Reisen gehört seit meiner Kindheit zu meinem Leben. Damals ging es allerdings in den Schulferien mit dem Wohnwagen nach Frankreich, nicht in ferne Länder. Erst viel später kam meine einjährige Weltreise, die ich mir zusammengespart hatte. Wie mich das Reisen verändert hat? Gerade außerhalb meiner Komfortzone wie nach Japan oder Südamerika? Hier kommt meine Antwort, mit ihr nehme ich an der Blogparade “Reisen verändert” von Sabine (Blog Ferngeweht) teil.
1 Jahr Weltreise als einschneidendes Erlebnis
Eins vorweg: Ich glaube nicht an Sternzeichen. Aber vieles, was man über Zwillinge sagt, trifft auf mich zu. Zwei Seiten habe ich: einerseits manchmal zu ängstlich, andererseits extrem neugierig und experimentierfreudig.
Und das führt mich dann schon mal mit Höhenangst auf die höchste Schaukel Europas. In 100 Metern Höhe über Amsterdam zu schwingen war… interessant.
Auch habe ich Flugangst und fliege trotzdem. Selbst wenn ich aus Umweltgründen jetzt lieber Zug oder Fernbus nehme.
Definitiv Überwindung hat es mich gekostet, weitgehend allein auf Langzeitreise zu gehen. Das war 1 Jahr Weltreise als Frau allein durch Asien, Australien, Neuseeland und Südamerika.
Doch da ich so dringend reisen wollte, kam meine mutige Seite stärker zum Zug.
Meine Langzeitreise, Ängste & Erfahrungen
Vor der Weltreise hatte ich wirklich Bammel.
Dazu kam, dass Carsten, Familie und Freunde sich im Vorfeld Sorgen machten. Über Diebstahl, Überfälle oder Belästigungen.
Aber dagegen setzte sich meine abenteuerliche Seite durch. Natürlich – da kam meine vorsichtige Seite zum Vorschein – gut vorbereitet. Mit allen möglichen Gadgets aus dem Globetrotter Shop, Selbstverteidigungskurs und Notfallnummern im Gepäck.
All das ist sicher sinnvoll, doch ich brauchte es glücklicherweise nicht.
Ein Taschendieb in Bolivien war das Gefährlichste, was mir passierte. In Japan kam ich auch mit Englisch gut klar. Und ich traf jede Menge netter, hilfsbereiter Menschen.
So ließ mich ein Pilot nach der Landung auf seinem Sitz Platz nehmen, weil die Flugbegleiterin meine Flugangst bemerkt hatte. Ein Gaucho auf seinem Pferd nahm mich ein Stück in Chile mit. Und in Tokio begleiteten mich Leute zu meinem Hotel, damit ich gut dort ankam.
1) Wie mich das Reisen verändert hat: Ich wurde mutiger
Ich habe gemerkt, dass sich Mut lohnt. Meist passieren positive Dinge. Und gegen Negatives bin ich auch zu Hause nicht komplett geschützt.
Allerdings hilft es wirklich, sich im Vorfeld der Reise zu überlegen, was passieren könnte. Meine Wertsachen verteile ich immer noch an unterschiedlichen Stellen, falls doch mal etwas gestohlen wird.
2) Auf Reisen habe ich meine Heimat richtig schätzen gelernt
Meine Heimat liebe ich seit meinen Reisen noch mehr. Sie ist für mich Ruhe- und Kraftort. Hier sind Carsten, unser Hund Buddy, Familie und Freunde.
Ich habe das alles während meiner Weltreise ganz schön vermisst. Zuletzt sogar mein Bett, mein Sofa und meinen Kleiderschrank. Immer herumreisen fand ich ganz schön anstrengend.
3) Seither immer neue Reiseziele im Kopf
Was negativ ist: Ich bin seit meiner Weltreise reisesüchtig.
Denn ich liebe den Kontrast zwischen meinem Zuhause und neuen, spannenden Orten, Menschen und Erlebnissen.
Wenn ich mal einen Monat nicht reise, bekomme ich Hummeln im Hintern.
