bequem, ich kam mit den Einheimischen in Kontakt und habe viele Vulkane gesehen. Lohnt sich auf jeden Fall!
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Zu dieser Reise haben mich Quito Turismo und das Hotel Casa Gangotena eingeladen. Vielen Dank dafür!
Anja Beckmann
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6 Kommentare
Marcus Mersinger
28. November 2014 um 03:36Bis 2012 gab es nur die bekannte Zugstrecke über die Teufelsnase von Alausi nach Simbambe. Nach der Komplettrenovierung gibt es nun 8 Kurzstrecken, die befahren werden können. Highlight ist allerdings jetzt die 4-Tagesreise im Tren Crucero von Quito bis nach Guayaquil (Duran) oder umgekehrt von Guayaquil nach Quito.
Gruss,
Marcus
Anika
13. November 2014 um 20:13Hallo Anja,
ein sehr schöner Bericht und tollte Fotos von einer spannenden Bahnstrecke.
Südamerika steht bei mir ziemlich weit oben auf der To-Do-Liste. Dein Beitrag macht auf jeden Fall Lust, direkt morgen einmal in Quito vorbei zu schauen. ;)
Viele Grüße
Anika
Sabrina Hagert
5. November 2014 um 11:53Danke für diesen wirklich wunderschönen Reisebericht über ein Land, dass man so gar nicht kennt. Finde auch die Fotos toll gelungen, da sie Land und Leute zeigen, ganz abseits der Hochglanzfotos die man sonst so sieht. Sehr schön geschrieben und hat neugierig gemacht. LG Sabrina
Anja Beckmann
5. November 2014 um 15:08Das ist ja nett – vielen Dank für deine lieben Worte!
Viele Grüße
Anja
Gerhard auf Schienenreisen
4. November 2014 um 16:55Ecuador baut sein Bahnreisenetz in den letzten Jahren ziemlich aus, vieles wird wieder reaktiviert und aus dem Dornröschenschlaf geholt. Mit dem Tren de la Libertad und dem Tren Crucero war ich schon unterwergs, über den Zug zu den Vulkanen durfte ich hier heute bei Dir über einen weiteren interessanten zu in Ecuador lesen. Danke dafür. :-)
Anja Beckmann
5. November 2014 um 15:06Gern geschehen! Zu gerne würde ich auch mal den Tren Crucero von den Anden zur Küste nehmen.
Liebe Grüße
Anja