Bei den Malediven schnorcheln, in Sri Lanka Elefanten sehen oder in Istanbul auf dem Basar einkaufen gehen – das alles habe ich in diesem Jahr schon erlebt. Aber geht es im Leben nur darum, Dinge abzuhaken? Nach rund 3,5 Jahren als Reiseblogger ziehe ich jetzt Bilanz. Ich erzähle euch, wie ich mir mein Leben eingerichtet habe, wie ich mein Geld verdiene und wie es mit meinem Blog weitergeht. Und ich bin gespannt auf eure Meinung zum Reiseblogger Leben!
Warum ich diesen Artikel schreibe
Ich habe mein Reiseblog im Dezember 2012 gegründet, nach meiner einjährigen Weltreise.
Seitdem ist so viel passiert: Ich habe jede Menge neuer Reiseziele besucht, Lieblingsplätze wiedergesehen (z. B. Mexiko, Bali und Australien), neue Erfahrungen gemacht und viele Menschen kennengelernt.
Über mein Reiseblog erreiche ich inzwischen monatlich rund 45.000 Leser und via Social Media über 60.000. Ich habe einige Auszeichnungen erhalten. Außerdem war ich im Fernsehen, Radio, Zeitschriften und Zeitungen.
Die viele Arbeit und das Herzblut, das ich in mein Reiseblog stecke, zahlt sich aus. Aber auch bei mir gibt es Fehlschläge, Momente des Zweifelns und machmal auch eine Zwangspause.
Zeit für Rückblick & Zukunftspläne
Nach der Reisemesse ITB hat mich Vielreisende (ich bin im Jahr rund 4 Monate unterwegs) eine starke Grippe erwischt – und für fast sechs Wochen außer Gefecht gesetzt.
Statt Dauerreisen hatte ich hier in Köln Gelegenheit, mir Gedanken zu machen.
Dabei ist mir aufgefallen: Es gibt nicht nur im Bürojob ein Hamsterrad, auch beim Reisebloggen. Denn meine alten Muster sind immer noch: Dinge gut erledigen wollen, immer dazu lernen und mir selten eine Pause gönnen.
Inzwischen habe ich über 50 Reiseziele besucht. Aber was macht mich wirklich glücklich? Ein Land nach dem anderen abhaken – nach dem Motto: höher, schneller, weiter? Sicher nicht!
Traumjob Reiseblogger?
“Du hast ja den absoluten Traumberuf”, bekomme ich immer wieder zu hören – ob von Freunden, neuen Bekannten oder meiner Friseurin.
Eine gute Freundin meinte dagegen: “Das wäre mir viel zu stressig. Immer reisen, unterwegs Notizen machen und fotografieren sowie auf Social Media posten. Und zu Hause dann die Blogartikel schreiben. Da mache ich doch lieber richtig Urlaub!”
Mein Weg: Journalistin – Pressesprecherin – Reiseblogger & Beraterin
Ich hätte früher nicht gedacht, dass ich mal Reiseblogger werde. Mein Weg sah so aus:
- Studium in Aachen und Köln: Germanistik, Politik & Kunstgeschichte
- Während des Studiums freie Journalistin bei Tageszeitungen und Radiosendern
- PR-Volontariat in einer Agentur in Hamburg
- Pressesprecherin bei zwei Nahrungsmittelunternehmen in Bremen und Essen
- 1 Jahr Weltreise zwischen diesen beiden Jobs
- Heute: Reiseblogger sowie Beraterin und Seminarleiterin für Blogger Relations, Blogs und Social Media
1 Jahr Weltreise – mein Leben im Umbruch
Die Weltreise 2007/8 war ein tiefer Einschnitt in mein Leben. Bisher war mein Berufsweg ziemlich gerade verlaufen. Privat war ich seit langem glücklich mit meinem Freund Carsten. Doch ich merkte: Ich brauchte eine Pause vom Berufsleben.
Also machte ich mich auf den Weg – mit dem Rucksack besuchte ich weitgehend allein 14 Länder in Asien und Lateinamerika, dazu Australien und Neuseeland. Ich übernachtete in Hostels in Mehrbettzimmern, schloss viele Freundschaften.
Digitaler Nomade oder Homebase?
Nach einem Jahr Reisen – mit drei Zwischenaufenthalten in Deutschland – war ich froh, wieder nach Hause zu kommen. Zu Carsten, zu Familie und Freunden. Und zu meinem geliebten Köln. Am Ende hatte ich sogar mein eigenes Bett vermisst.