4) Meine Reisen führten zum Reiseblogger Job
Da passt es super, dass ich seit rund zehn Jahren selbstständig bin. Nach meiner Weltreise war das für mich ein logischer Schritt. Seither arbeite ich ortsunabhängig.
Ich kann mir aussuchen, wo ich wann für wen arbeite. Diesen Artikel schreibe ich übrigens gerade auf dem Sofa, während ich dazu Sixtiesmusik höre.
Angefangen habe ich damals als Social Media Beraterin, dann war ich Blogger Relations Beraterin und Seminarleiterin, heute Reiseblogger im Vollzeitjob.
Negatives gibt es allerdings auch am Reiseblogger Job. In manchen Monaten könnte ich rund um die Uhr arbeiten, etwa gesponserte Artikel schreiben und an bezahlten Bloggerreisen teilnehmen.
Leider ist ausgerechnet im Winter wenig los, da ich nicht Ski fahre. Sonst könnte ich schön den Sommer in Deutschland genießen.
Aber mit schwankenden Auftragslagen muss ich ebenso leben wie mit der verhassten Buchführung. Glücklicherweise habe ich den allerbesten Steuerberater.
5) Vertrauen in eine gute Zukunft
Reisen hat mich jedoch gelehrt, darauf zu vertrauen, dass sich schon alles fügt. „Es kommt wie es kommt“, sagen die Kölner. “Und es ist noch immer gut gegangen.”
6) Offen werden durch die Reisen
Ich bin offen für andere Länder, Kulturen und Gebräuche. Versuche, mich dort so gut es geht einzufügen. Also mich etwa angemessen zu kleiden, ein paar Wörter in der Landessprache zu lernen und die landestypischen Gerichte zu probieren.
Inzwischen bin ich Vegetarierin. So habe ich etwa über Lissabon Tipps Essen für Vegetarier und Veganer geschrieben. Ich freue mich schon auf das Essen an meinen nächsten Reisezielen. Es geht nach Frankreich, Marokko und Andalusien.
7) Toleranz für andere Lebensweisen
Tolerant war ich schon immer, meine Eltern waren schließlich Hippies. Meine Mutter machte Yoga, kaufte im Bioladen ein, trug Schmuck aus Marokko oder knüpfte Makramee. P.S.: Unglaublich, dass letzteres wieder in ist.
Das Reisen hat mir noch mal bewusst gemacht, dass ich so leben kann, wie ich möchte.
Ich muss niemandem Rechenschaft ablegen. Etwa darüber, dass ich meinen langjährigen Freund Carsten (noch nicht) geheiratet habe, wir erst seit Oktober 2017 zusammenleben und keine Kinder haben. Dafür einen Hund.
Ehrlich: Wir haben 2019. Jeder sollte so leben können, wie es ihm entspricht. Und ich bin sehr dankbar dafür, dass das in Deutschland möglich ist.
8) Minimalistisch leben
Heute hänge ich nicht mehr so sehr an Dingen. Eine Eigentumswohnung, ein Auto oder teure Markenkleidung? Brauche ich nicht. Durch das Reisen gewinne ich unvergessliche Momente.
Mein Geld gebe ich am liebsten für Reisen, technisches Zubehör wie Kameras und Essen aus.
Meine nächsten selbstfinanzierten und -organisierten Reisen: Bald fahre ich mit einer Freundin im Zug nach Colmar. Und mit Carsten und Buddy geht es auf ein Hausboot, mit dem wir im Elsass herumfahren werden. Perfekt!
9) Sprachkenntnisse verbessern
Mein Englisch ist durch das Reisen übrigens ziemlich gut geworden. Das liegt sicher auch daran, dass ich Filme und Serien generell meist in der Originalversion gucke.
Mit Spanisch und Französisch kämpfe ich selbst nach einigen Kursen noch. Mein kleines Latinum aus dem Studium hat mir leider nicht geholfen. :)
10) Reisen verbindet
Aber ich habe festgestellt: Die Verständigung klappt immer, wenn beide wollen. Notfalls mit Händen, Füßen und einem Lächeln.
In Panama etwa hat mir mein Taxifahrer die Namen aller deutschen Nationalspieler aufgezählt. Leider verstehe ich nichts von Fußball. Aber wir verstanden uns gut.
