Beitrag von Ann-Kathrin Metzger. Auf meiner Reise durch die Provinz Shandong im Nordosten Chinas habe ich intensiv mit der regionalen chinesischen Küche Bekanntschaft gemacht. Ich habe dort Lieblingsgerichte gefunden, einige ungewöhnliche Dinge wie Qualle oder Seegurke probiert sowie Neues über Tischsitten und Esstraditionen in China gelernt. Ich erzähle euch davon.
China: Küche der Vielfalt
Die chinesische Küche ist so vielseitig wie das Land selbst. Sie beinhaltet verschiedene Regionalküchen, die geprägt sind von den klimatischen Bedingungen und den Traditionen der jeweiligen Region.
Eine der einflussreichsten Küchen ist die Shandong Küche. Sie hat vor allem den Nordosten geprägt, wird aber auch in anderen Teilen des Landes sehr geschätzt.
Das Essen dreht sich
In China wird traditionell an einem großen runden Tisch gegessen. In der Mitte des Tisches ist eine drehbare Glasplatte fixiert, die fast den gesamten Tisch einnimmt.
Die bestellten Gerichte werden auf Tellern und in Schüsseln serviert und auf der Drehplatte verteilt.
Alle Gäste teilen sich diese Gerichte. Es gehört zu den guten Manieren, dass man erst seinen Sitznachbarn Essen aufgibt, bevor man sich selbst bedient.
Übrigens gibt es bei Familienfeiern oder Geschäftsessen eine ganz bestimmte Ordnung, nach der die Gäste am Tisch Platz nehmen dürfen.
Diese ist hierarchisch, so dass die älteste bzw. wichtigste Person sich zuerst setzen darf. Die hierarchisch am höchsten gestellten Personen sitzen dabei üblicherweise neben dem Gastgeber.
Das Essen wird ausgestellt
In einigen Restaurants habe ich erlebt, dass Speisen oder komplette Gerichte auf einer Theke im Eingangsbereich „ausgestellt“ werden. Das ist insofern praktisch, als dass ihr einfach auf ein Gericht zeigen könnt, das euch gut gefällt, auch wenn ihr den Namen nicht kennt.
Bei den Chinesen bestellt der Gastgeber die Gerichte für alle. Bestellt wird mehr als genug, denn nur wenn etwas übrig bleibt, war das Essen ausreichend. Leergefegte Teller würden den gefürchteten „Gesichtsverlust“ für den Gastgeber bedeuten.
Fisch und Meeresfrüchte in Shandong
Die Region Shandong grenzt an das Gelbe Meer, das Bohai-Meer und liegt am Unterlauf des Gelben Flusses. Sie ist bekannt für ihren Fisch und ihre Meeresfrüchte.
Auf dem Markt in Yantai habe ich erlebt, wie der fangfrische Fisch, Muscheln, Krebse, Seegurken und vieles mehr an den Ständen angeboten werden. Ich war experimentierfreudig und habe einiges mir bisher Unbekanntes probiert.
Qualle: Qualle ist als Salat oder Salatbeilage bekannt. Die Konsistenz ist auch nicht glibberig, wie man sich das vielleicht vorstellen könnte. Wenn die Qualle serviert wird, ist ihre Beschaffenheit elastisch und bissfest bis knackig. Auf jeden Fall nicht unangenehm. Qualle hat so gut wie keinen Eigengeschmack. Ihren Geschmack bekommt sie durch Gewürze oder durch das Öl beim Frittieren.
Seegurke: Eine Seegurke sieht ein bisschen so aus wie eine große braun-graue Essiggurke mit Noppen. Ich habe sie zuerst im rohen Zustand auf dem Markt probiert und fand dieses Tier eher unappetitlich, was aber vor allem an der Konsistenz lag: Das Fleisch war weich, glitschig und glibberig, der Geschmack war neutral. Gekocht oder gebraten und entsprechend gewürzt gilt die Seegurke jedoch als Delikatesse.
Abalone: Die Abalone ist eine beliebte Seeschnecke. Sie ist wenige Meter unter der Meeresoberfläche in den Küstengebieten zu finden, wo sie sich an den Felsen festsaugt. Ihr Fleisch ist weiß und zart, ähnlich einer Muschel, und wird als Delikatesse gehandelt.
Gemüse, Gemüse, Gemüse
Obwohl ich generell gerne Fleisch und Fisch esse, habe ich auf meiner Chinareise oft vegetarisch gegessen, weil die Auswahl an Gerichten einfach so groß war.
In der Shandong Küche kommen häufig Kürbis, Aubergine und Süßkartoffel auf den Teller. Mal frittiert, mal gedämpft, mal gebraten. In Scheiben, in Streifen und Würfeln. Langweilig wird es nie.
Oft begegnet sind mir außerdem Bohnen, Mais und Gurken, Yamswurzeln, Blumenkohl sowie der Blätterkohl Pak Choi und verschiedene Pilzarten.
Die Teigtaschen Jiaozi
Die Teigtaschen Jiaozi ähneln deutschen Maultaschen oder italienischen Ravioli. Die Füllung ist meistens eine Mischung aus (Schweine-)Fleisch und Gemüse, es gibt Jaozi aber auch in vegetarischer Form, mit Garnelen und in weiteren Variationen.
Die fertig gefüllten Teigtaschen werden gekocht oder gedämpft und sind danach zum Verzehr bereit.
Sehr lecker schmeckt es, wenn ihr die Jiaozi in Sojasauce oder eine Essig-Knoblauch-Sauce tunkt. Die Saucen könnt ihr in separaten kleinen Schälchen zu den Jiaozi bestellen.