Für mich stand danach fest: Zum Digitalen Nomaden eigne ich mich nicht. Ich brauche eine Heimatbasis. Ich muss nicht immer unterwegs sein.
Denn ich “muss” gar nichts – außer genügend Geld für meinen Lebensunterhalt verdienen.
Meine ganz persönliche Lebensweise
Ich wohne inzwischen wieder in Köln und wie die Kölner lasse ich gerne alle so leben, wie es für sie passt. Ich habe für mich diese Lösung gefunden:
- In Köln arbeite ich vom Homeoffice aus – an Kundenprojekten oder an der Seminarvorbereitung
- Vier Monate im Jahr bin ich auf Reisen.
- Bei der Auswahl der Reiseziele richte ich mich nach meinen persönlichen Vorlieben: Fernreisen, Sonnenziele in Europa sowie Städtereisen. Gebucht sind schon Mexiko, Thailand, Indonesien, Australien sowie ein paar Europaziele wie Frankreich und Spanien.
- Damit erfülle ich mir gleichzeitig meinen Wunsch nach Freiheit sowie nach Verbundenheit mit meinen Lieben.
- Carsten arbeitet in Festanstellung, er hat nur wenig Urlaub. Meist geht er mit mir auf Europareisen, am liebsten auf Roadtrips.
- Was ich mir in Zukunft noch wünsche, ist ein Haustier. Carsten und ich hätten gerne eine Katze und einen Hund.
- Ich habe viele Bekannte, aber einen relativ überschaubaren Freundeskreis – darunter sind inzwischen auch einige andere Reiseblogger. Mit Janett von Teilzeitreisender organisiere ich etwa das Kölner Reiseblogger Treffen, mit Mila und Olli von Helden unterwegs fliege ich nach Stockholm zur Bloggerkonferenz TBEX und mit Ute von Bravebird war ich in Portugal. Außerdem hat sie mit Conchi den allerniedlichsten Hund.
Wie ich mein Geld verdiene
Ich bin so glücklich, dass ich mit meiner Leidenschaft fürs Reisen Geld verdienen kann! Mein Lebensunterhalt speist sich aus folgenden Quellen:
- Blog: Ich erhalte Honorare für gesponserte Beiträge oder Kampagnen, an denen ich teilnehme. Darüber hinaus schreibe ich auch für Unternehmensblogs, das habe ich z. B. schon für die Blogs von Aruba, Neckermann Reisen oder HolidayCheck gemacht.
- Beraterin: Ich unterstütze Unternehmen und Agenturen bei Blogger Relations, Blogs und Social Media. Referenzen sind da die Französische Zentrale für Tourismus, Tourismus Flandern-Brüssel oder Yourfone.
- Seminare: Ich komme aus einer Lehrerfamilie. Und anders als mein Vater, meine Mutter und meine Schwester wollte ich eigentlich nie Lehrerin werden. Und jetzt gebe ich doch mit Begeisterung Seminare und halte Vorträge, z. B. bei Agenturen (v. a. im Tourismusbereich), Tourismus NRW, der ITB oder der Social Media Akademie (SMA).
Wie ich mir die vielen Reisen leisten kann
Für meine einjährige Weltreise habe ich lange gespart, alles selbst organisiert und bezahlt.
Inzwischen werde ich wie Journalisten oder andere reichweitenstarke Blogger auch auf Journalisten- oder Bloggerreisen eingeladen.
Das klingt erstmal traumhaft. Doch von einem Urlaub ist es weit entfernt – man reist eben nicht mit Freund oder Freundin und hat ein vorgegebenes Programm.
Deshalb organisiere ich auch weiterhin Reisen selbst. So wie 2 Wochen Mexiko im Oktober/November und 6 Wochen Thailand, Indonesien und Australien im Januar/Februar.
Wie ich als Reiseblogger Urlaub mache? Dann fahre ich wie gerade erst mit Carsten nach Polen. Ich habe zwar ein paar Bilder auf Social Media gepostet, schreibe aber nicht für mein Blog darüber.
Genauso werde ich es mit unserem Roadtrip nach Spanien im August halten. In Stockholm besuche ich zwar die Bloggerkonferenz, mache dort aber ansonsten Urlaub.
Vor- und Nachteile meiner Selbstständigkeit
Seit 6 Jahren bin ich nun als Beraterin selbstständig, vor rund 3,5 Jahren kam mein Reiseblog hinzu.
Vorteile
- Ich verdiene mit dem meinen Lebensunterhalt, was mir am meisten Spaß macht.