Übrigens finde ich immer Gleichgesinnte, mit denen ich mich über das Reisen unterhalten kann. Voller Begeisterung. Wenn die- oder derjenige dann auch noch Essen und Hunde mag, kommen wir aus dem Quatschen gar nicht mehr heraus.
11) Umweltbewusst reisen
Mir ist immer wichtiger, dass ich nachhaltig reisen und leben kann.
So habe ich etwa seit zehn Jahren kein Auto mehr, bin Vegetarier geworden und kaufe weniger ein.
Auf das Reisen bezogen, versuche ich Flugreisen wann immer möglich zu vermeiden.
So habe ich meine London Reise per Zug gemacht, bin ebenfalls mit dem Zug zum Flohmarkt Amsterdam IJ Hallen gefahren – dem größten Trödelmarkt Europas. Gute Flixbus Erfahrungen habe ich nach Antwerpen gesammelt.
Mein Fazit
Reist, meine Lieben! Es muss nicht immer gleich Bali sein. Schon ein Ausflug in eines unserer Nachbarländer lohnt sich. Andere Sprachen, andere Kulturen oder anderes Essen – ich finde es spannend.
Das hat mich das Reisen auch gelehrt: In Deutschland gibt es ebenfalls viel zu entdecken. Schaut doch mal in Artikel wie meine Köln Insider Tipps.
Carsten und ich suchen gerade weiter nach einem Van (GMC Vandura oder Chevy Van), er soll mit Autogas laufen. Ich freue mich schon auf unsere Ausflüge und Reisen durch Deutschland und Europa mit Hund Buddy. Es gibt noch viel zu sehen und zu lernen…
Jetzt möchte ich wissen: Wie hat das Reisen dich verändert?
Mit diesem Artikel nehme ich an der Blogparade von Sabine (Blog Ferngeweht) teil: Reisen verändert.
Fotos Nr. 1 und 5 von mir: Fotografin Melanie Zanin
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Anja Beckmann
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12 Kommentare
Menekse
3. Mai 2019 um 10:18Liebe Anja, was für ein toller Artikel und du triffst 1000% mit Allem ins Schwarze. Ich kann mich definitiv anschließen… Höhenangst, mutiger werden, Kulturen erleben… das Reisen gibt einem so viel und ich möchte es niemals missen. Es tut auch gut, sich zu beobachten, wie man in einer Alltagssituation reagiert hätte und wie man nach vielen vielen Erlebnissen bzw. Reisen heute reagiert. Das Leben ist spannend! Und so ist die Welt.
Anja Beckmann
3. Mai 2019 um 10:22Hallo Menekse,
klasse, dass dir mein Artikel gefällt! :)
Liebe Grüße
Anja
Joern Brach
3. Mai 2019 um 08:18Hallo Anja!
Was Du machst finde ich superklasse!
Ich bin schon älter. Würde ich nochmal anfangen würde ich nur noch reisen und fotografieren. (Aber ich liebe natürlich meine Kinder und bin froh, dass es meine Exfrau gibt). Ich reise beruflich viel. Manchmal an schöne Orte, oft nicht so. Wenn ich mal eine Woche zu Hause bin, weil es keine Arbeit gibt, ist das schon zu lange und ich will wieder los. 1. Wegen der Hummeln, 2. brauche ich die Knete. Wäre ich ein paar Jahre jünger, würde ich sowas machen wie Du. Es ist Klasse.
Werde Dir auf Instagram folgen, da bin ich seit wenigen Wochen. Guck mal vorbei! @joern_brach
Alles Gute und viel Spaß
Joern
Anja Beckmann
3. Mai 2019 um 10:21Hallo Joern,
vielen Dank für deine netten Worte! Ja, ich finde meinen Job auch klasse. Wir generell mein Leben (Buchführung mal ausgeschlossen).