Hefeklöße Baozi
Baozi sind Hefeklöße, ähnlich einer Dampfnudel, die wie Jaozi unterschiedlich gefüllt werden. Sie sind ein beliebter Snack und werden euch vielerorts in Garküchen in den Straßen begegnen.
Es gibt sie zum Beispiel mit Hackfleischfüllung, Pilzen, Chinakohl oder in süßer Form mit Bohnenpaste. Die Chinesen essen Biaozi gerne zum Frühstück. Die Hefeklöße werden typischerweise in einem Bambusdämpfer zubereitet und es gibt sie in klein und groß.
Nudel-Norden
Während im Süden vor allem Reis gegessen wird, ist die Nordhälfte Chinas für ihre Nudelgerichte bekannt. In der Shandong Küche werden Nudeln häufig mit Gemüse, Fleisch oder Meeresfrüchten zusammen in einer Brühe gegessen.
Aber auch alle Fans von gebratenen Nudeln kommen auf ihre Kosten.
Reis wird in der Shandong Küche eher als Sättigungsbeilage verstanden. Wer als Gastgeber etwas auf sich hält, bestellt so viel, dass kein Gast mehr nach Reis fragen muss.
Mein Fazit zur Shandong Küche
An der Shandong Küche hat mir besonders die Vielfalt an Zubereitungsarten von Fleisch, Fisch und Gemüse gefallen. Zu meinem Lieblingsgericht wurden die Teigtaschen Jiaozi in allen Variationen. Aber auch Kürbis und Aubergine (sehr lecker in frittierten Streifen!) durften für mich auf dem Tisch nicht mehr fehlen. Ein Highlight war ebenso der fangfrische Fisch.
Bei der Zubereitung der Speisen kommt in der Shandong Küche häufig Knoblauch zum Einsatz. Scharf ist das Essen im Allgemeinen nicht. Ihr könnt aber beispielsweise separat scharfe Saucen mit Chili zu euren Gerichten bestellen.
Was würdet ihr in China gerne mal probieren?
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Shandong in China: 10 lustige Fakten aus dem Reich der Mitte
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Der Reiseveranstalter China Tours hat meine Reise nach Shandong ermöglicht. Vielen Dank dafür!
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Anja Beckmann
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4 Kommentare
Sigrid
31. August 2018 um 12:06Hallo Anja,
ja, ich bedauere auch, dass es so wenige Berichte / Blogs über China gibt. Dachte das wäre heute selbstverständlich, denn China-Reisen boomen doch.
Das war mal ganz anders: ich war 1979 als eine der erste Ausländer mit der Dt.-Chin. Gesellschaft für Freundschaft (Frankfurt) dort. Wir sind 4 Wochen von Peking dann südwärts gereist (per Zug, Bus). Das war ein ganz besonderes Erlebnis. Die Reiseleiter konnten erstaunlich gut deutsch- auch über das übliche Vokabular hinaus. Die wussten besser über die deutschen Dichter Bescheid als wir !! ;-) Na, immerhin haben wir es fertiggebracht, mit denen ein paar deutsche Volkslieder zu singen !
Und das Essen so abwechslungsreich wie nirgends! Und wir aßen mittags und abends warm. Frühstück dann doch eher europäisch.
Tipp für den Sommer: chin. Gurkensalat – schnell + einfach. Das Geheimnis: Chili, Knoblauch + Sesamöl.
Als war dann nach all den Erlebnissen im ursprünglichen China von Guangzhou nach Hongkong ausreisten, war das ein regelrechter Kulturschock !
LG Sigrid
Anja Beckmann
1. September 2018 um 16:02Hallo Sigrid,
vielleicht ist für viele China immer noch zu exotisch?
Ich habe es zumindest schon mal nach Hongkong geschafft, da hat es mir sehr gefallen. Und das Essen war wirklich ein Traum…
Viele liebe Grüße
Anja
Anja
6. Februar 2018 um 15:54Hallo,
schade, dass es so wenige Reiseblogs zu China gibt. Schön, dass mal jemand darüber schreibt. Ich war 2016 in Peking, Lijiang und Hainan. Wir haben Bekannte besucht. Alleine würde ich die Reise nicht wagen. Chinesen können leider null Englisch.
Das Essen war das Beste! Ich probiere gerne neues aus. Mein Lieblingsgericht sind ebenfalls die Jiaozi. Obwohl ich aus dem schwäbischen Raum komme, finde ich die sogar besser als unsere Maultaschen.
Baozi hatten wir einmal sogar mit Suppenbrühe gefühlt. Das war eine kulinarische Überraschung :-)
Ich liebe die große Auswahl an den drehbaren Tischen. Die Gewürze…
Hotpot war allerdings nicht mein Ding :-)
Liebe Ann-Kathrin, falls du nochmal eine Reise nach China wagst, kann ich dir Lijiang empfehlen . Das ist eine “Museumsstadt”. Unsere Bekannte, die Chinesin ist, sagte, selbst für Chinesen ist das ein Geheimtipp. Als Ausflug lohnt sich der Jade-Drachen-Schneeberg.
Viele Grüße Anja
Thomas
3. August 2016 um 19:23Hallo,
ich liebe die chinesische Küche. Ich mag die Jiaozi sehr. Besonders mit Bärlauch oder Garnelen oder …
Was ich immer wieder sehr liebe ist Paocai. Sauer, scharfes Gemüse. Oder der mongolische Feuertopf (besonders im Winter). Und natürlich die vielfältigen Variationen an Nudeln und Nudelsuppen nicht zu vergessen. Es gibt so vieles zum Probieren.
Lg Thomas