- Während der langen Zeit als Angestellte konnte ich viele Fähigkeiten erwerben und Kontakte knüpfen, die jetzt sehr hilfreich sind.
- Heute kann ich viel mehr reisen als früher mit meinen 30 Tagen Jahresurlaub.
- Ich plane die Reisen nach meinem Geschmack und arbeite für tolle Kunden.
- Neben den Reisen arbeite ich vom Homeoffice aus.
- Das Café um die Ecke ist mein 2. Zuhause.
- Ich kann mich schon mal zwischendurch mit Freunden auf einen Kaffee oder zum Mittagessen treffen.
- Ich kann meine Arbeitszeiten selbst gestalten – ich starte meist um 9 oder 10 Uhr.
- Ich kann mir meinen Arbeitsplatz selbst einrichten, mit der Ausstattung, die ich möchte – z. B. MacBook Air oder Spiegelreflexkamera.
- Viele nette Kontakte und ständiges Dazulernen
Nachteile
- Ein langer Atem ist wichtig: Es hat eine Zeitlang gedauert, mein Blog bekannt zu machen – es gibt so viele gute deutschsprachige Reiseblogs.
- Schwankende Auftragslage: In einem Monat verdiene ich mehr, im anderen weniger. Da helfen Rücklagen, Versicherungen (z. B. gegen Berufsunfähigkeit) und stabile Nerven.
- Eine Eigentumswohnung oder ein Auto habe ich nicht, ich gebe mein Geld lieber fürs Reisen aus.
- Ich kümmere mich um alles selbst – von der Reiseorganisation über die Contentproduktion, die Kundenakquise oder Buchhaltung. Unterstützung bekomme ich bei Bedarf durch mein Computergenie Carsten, durch meinen Buchhalter, eine kleine Internetagentur oder einen Webdesigner.
- Meine To Do Liste ist endlos lang.
- Ich arbeite viel, meist 10 bis 12 Stunden pro Tag. Auch schon mal am Wochenende.
- Homeoffice bedeutet etwa auch: Um 7 Uhr die ersten Mails checken und nach dem Treffen mit Freunden spätnachts noch mal “kurz” an den Blogartikel oder an die Seminarpräsentation setzen.
- Ich muss mich um meine Buchhaltung kümmern – nicht meine Stärke. Glücklicherweise habe ich einen guten Steuerberater gefunden, der mich unterstützt.
- Die Fernreisen mit langen Flügen, Jetlag und starken Temperaturunterschieden sind manchmal ziemlich stressig.
- Es fällt mir schwer, einen Fitnessplan durchzuhalten. Auf Reisen versuche ich meist zu schwimmen oder Yoga zu machen.
Reiseblog: Eigenes Profil und Stimme finden
Geschätzt 1.200 deutschsprachige Reiseblogs gibt es. Da finde ich es wichtig, ein eigenes Profil zu haben. Bei mir ergeben sich die Themen aus meinen persönlichen Vorlieben, ich schreibe ja nur über eigene Erlebnisse.
Ich liebe:
- Exotische Reiseziele mit fremden Kulturen
- Sonne, Strand und Meer
- Tiere wie Elefanten, Flamingos oder Schildkröten
- Wassersport: Schwimmen, Schnorcheln, Tauchen, Segeln etc.
- Yoga und Pilates
- Schöne Hotels – meine Hostelzeiten sind lange vorbei
- Essen, vor allem Süßes (Pasteis de Nata, Sticky Rice with Mango und Zimtschnecken zu mir!)
- Wellness & Spa
Ich mag nicht:
- Kälte (beginnt für mich ab 20 Grad)
- Berge sehen zwar schön aus, sind aber nichts für mich
- Wandern – ein Trauma aus meiner Kindheit
Ihr werde also bei mir nie einen Artikel über Wandern in Deutschlands Bergen lesen – versprochen!
Wie geht es weiter?
Die Grippe hat mir gezeigt, dass ich mehr auf mich achten muss. Es wird ein paar Änderungen geben:
- Ich mache weniger Reisen.
- Dafür versuche ich, jeweils länger zu verreisen.
- Meine 5 Autoren werden weniger Reisen wahrnehmen als bisher, den Hauptteil werde ich übernehmen.
- Kooperationspartner auswählen, die genau zu meinem Blog passen und mit denen ich langfristig arbeiten kann.
- Mir selbst mehr Weiterbildungen gönnen, z. B. Konferenzen wie die Inreach oder die TBEX.
“Leben heißt Veränderung”, sagt man. Finde ich gut – so wird es nie langweilig!