Viele Grüße
Anja
Nadine
1. Mai 2019 um 22:07Hallo, sehr toller Bericht! Ich reise auch liebend gerne! Das Reisen löst in mir sehr vieles aus! Ich bin dieses Jahr nach 4 Monaten reisen nach Hause gekommen und bin ständig am ausmisten und werde das Gefühl nicht los das ich viel zu viel besitze.. Auch das ich immer mehr lerne dass man niemandem eine Rechenshaft schuldig bin. Auch ich bin seit 9 Jahren mit meinem Freund zusammen und höre immer wieder Bemerkungen warum wir nicht heiraten und Babys kriegen. Reisen ist das schönste aber auch das nach hause kommen ist toll!
Anja Beckmann
2. Mai 2019 um 11:12Hallo Nadine,
super, dass dir mein Artikel gefällt!
Ja, ich habe auch immer noch den Kleiderschrank voll mit Sachen. Und trage doch immer nur meine maximal zehn Lieblingsteile. :)
Man braucht gar nicht so viel, um glücklich zu sein. Aber wenn das Reisen nicht wäre, würde mir wirklich etwas fehlen.
Liebe Grüße
Anja
Kathrin
1. Mai 2019 um 22:00Ich bin immer schon gerne gereist. Das ist das Gen meines Vaters… Zunächst blieb ich in Europa, reiste mit Rucksack oder mit Auto und Zelt umher. Mehrere Reisen nach Australien – ein Mann war Schuld … – später war meine Neugier auf den Rest der Welt geweckt. Ich wollte Abenteuer, viel mehr Abenteuer, und das bekam ich auch: 4 Wochen Camping im Süden Afrikas. Jetzt ist es vollends um mich geschehen. Als ich dann bei Freunden, auf der Arbeit und vor allem bei der Familie verkündete, dass die nächste Reise nach Israel und Jordanien geht, kamen da schon Fragen, ob ich nicht mal einen normalen Urlaub machen könnte. Und was soll ich sagen? Ich bin gesund und munter zurückgekehrt. Inzwischen merke ich, dass Andere auch neugierig werden und sich von mir anstecken lassen. Ich selbst merke, dass ich vor allem in der Natur am Glücklichsten bin. Dort fühle ich mich frei. Beim Reisen habe ich mich selbst wiederentdeckt. Nach einer schmerzhaften Trennung und dem Tod meines Vaters fehlte mir eine Richtung, ich fehlte mir. Das alles habe ich nun wieder zurück und freue mich über jedes große und jedes kleine Abenteuer.
Anja Beckmann
2. Mai 2019 um 11:09Hallo Kathrin,
ich habe die Wanderlust auch von meinen Eltern geerbt. :)
Israel und Jordanien stehen auf meiner Wunschliste, da war ich noch nicht. Allein wegen des Essens möchte ich dort gerne mal hin.
Wie schön, dass dir das Reisen auch in schwierigen Zeiten geholfen hat! Für mich ist es ebenfalls ganz wichtig und ich möchte es nicht mehr missen.
Liebe Grüße
Anja
Barbara
1. Mai 2019 um 15:00Danke liebe Anja! Das mit dem alleine Reisen muss ich auch noch lernen. Zum Glück habe ich immer Freundinnen, die mitkommen. Trotzdem will ich mich wirklich auch trauen, alleine zu reisen,
Anja Beckmann
2. Mai 2019 um 11:04Hallo Barbara,
ich finde das Alleinreisen am leichtesten bei Städtetrips. Da gibt es immer so viel zu sehen und zu tun. Schwieriger sind Strandziele für mich.
Bei meiner Weltreise waren klassische Backpackerziele toll wie Thailand oder Australien. In den Mehrbettzimmern der Hostels habe ich immer jemanden kennengelernt.
Liebe Grüße
Anja
Sabine von Ferngeweht
30. April 2019 um 22:38Toll, dass Du es noch geschafft hast,
bei meiner Blogparade mitzumachen! Das mit dem mutiger Werden auf Reisen kenne ich auch – und deshalb muss man ja nicht gleich leichtsinnig werden. Ich verstecke auch immer alles gut :-)
Anja Beckmann
30. April 2019 um 22:41Sehr gern geschehen! Es ist ein tolles Thema.
Ja, und einige Sachen mache ich einfach nicht. Wie Fallschirmspringen in Neuseeland. Am Boden war es auch sehr schön.
Liebe Grüße
Anja