Beitrag von Sophia Schillik. Was macht man, wenn man im Herbst erschrocken feststellt, dass der Sommer sich heimlich, still und leise schon aus dem Staub gemacht hat? Ganz einfach: Man reist ihm hinterher. Auf der Suche nach einem Ort, an dem ich mein Bedürfnis nach Sonne, Strand, Abendessen im Freien und nackten Schultern stillen kann, stolpere ich über die Kanareninseln Lanzarote und La Graciosa.
Hier, auf der kleinen vulkanischen Insel Lanzarote im Atlantischen Ozean, ist der Sommer praktisch ganzjährig zuhause. Hier lockt eine Vielzahl an belebten wie einsamen Sandstränden, eine Mischung aus guter touristischer Infrastruktur und gediegener Ruhe.
Ich freue mich auf die außergewöhnlichen Naturerlebnisse, von denen alle sprechen, die hier schon einmal waren. Auf Kunst und Kultur. Und gutes Essen! All das soll es hier auf Lanzarote geben. Klingt fast schon zu gut, um wahr zu sein.
Ich packe meinen Koffer: Bei meinen Vorbereitungen bin ich überrascht, wie warm es im Herbst hier noch ist. Auf Lanzarote herrscht im September/Oktober durchschnittlich eine Temperatur von 26 Grad, satte acht Sonnenstunden pro Tag kann man dort jetzt noch genießen.
Wirklich kalt wird es auf der Insel nie: Selbst im Januar beträgt die Durchschnittstemperatur milde 17 Grad, erst abends braucht man dann doch eine etwas dickere Jacke. Das macht Lanzarote zum idealen Reiseziel für alle, die den Sommer lieben und noch einmal verlängern wollen.
Slow Life, Wassersport, imposante Naturschauspiele: Auf Lanzarote findet man all das und noch viel mehr. Die Insel ist ein Ort voller Gegensätze: Die raue, stellenweise fast schon bizarre Landschaft, das angenehme Klima, die Strände und Buchten, der Kontrast von traditioneller Bauweise und modernen Unterkünften und nicht zuletzt der kulturelle Fußabdruck des allerorts präsenten Künstlers César Manriques tragen zum charakteristischen Gesicht der nordöstlichsten Kanareninsel bei.
Lanzarote ist, in seiner Gesamtheit, die Verbindung von Kunst und Natur, von Altem und Neuem, von Abgeschiedenheit und Aktivtourismus – und irgendwie eine Welt für sich. Der ideale Ort für alle, die Abwechslung und das Besondere suchen – so wie ich.
Als ich am späten Nachmittag ankomme, reicht mir allerdings erst einmal die Suche nach meinem Hotel und einem Ort, an dem ich runterkommen und etwas Leckeres essen kann. Ich bin müde und hungrig.
Knappe zwei Stunden später finde ich mich – wieder hellwach – in einer Höhle von gigantischen Ausmaßen wieder: der Jameos del Agua. So etwas habe ich tatsächich noch nie gesehen!
Eine Höhle mit Restaurant oder ein Restaurant in einer Höhle? Wie auch immer man diesen Ort nennen mag, eines ist er auf jeden Fall: einzigartig. Hier treffen Geologie, Architektur, Design, Gastronomie und Musik aufeinander, man speist in einem genialen Setting mitten in einer Grotte, auf Designerstühlen sitzend zu gedimmtem Licht, mit Blick auf einen unterirdischen See.
Ein paar Schritte weiter gelange ich über eine Steintreppenanlage hinauf zu einem weißen, von César Manrique entworfenen Schwimmbecken – gerade nachts ein toller Anblick, weil die gesamte Anlage dann kunstvoll beleuchtet ist.
Aber nicht nur essen kann man hier, auch Konzerte werden in der Jameos del Agua veranstaltet. Hinter dem Becken liegt ein ziemlich spektakulärer, in die Grotte eingebauter Konzertsaal mit etwa 600 Sitzplätzen, „Los Jameos“ genannt.
Am nächsten Tag mache ich mich zu der kleinen Insel La Graciosa auf. Sie ist Teil des nördlich von Lanzarote gelegenen Chinijo-Archipels und bildet zusammen mit Alegranza, Montaña Clara, Roque del Este und del Oeste das größte Unterwasserschutzgebiet Europas. Vor mir leuchtet tiefblau der Atlantische Ozean.
Ich liebe das Meer, und vor allem liebe ich es, mit einem Boot auf dem Meer unterwegs zu sein. Auch wenn sie nur eine knappe halbe Stunde dauert, genieße ich die Überfahrt vom kleinen Fischerort Orzola aus nach La Graciosa ungemein, lasse mir den Fahrtwind um die Nase pusten und den Anblick des kleinen, Lanzarote vorgelagerten Eilandes auf der Zunge, pardon, der Linse zergehen.
Auf La Graciosa gibt es keine geteerten Straßen, hier hat der Tourismus noch nicht jeden Winkel erobert und man bewegt sich auf drei Arten fort: SUV, Rad oder Schusters Rappen.
Weil ich gerne so viel wie möglich von der kleinsten bewohnten Insel der Kanaren sehen möchte, wähle ich eine Kombination aus Jeep und Spaziergang und lasse ich mich zur Playa de las Conchas (Strand der Muscheln) fahren, wo ich die Schönheit des Strandes auf mich wirken lasse.
Danach geht es über Sand, Stock und Stein weiter zur Südwestseite der Insel, zur Montaña Amarilla („Gelber Berg“).
An der Playa de la Francesa lässt mich mein Fahrer aussteigen, von dort aus laufe ich zur Playa de la Cocina („Strand der Küche“). Hier genehmige ich mir endlich den lang ersehnten Dip ins Meer, das herrlich klar und kühl ist, und strecke am Strand alle Viere von mir.
Am liebsten würde ich jetzt nie, nie, nie wieder aufstehen und einfach mit dem warmen Sand verschmelzen – wenn sich da nicht ab und an ein sanftes Magengrummeln zwischen das Geräusch anbrandender Wellen schieben würde.
Der Hunger ist es denn auch, der mich zurück in die Zivilisation treibt. Über eine weite Ebene gelange ich – kleine Dörfer mit typisch weiß gekalkten Häusern passierend – ins Fischerdorf Caleta del Sebo, den Hauptort der Insel La Graciosa. Nicht ohne in einem der netten Fischlokale einzukehren, trete ich gegen späten Nachmittag, per Boot natürlich, die Heimfahrt nach Arrecife an.
Weiterlesen zu Lanzarote
Lanzarote: Das Lied von Feuer, Wasser und Luft
Vielen Dank für die Unterstützung an das Spanische Fremdenverkehrsamt München und an die Tourismusbehörden von Lanzarote (auf den Websites findet ihr viele hilfreiche Informationen), die die Reise ermöglicht haben.
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Anja Beckmann
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3 Kommentare
Rita
22. Oktober 2015 um 09:30Sehr gut getroffen, genau so ist sie, die besondere Insel! Und noch viel mehr ist sie! Und wenn man sich von den typischen Touri -Ecken fern hält hat man einen Urlaub den man nie vergisst, inclusive hohem “bin ich alleine auf einem fremden Planeten ” Potenzial!
Liebe Grüße
Rita
kati
22. Oktober 2015 um 07:40schöner beitrag! ich freue mich schon darauf den jahreswechsel auf lanzarote zu verbringen.
Anja Steinberg
21. Oktober 2015 um 23:35Ja, da bekomme ich wirklich Lust auf Lanzarote – die Insel, die gerade aufgrund ihrergeografischen Beschaffenheit polarisiert. Vielen Dank für den tollen Artikel!