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1 Jahr Weltreise: Meine Highlights & Erfahrungen aus 14 Ländern
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Ist das Reiseblogger Leben für euch erstrebenswert? Oder geht ihr lieber einen anderen Weg? Habt ihr noch Fragen an mich?
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Anja Beckmann
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68 Kommentare
Mandy
22. Juli 2016 um 23:11Ein spannender Artikel, Anja! Danke fürs Teilen! Ich finde mich in vielen Punkten wieder, mache momentan einen ähnlichen Prozess durch (noch in Arbeit…) bzgl. dem Warum und wie und überhaupt.
Es ist gut und wichtig, die eigene Situation ab und an zu hinterfragen und sich vor allem mal ne Pause zu gönnen und die Dinge Revue passieren lassen.
Schönes entspanntes Weiterreisen! :)
Ein Haustier (bzw. “Van-Tier”!?) hätte ich auch gerne… ein Hund wird bestimmt irgendwann mein Begleiter.
Liebe Grüße aus Schweden!
Anja Beckmann
23. Juli 2016 um 11:47Hallo Mandy,
ein Van-Hund klingt gut und ist bestimmt ein toller Begleiter!
Liebe Grüße
Anja
Michael
1. Juni 2016 um 07:42Ein interessanter und ehrlicher Einblick. Vielen Dank dafür. Ich betreibe das Bloggen semi-professionell neben einer Festanstellung und weiß also, dass Bloggen auch mit viel Arbeit gleich zu setzen ist. Natürlich macht das Bloggen auch Spaß, natürlich liebe ich es zu reisen und genieße die Vorteile, Reisen & Bloggen verbinden zu können. Und irgendwo am Horizont steht auch der Traum, vom Bloggen leben zu können. Ob sich das realisieren lässt, werde ich sehen. Denn Famile, Haustier, Verantwortung und Absicherung fürs Alter stehen bei mir neben dem Spaß und dem Hier und Heute eben auch fest im Fokus. Letztlich wird es die Zeit zeigen. Solange es Spaß macht und es sich richtig anfühlt, ist es genau der richtige Weg für mich. Oder eben auch für dich. Ich habe gelernt, auf meine innere Stimme zu hören. Ich finde es gut, dass du auch auf deine hörst.
Weiterhin alles Gute!
Michael
Anja Beckmann
1. Juni 2016 um 14:44Hallo Michael,
das sehe ich genauso – jeder muss den richtigen Weg für sich finden. Für mich ist es oft nicht so einfach, alles in Balance zu halten. Mal kommt der Sport zu kurz, manchmal mein Haushalt oder mein Freund (das versuche ich vor allem zu vermeiden). Dir weiterhin viel Spaß auf deinen Reisen und deinem Weg!
Viele Grüße
Anja
Anna und Michael
29. Mai 2016 um 08:52Hi Anja,
wirklich interessant ist Dein Artikel über Dein Leben als Reiseblogger. Das Hobby zum Beruf machen, davon können nur wenige erzählen. Daumen hoch. Unser Reiseblog hat demnächst seinen 1-jährigen Geburtstag und wir freuen uns tierisch – auch wenn wir im Nebel der 1.200 anderen Reiseblogger kaum sichtbar sind. Noch nicht. :-)
Wir wünschen Dir noch viel Erfolg mit Deinem Blog und sind auf Deine nächsten Reisen sehr gespannt.
Machs gut
Anna und MIchael
Anja Beckmann
29. Mai 2016 um 09:09Hallo ihr beiden,
vielen Dank für eure netten Worte!
Herzlichen Glückwunsch zum 1. Bloggeburtstag an euch.
Liebe Grüße
Anja
Anna & Vanessa
23. Mai 2016 um 10:15Hallo Anja,
toller Artikel, der zeigt, dass ein Blog eben auch viel Arbeit ist und selbstständig zu sein noch ein bisschen mehr! Repsekt, dass du das alles so gut hinbekommst. Aber auch Pausen sind wichtig, manchmal muss man sich Zeit für sich selber nehmen.
Wir freuen uns auf deine kommenden Reisen :)
Lieben Gruß,
Anna & Vanessa
Anja Beckmann
25. Mai 2016 um 09:30Hallo ihr beiden,
wie schön, dass euch der Artikel gefallen hat! Ja, der Blog ist viel Arbeit – aber auch eine sehr schöne. :) Ich freue mich schon auf die nächsten Reisen im Juli nach Schweden, Frankreich und Spanien.
Liebe Grüße
Anja